VW: Umfangreiche Facelifts für Stromer – und Aus für ein Modell?

Die ersten Volkswagen-Modelle auf Basis der SSP-Plattform sollten eigentlich schon in den Startlöchern stehen, doch die Entwicklung verzögert sich. Damit das bestehende Produktportfolio bis zum Start der neuen Stromergeneration – die Rede ist vom "Ende der Dekade" – frisch bleibt, investiert VW in die MEB-Familie: Geplant sind großes Facelifts – und das Ende eines Modells.

Zwar steht das kommende Jahr bei Volkswagen eigentlich komplett im Zeichen der Small-BEV-Family rund um den ID.2, doch sollen Überarbeitungen für ID.3 und ID.4 dafür sorgen, dass die bewährten Klassiker gegenüber den Neuankömmlingen nicht alt aussehen.

Beim ID.4, mit 84.900 Einheiten im ersten Halbjahr 2024 VWs meistverkauftes BEV, will der Hersteller radikal Hand anlegen. Markenchef Thomas Schäfer bestätigte gegenüber dem britischen Magazin Autocar, dass das SUV "komplett neu" gemacht werde, und zwar "innen wie außen".

Die Maßnahmen dürften also weit über ein herkömmliches Facelift hinausgehen. Das Ziel: der ID.4 soll laut Schäfer noch einige Zeit wettbewerbsfähig bleiben.

Ebenfalls für 2026 geplant sein dürfte ein Facelift für den ID. Buzz. Zu den Details ist allerdings noch nichts bekannt. Dass VW hier von der Retro-Design-Linie abkehrt und ebenfalls in Richtung ID.2 schwenkt, ist allerdings unwahrscheinlich. Denkbar ist, dass wie bei den anderen Modellen Knöpfe und Schalter im Cockpit Einzug halten; das könnte demnächst auch beim ID.7 der Fall sein.

Die größte Herausforderung beim ID. Buzz steckt allerdings in den Kosten. Aus Konzernkreisen ist zu hören, dass man dringend am Preis arbeiten müsse.

Wie VW den ID. Buzz ohne Abstriche bei der Qualität – oder der Gewinnmarge – günstiger machen will, ist allerdings unklar. Ein kleinerer Akku dürfte kaum infrage kommen. Schon jetzt kommt das Basis-Modell mit 59-kWh-Batterie nur rund 300 Kilometer weit.

Optisch wird sich der ID.4 zukünftig stark am ID.2 orientieren. Gleichzeitig will VW das SUV aber deutlich mehr als bisher als elektrischen Tiguan positionieren. Denkbar, dass mit der für Herbst 2026 erwarteten Aufwertung auch der Name geändert wird. 

Dass VW von der Durchnummerierung der ID-Modelle abrücken will, ist schon länger bekannt. Schon der ID.2 könnte als ID.Polo, E-Polo oder schlichtweg elektrischer Polo starten. Eine Umbenennung des ID.4 in ID.Tiguan oder ähnlich scheint deshalb nicht unwahrscheinlich.

Als ziemlich sicher gilt dagegen, dass sich VW mit der Modellpflege vom SUV-Coupé ID.5 verabschieden wird. Das bestätigten mehrere Insider bereits gegenüber Automobilwoche, offiziell gibt es vom VW aber noch keine Aussage dazu.

VW veröffentlicht auch keine detaillierten Verkaufszahlen, bei den eingangs erwähnten rund 85.000 Fahrzeugen sind auch die ID.5 mitgezählt. Doch gilt der ID.4 mit schrägem Heck schon lange nicht als Bestseller.

Denkbar ist, dass der ID.5 zunächst für eine bestimmte Zeit unverändert in Zwickau weitergebaut wird. Der ID.4 dagegen zieht mit dem Facelift komplett von Sachsen ins ostfriesische Emden um, der ID.3 wird zukünftig in Wolfsburg produziert.

Der im Spätsommer 2020 gestartete kompakte ID.3 war das erste Modell auf Basis des Modularen E-Antriebs-Baukastens, der seitdem Grundlage aller aktuellen VW-Stromer ist.

Anfänglicher Kritik sind die Wolfsburger bereits mit kleineren Überarbeitungen begegnet: So wurden unter anderem die Materialien im Innenraum deutlich aufgewertet sowie ein größerer Touchscreen verbaut. Regelmäßige Updates merzten Fehler bei der Software aus.

2026 kommt, noch vor dem ID.4, nun aber eine weitere Produktaufwertung. Geplant ist beim ID.3 im Frühsommer 2026 eine Überarbeitung der Front, ebenfalls im Stile des ID.2.

Auch den Innenraum wird VW nochmal anfassen: Während Stoff-bespannte Oberflächen für mehr Wohnlichkeit als das bisherige Hartplastik sorgen, soll die Rückkehr von echten Schaltern im Cockpit und Tasten am Lenkrad die Bedienung erleichtern – auch im ID.4.

Technisch könnte VW mit dem Facelift bei beiden Modellen auf eine neue Batteriegeneration setzen. Ob es sich dabei schon um die Einheitszelle aus eigener Fertigung handelt, ist unklar.

Das dürfte auch davon abhängen, wie schnell VW die Produktion in Spanien und Salzgitter hochfahren kann. Als erste Modelle sollen die neuen Kleinwagen mit den Akkus versorgt werden. 

Auf jeden Fall sollen die neuen Facelift-Batterien mehr Reichweite und kürzere Ladezeiten bieten; günstigere LFP-Akkus wiederum könnten den Platz des Basis-Modells einnehmen.

In China ist der ID.3 bereits mit Eisenphosphat-Batterien von CATL erhältlich. Außerdem dürfte VW die Bezeichnung GTX für die Sportversionen streichen, zukünftig soll es wieder einen GTI geben.