Xiaomi bringt seine E-Autos 2027 nach Europa

Gerüchte gab es seit Monaten, jetzt hat Xiaomi-Präsident William Lu bei einem Call zu den Konzern-Ergebnissen des ersten Halbjahres erstmals offiziell bestätigt: Der Senkrechtstarter der chinesischen E-Auto-Szene plant den Europa-Start im Jahr 2027.

Der Smartphone- und Elektronikriese ist mit seinen E-Autos bislang nur in China und erst seit Kurzem überhaupt am Markt. Doch der Hersteller hat seit dem Einstieg ins Autogeschäft im Jahr 2024 mit spektakulären Leistungsdaten seiner Fahrzeuge und der rasanten Entwicklung des Absatzes Aufsehen erregt.

Mit dem ersten Modell SU7 haben die Chinesen unter anderem Porsche ins Visier genommen; mit dem im Juni gestarteten YU7 tritt Xiaomi unverkennbar gegen das Tesla Model Y an.

Xiaomi hat nie ein Geheimnis aus seinen Europa-Ambitionen gemacht. Schon im Frühjahr hatte Lu das Jahr 2027 als mögliches Ziel für einen Markteintritt genannt.

Im Karriereportal Linkedin war damals sichtbar geworden, dass die Chinesen erste Vorbereitungen trafen. Gerüchte machten die Runde, wonach das Unternehmen in München den Immobilienmarkt für ein Entwicklungszentrum sondierte.

Unterfüttert wurden diese Spekulationen dadurch, dass die Chinesen mehrere führende Elektroauto-Ingenieure von BMW abgeworben haben. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Leiter des BMW-i-Designs, Kai Langer, zu Xiaomi gewechselt ist.

Es sind Hinweise darauf, dass Xiaomi München als Standort für seine Entwicklungsaktivitäten auserkoren haben könnte. In der Stadt sind bereits mehrere chinesische High-Tech- und Elektro-Start-ups vertreten, darunter Nio und Xpeng.

Zuletzt war es jedoch etwas ruhiger um die Europa-Pläne geworden. Ein Grund dafür war der Erfolg in China: Derzeit hat der Hersteller alle Hände voll damit zu tun, die große Nachfrage der chinesischen Kunden zu bedienen.

Denn die vorhandenen Produktionskapazitäten reichen nicht aus, die Wartezeit für den YU7 liegt bei über einem Jahr. In China hat Xiaomi 335 Showrooms in 92 Städten.

Schon mit dem ersten Modell SU7 war Xiaomi in China auf Anhieb erfolgreich, mit dem zweiten Modell YU7 übertraf der Hersteller dann sämtliche Erwartungen. Unternehmensangaben zufolge lagen 18 Stunden nach der Präsentation im Juni rund 240.000 Kaufverträge vor. Ausgeliefert wird der YU7 seit dem 6. Juli.

Von beiden Modellen zusammen hat Xiaomi im ersten Halbjahr in China knapp 160.000 Einheiten verkauft, im zweiten Quartal erreichte der Hersteller einen Absatzrekord von 81.302 Fahrzeugen. Das entspricht einer Steigerung um fast 198 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Der Umsatz der E-Auto-Sparte lag im zweiten Quartal bei umgerechnet 2,5 Milliarden Euro, ein Anstieg von 230 Prozent im Jahresvergleich. Die operativen Verluste werden geringer, im Quartal lagen sie nur noch bei 36 Millionen Euro. In der zweiten Jahreshälfte will Xiaomi mit dem Verkauf seiner Autos profitabel sein.