Es war einmal. Autohersteller meinten, sie wären in Zukunft keine Autohersteller mehr, sondern könnten sich märchenhaft in Mobilitätsdienstleister verwandeln. Die Strategie lautete, zu diversifizieren und die Angebote auszuweiten, am besten auf schnellem Wege durch Zukäufe. Egal ob Robotaxis, Flugobjekte oder elektrische Tretroller – man wollte dabei sein. Und man investierte kräftig in diese neuen Geschäftsfelder. Das war unternehmerisch mutig.
Nun aber ist die Branche im Krisenmodus und die Träume von einst sind ausgeträumt. Die teuren Übernahmen und Gründungen jener Jubeljahre werden gerade abgewickelt. Beispiele gibt es nicht zu knapp.
Hier sind mal fünf.
Zur Sache: Wenn der Mut von Automanagern sich nicht auszahlt
Neue Geschäftsmodelle, hohes Wachstum: Viele Autobauer haben deswegen in Start-ups investiert. Doch viele Träume platzen jetzt, wie Automobilwoche-Herausgeber Burkhard Riering schreibt.
1. Die Autokaufplattform Heycar. Sie war einst von Volkswagen gegründet worden, um Autoscout und Mobile.de Konkurrenz zu machen. Gebrauchte selbst online vermakeln, warum nicht? Doch der Markenaufbau war kostspielig, der Mehrwert nicht vorhanden. Acht Jahre hielt Volkswagen durch. Andere Anteilseigner der Plattform hatten sich schon vorher verabschiedet. Nun wird Heycar eingestellt.
2. Das Start-up FreeNow. BMW und Mercedes hatten einst ein Joint Venture für Mobilitätsdienste gegründet und ihre einzelnen Services zusammengelegt. Alles endete mit „Now“. FreeNow wollte als neue Taxi-Konkurrenz das Uber Europas werden, gleichzeitig arbeitete FreeNow als eine Art Autovermieter. Die Hoffnungen waren groß. Doch jüngst verkauften Mercedes und BMW FreeNow an den US-Anbieter Lyft.
Die beiden Autobauer trennten sich inzwischen auch von fast allen anderen „Now’s“, wie das Carsharing-Angebot ShareNow (heute Free2Move) oder den Parkdienstleister ParkNow (heute EasyPark). Zum Premium- oder gar Luxuskonzept der Marken passte es eh nie. Now or never.
3. Der Robotaxi-Dienst Cruise. General Motors gab erst vor wenigen Monaten nach Milliarden-Investitionen den Traum der Robotaxis auf. Viele Jahre arbeitete sich der US-Konzern am Aufbau eines fahrerlosen Taxi-Diensts ab.
Cruise, so der Name, hatte ambitionierte Wachstumspläne. Es roch nach Science-Fiction-Zukunft, die bald wahr werden könnte. Doch fatale Unfälle stürzten das Unternehmen in die Krise. GM gab Cruise auf. Ein Milliardengrab.
4. Der Lufttaxi-Hersteller Volocopter. Vor zwei Monaten hat der chinesische Konzern Wanfeng das deutsche Luftfahrtunternehmen Volocopter übernommen und damit vor der Insolvenz gerettet. Die Eigentümer, unter ihnen Mercedes-Benz, waren nicht mehr gewillt, weitere Gelder in das Projekt zu stecken.
Zwar träumen auch andere Autokonzerne weiterhin vom Lufttaxi. Doch noch ist nichts am Horizont zu sehen von einer Realisierung. Für Mercedes ein Investment, das sich in Luft auflöst.
5. Der E-Scooter-Anbieter Spin. Ford fand es einmal gut, dort zu investieren. Warum auch nicht – neben dem Pickup-Truck F150 – elektrische Tretroller im Programm haben? Mikromobilität war der neue Hype. Doch in Krisenzeiten werden Hypes als erstes gestrichen.
Ford verkaufte Spin dann an den deutschen Anbieter Tier und zog einen Schlussstrich. Ford war damit nicht allein. Auch andere Autohersteller hatten Scooter oder elektrische Fahrräder im Programm. Die meisten Projekte wurden klammheimlich abgewickelt.
Die Liste ließe sich noch sehr lange fortführen. Der Unternehmermut dieser Jahre wurde von der rauen Realität eingeholt. Unterm Strich zeigt sich, dass vor allem Tech-Unternehmen, die die Expertise auf dem Gebiet haben, jene Projekte übernehmen. Bei den Autokonzernen waren es statt „zweistelliger Wachstumsraten jedes Jahr als Mobilitätsdienstleister“ (damaliger VW-Konzernchef Matthias Müller 2016) am Ende oft teure Fehlschläge
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