Wie Audi wieder begehrenswert werden will

Die neue Ära der "Klarheit“, die Audi anstrebt, wird schon auf dem Open Space sichtbar, den man zur IAA auf dem Wittelsbacher Platz im Zentrum Münchens mit Porsche teilt. Audi hat dort neben Porsche einen rechteckigen, etwa 40 Meter langen Kubus hingepflanzt. Im Innern kein Klimbim und Show-Getöse. Der Star ist das Concept C, das am Ende eines langen Ganges regelrecht thront.

Die Inszenierung zeigt, worum es hier geht. Natürlich um den spektakulären, von Chefdesigner Massimo Frascella mit italienischer Eleganz entworfenen, zweisitzigen Sportwagen. Das Concept C ist aber nur Symbol und erstes Statement für das höhere Ziel, das von Audi-Chef Gernot Döllner ausgegeben wurde.

"Klarheit“ soll auf allen Ebenen einziehen: in der Organisation, in der Beziehung zu den Kunden, in der Produktion und, na klar, im Design. So will Dölllner den ins Schlingern geratenen Autobauer schneller, effizienter und wettbewerbsfähiger machen. Das ambitionierte Ziel: Audi zur begehrenswertesten Premiummarke machen.

Um Klarheit schaffen zu können, sind erst einmal Aufräumarbeiten nötig. Hier, sagt Döllner, habe man "viel erreicht in der Transformation“ des Unternehmens, harte Einschnitte inklusive.

Bis zum Ende des Jahres wird Audi 20 neue Modelle seit 2024 an den Markt gebracht haben, darunter wichtige neue rein elektrischer Fahrzeuge wie A6 e-tron und den Q6 e-tron und in China die neue Submarke AUDI.

Was man nicht mehr hat, ist das Anfang 2025 geschlossene Werk in Brüssel. Die schwierigste Entscheidung sei das gewesen, aber zwingend notwendig, um die Resilienz der Marke zu stärken.

Auch intern kommt der Umbau voran, die zu klareren Strukturen führen sollen: Die Zahl der internen Gremiumsitzungen wurde um 85 Prozent verringert, die meisten wurden ersatzlos gestrichen, andere zusammengelegt.

Die Managementpositionen hat man um 20 Prozent reduziert, die meisten auf der mittleren Führungsebene. Alles soll so klar werden wie die Linien des Concept C. Wuchernde Strukturen sind passé.

Obwohl bislang nur ein Konzept, hat der Sportwagen für einen deutlichen Stimmungsaufschwung gesorgt. Nach Zeiten, in denen sich Audi erklären musste und von Medien gerne als Beispiel für den Niedergang der deutschen Autoindustrie gehandelt wurde, ist jetzt Stolz und Aufbruch spürbar.

Vertriebschef Marco Schubert spricht ebenso von Döllner von einem "positiven Momentum“, das man jetzt habe. Auf der Absatzseite wird das zumindest bei den Elektrofahrzeugen bestätigt.

China ausgenommen verzeichnet Audi hohe zweistellig Zuwachsraten bei den BEVs, in Europa in der Größenordnung von 30 Prozent. Was Schubert freut: 92 Prozent der Audi-BEV-Käufer entscheidet sich auch beim nächsten Mal für einen Stromer.

Auf das 2027 als Serienmodell kommende Concept C freut sich Schubert riesig. Es schließt gleich zwei Lücken, die ihn als Vertriebschef schmerzen: Die bei den zweisitzigen Sportwagen und die bei den Cabrios. Und dann wäre da noch der dritte, entscheidende Punkt: dass Audi dann wieder ein Modell hat, das ein echtes Statement ist, wofür Audi steht.