VW zeigt Up-Nachfolger ID.1: Starker Preis, kleiner Akku, neue Software

Seit Jahren wird über einen echten Volks-Stromer aus Wolfsburg spekuliert, jetzt ist er da – zumindest der Vorbote. Mit der Studie ID.Every1 gibt Volkswagen einen ziemlich konkreten Ausblick auf das für 2027 angekündigte Serienmodell. Kostenpunkt: wettbewerbsfähige 20.000 Euro, die bislang kaum ein Hersteller unterbietet. Gebaut wird der ID.1 in portugiesischen Palemela. Die Fabrik, in der aktuell der T-Roc gefertigt wird, gilt als eine der kosteneffizientesten im Verbund. 

VW hat sich vor wenigen Wochen selbst einen straffen Drei-Phasen-Plan auferlegt, will aufholen, angreifen und bis "2030 der weltweit technologisch führende Volumenhersteller" werden, wie VW-Chef Thomas Schäfer im Rahmen der Premiere wiederholte. Die Ankündigungen und Studien fallen allesamt noch in die Rubrik aufholen, mit dem Serienstart geht die Marke dann in die Angriffsphase über.

Insgesamt neun neue Modelle stehen bis 2027 in den Startlöchern. Neben dem ID.1 rücken vor allem der ID.2 und sein erwarteter Crossover-Ableger ID.2 X in den Fokus. Damit geht es schon 2026 los, für 25.000 Euro.

Mit dem ID.2 führt VW den weiterentwickelten modularen Elektrobaukasten (MEB) ein, der jetzt auf Frontantrieb setzt. Das Konzept hatte der Konzern schon 2021 auf der IAA mit der Studie ID.Life vorgestellt, VW ließ damals aber offen, ob das Concept Car als ID.2 oder 1 in Serie geht. Nun ist also klar: Beides stimmt.

Mit dem Einser wird die Palette nach unten abgerundet, für VW-Chef Thomas Schäfer ist er "das letzte Puzzleteil auf unserem Weg zur breitesten Modellauswahl im Volumensegment".

Optisch ist er keine Überraschung, aber ein durchaus gelungener Wurf, an dem sich bis zur Serienreife nicht mehr viel ändern dürfte  – mit breiter Front, vier Türen und einer markanten Sicke im Dach.

Letztere bezeichnet VW in bestem Marketing-Sprech als "Secret-Sauce-Element" und will damit ein wenig Sportwagen-Charme versprühen. Ob es dieses Detail in die Serie schafft oder die Verantwortlichen doch der Mut verlässt und das Dach Wolfsburg-typisch glattgebügelt wird, muss sich zeigen. Zumindest spricht VW davon, dass das "Flying Roof Concept“ ein neues Volkswagen-Design-Merkmal sei.

Kurzum: Der ID.Every1 ist eine knuffige Weiterentwicklung des Up, den der ID.1 beerbt. Denn schon den zusammen mit Skoda und Seat bis 2023 gebauten City-Zwerg gab es seinerzeit elektrisch, mit Preisen von rund 30.000 Euro allerdings nicht als Schnäppchen.

Mit 3,88 Meter ist der ID.1 gut 25 Zentimeter länger als der Up und genau so viel kürzer als der im Polo-Format antretende ID.2. VW verspricht reichlich Platz im vorwiegend mit Recycling-Materialien ausgeschlagenen Innenraum; eine erste Sitzprobe steht noch aus, die bei der Weltpremiere gezeigte Studie hatte noch kein Interieur. 

Das gute Platzangebot hat aber damals auch beim Up geklappt und soll dank des schlankeren Unterbaus jetzt nochmal verbessert worden sein. Hinzu kommen üppige 305 Liter Kofferraumvolumen. Ein spannendes Detail ist die von vorn bis in den Fond verschiebbare Mittelkonsole. Die gibt es so ähnlich beim ID.Buzz. Die Chancen, dass sie es in die Serie schafft, sind nicht schlecht.

Technische Einzelheiten verraten die Wolfsburger noch nicht. Die Rede ist lediglich von einem 70 kW (95 PS) starken Motor, 130 km/h Spitze und mindestens 250 Kilometer Reichweite.

Geht man von einem Normverbrauch von um die 12 kWh/100 km aus, lässt das auf eine rund 30 Kilowattstunden große Batterie schließen. Bislang fasste der kleinste, inzwischen nicht mehr erhältliche MEB-Akku, 45 Kilowattstunden.

In Anbetracht des Preises setzt VW beim ID.1 zumindest in der Basis-Version aber nicht wie einst beim Up auch einem Lithium-Akku mit Nickel-Mangan-Cobalt-Zellchmemie (Li-NMC). Stattdessen kommt eine günstigere Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie (LFP) zum Einsatz. Die Zellen dafür liefert die konzerneigene Batterie-Sparte PowerCo aus dem spanischen Werk. 

Die LFP-Technik setzt VW jetzt erstmals beim ID.3 in China ein, und schafft es so, den Preis vor Ort auf umgerechnet gut 15.600 Euro zu drücken. LFP-Akkus haben eine geringere Energiedichte als NMC-Batterien und sind nicht so leistungsfähig, vertragen dafür mehr Ladezyklen und sind weniger hitze- und kälteempfindlich.

Als erstes VW-Modell überhaupt wird die Serienversion des ID.Every1 eine "grundlegend neue, besonders leistungsfähige Software-Architektur" nutzen. Dabei handelt es sich um die vom Joint-Venture mit Rivian entwickelte SDV-1.0-Software. 

Volkswagen verspricht, dass sich damit zukünftig "neue Funktionen über den gesamten Lebenszyklus" ergänzen lassen und der ID.1 auch nach dem Kauf individuell an die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden kann.

Gerade in diesem Bereich hat nicht nur Volkswagen noch Aufholbedarf. Over-the-Air-Updates und Functions-on-demand stellen viele Hersteller vor Herausforderungen. Auch Volkswagens hauseigene Software-Schmiede Cariad hat dies bislang nicht wirklich in den Griff bekommen.

Hinweis: Der Artikel wurde am 11.03.2025 um den Produktionsstandort ergänzt.