Shenxing Pro: Warum CATL eine Batterie speziell für Europa entwickelt hat

Der weltweite Batteriemarktführer CATL sieht trotz der jüngsten Debakel bei europäischen Batterieproduzenten wie Northvolt und der Porsche-Tochter Cellforce großes Potenzial für die Akku-Produktion in Europa.

Auf der IAA in München präsentierte CATL eine eigens für Europa entwickelte Batterie-Generation. Hier seien die Anforderungen anders als in China, sagte Europachef Matt Sheng der Automobilwoche.

Die Chancen für eine Produktion dieser Batterien in Deutschland sind allerdings gering. Dafür seien die Voraussetzungen derzeit nicht günstig, so Sheng.

Bei der Entscheidung für ein neues Batteriewerk müsse man immer das gesamte Bild sehen, sagte Sheng. "In Deutschland planen wir aktuell kein weiteres Werk. Es geht natürlich um die Energiekosten, die in Deutschland sehr hoch sind, aber auch um verfügbare Grundstücke, um die notwendige Zahl qualifizierter Arbeiter und vieles mehr."

CATL hatte bereits 2023 sein erstes Batteriewerk in Europa im thüringischen Arnstadt auf dem Gelände des früheren Photovoltaik-Herstellers Solarword in Betrieb genommen. Als Nadelöhr erwies sich dann allerdings die Rekrutierung von genügend geschulten Mitarbeitern. Derzeit sind dort rund 1700 Mitarbeiter beschäftigt.

"Deshalb mussten wir zu Beginn einige chinesische Mitarbeiter in unsere europäischen Werke holen", berichtete Shen. "Am Anfang kamen rund 30 Prozent der Mitarbeiter aus China, inzwischen sind es aber weniger als zehn Prozent."

Eine ähnliche Entwicklung erwartet der CATL-Manager beim neuen Joint-Venture-Werk mit Stellantis im spanischen Saragossa, das im vergangenen Dezember vereinbart worden ist. Die beiden Partner investieren dort bis zu 4,1 Milliarden Euro in eine LFP-Fertigung mit einer Jahreskapazität von bis zu 50 GWh.

CATL sei für weitere Joint-Venture-Produktionen in Europa grundsätzlich offen, betonte Shen. "Entscheidend ist dafür eine ausreichende Nachfrage."

CATL verfolge die Strategie, so lokal wie möglich zu produzieren. "Wir arbeiten in Europa schon mit mehr als 1000 Zulieferern zusammen, in Deutschland zum Beispiel mit BASF."

Auf die Frage, ob die verbliebenen europäischen Batterieproduzenten noch eine Chance haben, technologisch und preislich mit ihren chinesischen Rivalen gleichzuziehen, sagte Shen: "Wenn Sie hart arbeiten, haben Sie dazu immer noch die Möglichkeit."

CATL sei nicht bestrebt, den Batteriemarkt in Europa zu beherrschen: "Dieser Markt ist groß genug für alle." Die Elektrifizierungsrate in Europa liege mit derzeit 26 Prozent zwar deutlich unter der in China, wo bereits 55 Prozent aller Neuzulassungen elektrisch seien. "Aber der Gesamttrend ist auch in Europa positiv."

Bis Ende 2025 sei mit einer EV-Penetration von 29 Prozent in Europa zu rechnen.

Ein wesentlicher Grund für das Scheitern von Northvolt war eine mangelhafte Qualität in der Produktion. Der Prozentsatz nicht geeigneter Zellen lag deutlich über der in China üblichen Raten. Auch beim Joint Venture ACC in Frankreich ist sie dem Vernehmen nach noch unbefriedigend hoch.

Wegen der hohen Rohstoff- und Fertigungskosten sind Produktionsfehler in der Batterieherstellung sehr kostspielig und können das Geschäft sogar unrentabel machen.

Auch CATL produziere nicht fehlerfrei, räumte Shen ein. "Es muss ein möglichst stabiler, kontinuierlicher Prozess erreicht werden." Die sogenannte OK-Rate liege aber auf einem guten Niveau, je nach Batterietyp zwischen 80 und 90 Prozent.

Auf der IAA stellte CATL die neue Batterie-Generation Shenxing Pro vor, die speziell für die Anforderungen in Europa entwickelt worden ist. Es handelt sich um eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie (LFP), die nach Angaben von CATL besonders hohe Ströme dauerhaft verkraftet und damit geeignet ist für lange und schnelle Autobahnfahrten. Anders als die meisten LFP-Batterien sei Shenxing Pro auch für hohe Ladeströme und damit Super-Fast-Charging geeignet.

Bei einem theoretisch möglichen Durchbrennen der Batterie bestehe keine Brand- und auch keine Rauchgefahr. Zudem sei die Batterie besonders langlebig, womit eine häufige Forderung von Flottenkunden erfüllt werde.

"In Europa herrschen sowohl hohe Temperaturen im Sommer als auch sehr tiefe Temperaturen im Winter. Unsere neue Batterie meistert diese Herausforderung, ohne wesentlich an ihrer Leistung und Schnellladefähigkeit zu verlieren", sagte Shen. 

Ob die Batterie aber tatsächlich in Europa gebaut werde und ab wann, steht noch nicht fest. "Das hängt von Kundenaufträgen ab", so Shen.