Gute Nachrichten kommen manchmal aus einer Ecke, aus der sie keiner vermuten würde. Für die Autohändler gab es heute eine gute Nachricht, und zwar ausgerechnet von ihren Kollegen aus dem Buchhandel. Eben jener Branche also, der man zuerst den Tod durch den Onlinestrick vorausgesagt hat. Denn das große Internetkaufhaus Amazon hat seine Regale zuerst mit Büchern bestückt, bevor CDs, Fernseher, Schuhcreme und Schokolade hinzukamen. Dann eröffnete auch noch Apple seinen digitalen Store für Bücher und Zeitungen, Google zog nach. Allesamt milliardenschwere US-Unternehmen mit riesigem Marketingbudget und dem Ansporn, den stationären Handel von der Strecke zu drängen.
Und dann das: Die deutschen Buchhändler steigern ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 0,9 Prozent, gleichzeitig zeichne sich auf dem Buchmarkt ein Rückgang des Online-Umsatzes ab, wie der Börsenverein des Buchhandels erklärt. Die Buchhändler haben es geschafft, den so unumkehrbar scheinenden Trend umzukehren. Zumindest vorerst. Ein Produkt, das im Vergleich zum Auto viel weniger Erklärung bedarf und sich bedeutend leichter und günstiger verschicken lässt wird wieder mehr beim Fachmann um die Ecke verkauft.
Das kann einem Autohändler Mut machen. Es zeigt aber auch: Der stationäre Handel, ganz gleich mit welchem Produkt, muss sich etwas einfallen lassen, wenn er bestehen will. Wer seinen Buchladen heute noch um 18 Uhr zusperrt und auf eine vernünftige Internetseite samt Bestellfunktion verzichtet, hat bald mehr Zeit für seine private Buchsammlung.
Gleiches erwarten die Autokunden. Lange Öffnungszeiten und verlässliche Informationen auf der Webseite des Betriebs. Die Buchhändler haben sich unter dem Druck des Massenanbieters Amazon auch ertragreiche Nischen gesucht, etwa den Verkauf an Bibliotheken, Firmen und Kanzleien. Sie richten Cafés ein, in denen Bücher und Zeitschriften gelesen werden können. Sie haben verstanden, dass es nicht mehr reicht, Bücher ins Regal zu stellen und auf Kundschaft zu warten.