CO2-Abspaltung: Was bei Eberspächer schrumpfende Verbrenner-Umsätze kompensieren soll

In der Autoindustrie gilt Eberspächer als führend bei der Produktion von modernen Abgasanlagen für Pkw sowie Nutzfahrzeuge. Doch das Geschäft, das aktuell noch 60 Prozent des Umsatzes ausmacht, wird auf lange Sicht zurückgehen – auch wenn auf einzelnen Märkten noch ein Wachstum zu verzeichnen ist.

Deshalb setzt der Zulieferer auf neue Produkte im Bereich der Elektromobilität und anderen Industriezweigen. "Wir brauchen maximale Beweglichkeit, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen", sagte der geschäftsführende Gesellschafter Martin Peters.

Seit gut einem halben Jahr steht mit Jörg Steins erstmals ein CEO an der Spitze, der nicht aus der Familie kommt. Er leitet das operative Geschäft und soll das Unternehmen mit Innovationen und mehr Tempo für die Zukunft fit machen.

Während früher bei Eberspächer Divisionen wie die Abgas- und die Thermotechnik streng getrennt wurden, hat CEO Jörg Steins die Grenzen aufgelöst, um mehr Synergien zu schaffen: "Wenn Kundenanfragen kommen, dann können wir die Kompetenzen jetzt viel einfacher aus mehreren Bereichen bündeln." 

Das erhöhe das Tempo in der Entwicklung und führe schneller zur Marktreife von Produkten. "Gerade in der E-Mobilität ist der Wettbewerb global, dem müssen wir uns stellen."

In der Technologie-Roadmap für die nächsten Jahre spielt auch der Wasserstoff eine zentrale Rolle. So engagiert sich Eberspächer nach eigenen Angaben bei der Herstellung, dem Transport und der Anwendung. Mit der dänischen Firma Topsoe wurde eine Zusammenarbeit bei der Produktion von Elektrolyseuren vereinbart.

Die erste Anlage aus dem Werk Neunkirchen im Saarland hat das Unternehmen vor wenigen Wochen ausgeliefert. Auch Transportbehälter sowie Komponenten für Wasserstoffmotoren und die Brennstoffzelle hat Eberspächer im Portfolio.

Zwar entwickelt sich das Thema wie die Elektromobilität langsamer als zunächst gedacht, Peters sieht trotzdem die Chance auf "signifikante Umsätze". Außerdem können so die Werke für die Abgastechnik angesichts sinkender Stückzahlen vor allem in Europa besser ausgelastet werden.

Als neues Geschäftsfeld hat Eberspächer ein Verfahren für die CO2-Abspaltung aus der Luft entwickelt, das sogenannte Direct Air Capture. Damit können beispielsweise E-Fuels klimaneutral hergestellt werden. "Dabei hilft uns die langjährige Expertise in den Bereichen Heizung, Emissionen und Fertigung", so Steins.

Steigende Umsätze verspricht sich Eberspächer auch von der Thermotechnik, die seit Jahrzehnten beackert wird. Dazu gehören beispielsweise Hochvoltheizungen, bei denen Eberspächer nach eigenen Angaben Marktführer ist. Für Busse und Bahnen liefert das Unternehmen effiziente Klimaanlagen, die bei elektrischem Antrieb die Reichweite verlängern können.

"Da sind wir inzwischen auch bei chinesischen Herstellern im Geschäft", so Peters. Ein Zwölf-Volt-Batteriemanagementsystem steuert und sichert Lithium-Ionen-Startetbatterien. Das System kommuniziert mit dem gesamten Bordnetz und kann Over-the-Air-Updates empfangen. Hier arbeitet Eberspächer mit dem chinesischen Zellhersteller Farasis zusammen.

Für das Jahr 2025 rechnet Steins mit Blick auf die ersten fünf Monate mit einem stagnierenden Umsatz bei Eberspächer. Hier mache sich immer noch der verzögerte Hochlauf der Elektromobilität bemerkbar.

2024 lag der Umsatz mit 2,73 Milliarden Euro um neun Prozent unter dem Vorjahr. Immerhin war der operative Gewinn mit 114,1 Millionen Euro fast doppelt so hoch. Zwar gebe es ab nächstem Jahr wieder bessere Chancen auf Wachstum, allerdings kaum für Europa. Hier sieht das Unternehmen auf dem Pkw-Markt nur noch wenig Bewegung.

Um die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu erhalten, hat Eberspächer vor gut zwei Wochen einen Ergänzungstarifvertrag mit den Arbeitnehmern ausgehandelt. So sollen die rund 1000 Mitarbeiter am Stammsitz in Esslingen in Zukunft zwei Stunden länger arbeiten – ohne Lohnausgleich.

Auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld wurde gekürzt. Künftige Tariferhöhungen können verschoben werden. Im Gegenzug sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausgeschlossen. "So schaffen wir ein Stück Zukunft, aber wir müssen laufend an diesem Thema arbeiten", so Peters.

Der Zulieferer geht auf einen Flaschnereibetrieb in Esslingen zurück, den Jakob Eberspächer vor 160 Jahren gegründet hat. Heute zählt das Familienunternehmen in fünfter Generation mit rund 10.700 Mitarbeitern zu den mittelgroßen Automobilzulieferern.