Der chinesische Automarkt ist im Juni um mehr als 18 Prozent gewachsen. Ausländische Hersteller haben davon jedoch kaum profitiert.
BYD-Stand auf einer Messe in China. Das starke Wachstum im Juni ging hauptsächlich auf Kosten der einheimischen Hersteller.
Der chinesische Automarkt hat im Juni 2025 kräftig zugelegt. Wie der Herstellerverband China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) meldet, wurden im vergangenen Monat 2,04 Millionen Pkw verkauft.
Das ist ein Plus von 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr stieg der Absatz damit auf 10,9 Millionen Fahrzeuge, was einem Zuwachs von 10,8 Prozent entspricht.
Besonders stark entwickelte sich erneut das Segment der sogenannten New Energy Vehicles (NEVs), das batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs), Plug-in-Hybride (PHEVs) und Brennstoffzellenfahrzeuge umfasst.
Mit 1,11 Millionen Einheiten erreichte der Absatz hier ein Wachstum von 29,7 Prozent. Der Marktanteil von NEVs lag im Juni bei über 54 Prozent – ein Rekordwert, der den rasanten Strukturwandel der Branche unterstreicht.
Der Aufwärtstrend kommt vor allem den einheimischen Herstellern zugute. Ihr Marktanteil erreichte im Juni 64,2 Prozent – ein historischer Höchststand. Marken wie BYD, Changan, GAC Aion oder Geely setzen zunehmend auf eigene Plattformen, Softwarelösungen und batterieelektrische Antriebe. Diese Unabhängigkeit von westlicher Technologie zahlt sich aus.
"Die chinesischen OEMs dominieren nicht nur den Inlandsmarkt, sondern greifen auch auf den Exportmärkten an", sagt Chen Yuming, Analyst bei der Beratungsfirma SinoAuto Research in Schanghai. "Insbesondere im mittleren Preissegment sind sie technisch auf Augenhöhe mit westlichen Wettbewerbern, aber deutlich günstiger."
Für ausländische Hersteller hingegen wird es schwieriger. Während Volkswagen, Toyota oder General Motors traditionell auf starke Joint Ventures in China setzen, verlieren sie Marktanteile – vor allem im volumenstarken Segment der elektrischen Kompakt- und Mittelklassemodelle.
Technologisch haben viele Modelle westlicher Herkunft den Anschluss verloren, insbesondere was Software, Assistenzsysteme und Infotainment betrifft.
Neben dem florierenden Inlandsgeschäft verzeichnet China auch beim Export von Fahrzeugen ein anhaltendes Wachstum. Im Juni legten die Ausfuhren erneut zu, insbesondere bei Stromern. BYD, SAIC, Chery und Nio gehören zu den größten Exporteuren von E-Fahrzeugen. Zielländer sind vor allem Europa, Südamerika und zunehmend auch der Nahe Osten.
Laut Angaben der Zollbehörden wurden im ersten Halbjahr rund 2,5 Millionen Fahrzeuge exportiert – fast die Hälfte davon elektrisch. Damit dürfte China seine Rolle als weltweit führender Autoexporteur weiter festigen.
Europäische Märkte, in denen Umweltregulierungen und CO2-Flottengrenzwerte streng sind, gelten dabei als besonders aufnahmefähig für günstige und technisch ausgereifte E-Fahrzeuge aus China.
Trotz des starken Halbjahresergebnisses rechnet die Branche für den Juli mit einer temporären Abkühlung. Hohe Lagerbestände nach den Verkaufsaktionen im Juni, Ferienzeit und Produktionspausen dürften zu einem geringeren Absatz führen. CAAM geht von einem leichten Rückgang im Monatsvergleich aus.
Die mittelfristige Perspektive bleibt jedoch positiv. Die Elektrifizierungsrate steigt kontinuierlich, insbesondere in den urbanen Ballungsräumen. Hinzu kommt der politische Wille, die heimische Automobilindustrie als globalen Technologieführer zu etablieren – nicht nur bei E-Mobilität, sondern auch bei autonomem Fahren und Fahrzeugvernetzung.
Ein Beispiel: Die Stadt Shenzhen plant, ab 2026 nur noch elektrisch betriebene Neufahrzeuge zuzulassen. Solche regulatorischen Weichenstellungen beschleunigen den Strukturwandel massiv.
Der chinesische Pkw-Markt zeigt sich zur Jahresmitte 2025 in bestechender Form. Die Elektromobilität ist längst kein Nischensegment mehr, sondern Wachstumstreiber und strategische Säule der Industriepolitik.
Inländische Hersteller dominieren zunehmend nicht nur den heimischen Markt, sondern gewinnen auch international an Bedeutung.
Für europäische und amerikanische Autobauer wird der Wettbewerb härter – sowohl in China als auch auf den Exportmärkten. Wer hier mithalten will, braucht mehr als nur Elektrifizierung: Softwarekompetenz, Plattformstrategie und Preissensibilität werden zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren.
