Tech Day: Mit welchen Eigenentwicklungen Volkswagen aufholen will

Bei einem internen Techniktag in Wolfsburg präsentierte Volkswagen rund 200 Vorständen, Top-Managern und Betriebsräten den aktuellen Stand zentraler Zukunftstechnologien. Die Botschaft: Der Konzern will sich als globaler Technologietreiber der Automobilindustrie positionieren – ein wichtiger Schritt auch für die Kernmarke, die ihren Triple-A-Plan verfolgt: Aufholen, angreifen, anführen. 

Unter dem Motto "We Power Technology!" demonstrierten Technik-Vorstand Thomas Schmall und sein Team zahlreiche Eigenentwicklungen – vom neuen Pulswechselrichter bis zum Steer-by-Wire-System. Allerdings ist nicht jede Neuheit ist ein technologischer Quantensprung, an manchen Stellen muss Volkswagen zunächst aufholen.

Ein Highlight war laut einem internen Bericht, der Automobilwoche vorliegt, ein neu entwickelter Pulswechselrichter (PWR) – er wandelt Gleichspannung in Wechselspannung um und gilt als Schlüsselkomponente zwischen der Hochvoltbatterie und dem E-Antrieb.

Bislang setzte der Konzern auf unterschiedliche Systeme mit variierender Software. Der neue modulare Baukasten soll Komplexität senken, Kosten reduzieren und die Flexibilität steigern.

Spannende News gibt es beim Thema Siliziumcarbid-Halbleiter, die unter anderem auch im Wechselrichter eingesetzt werden, und eine immer wichtigere Rolle in der E-Mobilität spielen. Gegenüber klassischen Silizium-Halbleitern sind sie deutlich leistungsfähiger und effizienter und haben einen geringeren Kühlaufwand.

Allerdings ist der Zukauf der SiC-Halbleiter sehr kostspielig, weshalb Volkswagen nun, "um Kosten- und Wirkungsgradverbesserungen beurteilen zu können" am Standort Kassel selbst mit der Fertigung von Prototypen begonnen hat – nach eigener Spezifikation und mit eigenem Design.

Ein zentrales Thema bleibt auch die Batterie: Die sogenannte Einheitszelle, bereits 2021 angekündigt, steht kurz vor der Serienproduktion. VW setzt auf weniger Varianten, um die Kosten signifikant zu senken.

Mit dem starken Fokus auf Standardisierung will VW mit CATL, BYD oder LG mithalten. Weitere Fortschritte beim Thema Akku präsentierte Volkswagen mit alternativen Zellchemien wie Natrium-Ionen oder der Feststoffbatterie in Kooperation mit QuantumScape. 

Für mehr Fahrspaß soll das gezeigte Steer-by-Wire-System sorgen – eine elektronische Lenkung ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern. Konzernchef Oliver Blume testete das System persönlich in einem Golf R und zeigte sich begeistert. Doch während andere Hersteller wie Nio oder Mercedes die Technologie bereits in Serie bringen, bleibt Volkswagen im Modus "perspektivisch" – wann es auf die Straße kommt, ist noch offen. 

Konkreter sind bereits die Fortschritte im Thermomanagement: Intelligentes Vorkonditionieren der Batterie soll Ladezeiten verkürzen und Reichweitenverluste minimieren – ein echter Kundenvorteil.

Thomas Schmall fasste den Tech Day selbstbewusst zusammen: "Volkswagen senkt Komplexität, findet die richtige Entwicklungstiefe und skaliert neue Technologie-Produkte in hohes Volumen. Das macht uns zum wettbewerbsfähigen Systemanbieter von E-Mobilität aus einer Hand."

Auch Betriebsratschefin Daniela Cavallo zeigte sich überzeugt: Volkswagen sei auf dem besten Weg, "die Technologieführerschaft in der Automobilindustrie dort zu erhalten und auszubauen, wo wir schon lange gut sind. Und gleichzeitig dort aufzuholen, wo es nötig ist." 

Beide Aussagen treffen zu. Jetzt muss der Konzern, wenn er globaler Technologieführer sein will, auch liefern. Und zwar nicht nur auf der Bühne in Wolfsburg, sondern auf der Straße.