Streit um Abgasreinigung: KBA will Volvo-Diesel aus dem Verkehr ziehen

Volvo Cars und das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ringen um eine Grundsatz-Frage bei der Bewertung von älteren Dieselfahrzeugen, die auch viele andere Hersteller betrifft. Dabei geht es um die Rechtmäßigkeit von sogenannten Thermofenstern. Sie sollen ältere Dieselmotoren bei bestimmten Temperaturen vor Schäden bewahren. Die Fahrzeuge stoßen dann allerdings erheblich mehr Schadstoffe aus. 

Das KBA fordert Volvo auf, die Motorsteuerung in rund 1700 Dieselfahrzeugen entweder nachzurüsten oder die Autos stillzulegen. Dafür hat die Behörde dem Hersteller eine Frist von 18 Monaten eingeräumt. Innerhalb der nächsten zwei Monate müssen die Halter dieser Fahrzeuge informiert werden.

Volvo wurde verpflichtet, in den nächsten zwei Monaten auf jeden Halter zuzugehen. Allerdings sind die Halter in der Regel nicht dem Hersteller bekannt, sondern nur der Zulassungsbehörde. Die betreffenden Fahrzeug-Typgenehmigungen wurden seinerzeit in Spanien erteilt. Damit hatten sie europaweit Gültigkeit.

Ein Sprecher von Volvo Cars Deutschland sagte der Automobilwoche, der Hersteller kooperiere mit der Behörde, habe aber eine andere Rechtsauffassung. "Wir prüfen jetzt rechtliche Schritte gegen die Anordnung." Der beanstandete Motor sei bereits 2005 entwickelt worden und europaweit homologisiert worden - das heißt, er hat eine gültige Zulassung bekommen.

"Unserer Auffassung nach kann neues Recht nicht nachträglich auf alte Fahrzeuge angewandt werden." Volvo Cars seien auch andere Hersteller bekannt, die vom KBA zur Anpassung älterer Motoren auf heutige Emissionsvorschriften aufgefordert worden seien.

Das Kraftfahrt-Bundesamt forderte den Autobauer in Deutschland auf, rund 1700 Diesel-Fahrzeuge des Typs XC60 2.0 (Frontantrieb, Typ D, 120 kW) entweder nachzurüsten oder aus dem Verkehr zu ziehen. Die betroffenen Fahrzeuge wurden zwischen März 2011 und April 2013 zugelassen und sind somit bereits zwölf bis 14 Jahren alt.

Volvo Cars verbaute diesen Motor in mehreren Modellen, die das KBA noch nicht überprüft hat. Es ist daher davon auszugehen, dass die Auseinandersetzung noch mehr Fahrzeuge betreffen wird als derzeit bekannt.

In einer Pressemitteilung der Behörde vom Dienstag ist zwar die Rede von einer "Rückruf"-Anordnung, doch tatsächlich hat Volvo Cars nach Angaben eines Sprechers nur eine Mitteilung über die genannten zwei Fristen erhalten. Diese Mitteilung habe Volvo am Montagabend erhalten. "Wir haben keine Aufforderung für einen Rückruf erhalten", betonte der Sprecher.

Das KBA testet seit geraumer Zeit ältere Dieselmodelle mit Blick auf sogenannte Abschalteinrichtungen. Diese waren bei ihrer Zulassung meist noch legal, einige Hersteller dehnten die sogenannten "Thermofenster" allerdings auf eine sehr breite Temperaturzone aus, wodurch die Motoren in weit mehr Fällen hohe Emissionen ausstießen als vorgesehen.

Unter dem Begriff versteht man eine Funktion, die die Abgasreinigung bei bestimmten Temperaturen reduziert oder ganz ausschaltet. Die Hersteller begründen das mit dem Schutz des Motors.

"Eine solche Funktion ist nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) nach der Zielrichtung der Vorschrift jedoch nicht zulässig", stellt das KBA dazu fest. 

Spekulationen, wonach Volvo Cars gar nicht mehr in der Lage sei, mehr als zehn Jahre alte Dieselmotoren neu zu konfigurieren, wies der Sprecher zurück. "Wir haben unsere Motorenentwicklung zwar ausgegliedert an das Unternehmen Aurobay, das inzwischen Teil des Joint Ventures Horse Powertrain ist, aber dort arbeiten mehrere tausend hoch qualifizierte Ingenieure, die sehr genau wissen, was sie tun."