Modellvorschau: Volvo setzt auf Elektrifizierung – aber nicht mehr nur auf E-Autos

2024 war für Volvo ein Rekordjahr, nie zuvor hat der Autobauer über 760.000 Fahrzeuge verkauft. Und trotzdem steckt auch Volvo, wie viele andere Hersteller, gerade in einer Krise. Der Absatz ging im ersten Quartal 2025 um 10.000 Einheiten gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, der Umsatz fiel um zwölf Prozent auf rund 7,6 Milliarden Euro. Das Ebit gab um 59 Prozent nach, die Rendite sackte auf 2,3 Prozent ab.

Dem entgegenwirken soll nun ein alter Bekannter. Li Shufu, Eigner des chinesischen Mutterkonzerns Geely (hält fast 79 Prozent an Volvo) hat CEO Jim Rowan überraschend Ende März vor die Tür gesetzt und dessen Vorgänger, Håkan Samuelsson, zurückgeholt.

Rowan soll beratungsresistent gewesen sein und es sich mit Shufu verscherzt haben, dazu kam die fehlende Branchenkenntnis – der Schotte hatte zuvor den Staubsaugerhersteller Dyson geleitet.

Ob Samuelsson Volvo wieder auf Kurs bringen kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Dabei helfen werden ihm auf jeden Fall die neuen Modelle. Anfang des Jahres hat Volvo seine beiden Hybrid-SUV XC60 und XC90 überarbeitet. Beide wären eigentlich reif für eine Ablösung, wurden nun aber nochmal aufgefrischt und müssen wohl bis zum Ende der Verbrenner-Ära durchhalten.

Wann das sein wird, lässt Volvo inzwischen wieder etwas mehr offen. Ursprünglich wollte der Hersteller ab 2030 nur noch E-Autos verkaufen, jetzt heißt es, dass dann mindestens 95 Prozent der Autos ein Kabel haben – dazu gehören neben reinen E-Autos auch Plug-in-Hybride. Ganz ohne Strom geht es übrigens auch heute nicht mehr, alle Benziner sind zumindest mild-hybridisiert, Diesel bietet Volvo gar nicht mehr an.

Bei den Plug-in-Hybriden wird Volvo sukzessive die Reichweite erhöhen. Für China hat die Marke gerade erst das PHEV-SUV XC70 vorgestellt, mit 200 Kilometern Reichweite. Dass der XC70 nach Deutschland kommt, ist unwahrscheinlich, die Technik dürfte aber in den kommenden Jahren auf jeden Fall im XC60 und 90 die bisherige E-Reichweite mehr als verdoppeln.

Auf Seite der reinen E-Autos steht das Pendant zum Mittelklasse-SUV XC60 quasi schon in den Startlöchern, 2026 soll der EX60 kommen, mit dem die neue SPA3-Plattform eingeführt wird, die noch deutlich besser skalierbar sein soll, als die Vorgänger-Architektur. Auf dieser Basis könnte Volvo dann, vermutlich ebenfalls 2026, die E-Limousine ES60 bringen – nach dem Aus von S60 und S90 hat der Hersteller derzeit kein Stufenheck mehr im Angebot.

Dünn wird das Angebot auch bei den so markentypischen Kombis. Die Hybrid-Kombis V60 und V90 haben schon sieben beziehungsweise neun Jahre auf dem Buckel. Nur: Ein Nachfolger ist derzeit nicht in Sicht, weder mit Benziner noch rein elektrisch.

Ganz aufgeben werden die Schweden das Segment sicher nicht, denkbar ist eine Crossover-Karosserie, die Elemente von Kombi und Van vereint. Vor 2028 dürfte ein entsprechendes Modell aber nicht an den Start gehen.

Ein Jahr zuvor wird Volvo zunächst seine kompakten E-SUV, den EX40 und dessen Coupé-Ableger EC40 erneuern. Zwar wurden beide erst kürzlich umbenannt, doch ist die Basis – der auch noch mit Verbrenner erhältliche XC40 – ebenfalls in die Jahre gekommen; er läuft seit 2017 vom Band.

Die BEV-Neuauflage wiederum dürfte ein Schwestermodell des bereits angekündigten Polestar 7 werden und wie das bisherige Modell im belgischen Gent gebaut werden.