Volkswagen- und Porsche-Chef Oliver Blume drängt auf eine schnelle Lösung des Handelsstreits mit den USA. Außerdem forderte er Pragmatismus bei den CO2-Zielen.
Volkswagen-Chef Oliver Blume äußerte sich bei einer Veranstaltung in Stuttgart besorgt über den ungelösten Handelsstreit mit den USA.
Der Volkswagen- und Porsche-Chef Oliver Blume hat sich angesichts des noch immer nicht gelösten Handelsstreit mit den USA besorgt über die Zukunft der deutschen Automobilindustrie geäußert.
"Wenn wir bei einem aktuellen Zollniveau von 27,5 Prozent bleiben würden, dann macht der Exporthandel von Deutschland in die USA keinen Sinn mehr", sagte Blume bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer in Stuttgart. Dagegen helfe keine noch so tolle Strategie. "Es wird nicht funktionieren."
US-Präsident Donald Trump hatte der Europäischen Union zuletzt Zölle in Höhe von 50 Prozent zum 1. Juni angedroht, sollten die Verhandlungen weiter keine Fortschritte machen. Da die VW-Tochter Porsche alle ihre Fahrzeuge aus Europa in die USA exportiert, ist sie in besonderem Maße von den Aufschlägen betroffen.
Im April und Mai hatte das Unternehmen die zusätzlichen Kosten noch nicht an Kunden weitergegeben und laut Finanzchef Jochen Breckner bereits einen dreistelligen Millionenbetrag aufwenden müssen.
Blume betonte wie schon im Interview mit der Automobilwoche, dass der Volkswagen-Konzern mit seinen Marken in den USA eine Wachstumsstrategie mit großen Investitionen verfolge, außerdem habe das Unternehmen Technologiepartnerschaften mit Unternehmen, darunter etwa Rivian, für die Software der nächsten Generation.
Das gelte auch für die anderen deutschen Hersteller wie BMW und Mercedes, die zusätzlich große Mengen an Fahrzeugen aus den USA heraus in die Welt exportierten.
Investitionen, Technologiepartnerschaften und Export seien drei wichtige Punkte. "Wenn man das zusammenrechnet, dann sollte es einen positiven Einfluss haben", so Blume. Er appellierte an die Politik: "Wir brauchen dort eine Lösung."
Wenn das Zollthema nicht verschwinde oder am Ende ein vertretbarer Kompromiss stehe, "dann werden die USA problematisch" Da könne ein noch so gutes Kostenmanagement und eine noch so gute Produktstrategie nichts ausrichten.
Angesichts der zunehmenden Probleme forderte Blume außerdem einen "Realitätscheck" beim Hochlauf der Elektromobilität und der von der EU geforderten CO2-Ziele. Kein Gramm CO2 in der Zielerreichung gehe verloren, wenn man der Autoindustrie, wie jetzt geschehen, eine Zeitspanne von drei Jahren einräume, um sie zu erreichen.
"Ich trete dafür ein, dass wir und die Übergangszyklen 2030 und 2035 aus dem gleichen Blickwinkel anschauen und nochmals überprüfen", so Blume. Außerdem sei es sinnvoll, nach den größten Hebeln für eine CO2-Reduzierung zu schauen und möglicherweise Kleinserien von Verbrenner-Fahrzeugen mit Stückzahlen von bis zu 10.000 weiter zuzulassen.
Er sei nach wie vor überzeugt, dass sich die Elektromobilität auf lange Sicht durchsetzen werde, da sie der bessere Antrieb sei. "Aber wir brauchen die Flexibilität in der Übergangszeit." Keiner könne sagen, ob diese zehn oder 15 Jahre dauere.
Außerdem entwickelten sich Märkte unterschiedlich. Während es in den USA und Europa langsamer gehe, presche China voran. Und selbst innerhalb Europas gebe es skandinavische Länder mit einem Anteil von über 50 Prozent elektrischen Fahrzeugen, aber auch Märkte mit deutlich geringerem Anteil.
"Insofern müssen wir pragmatisch schauen und so realistisch für die Unternehmen agieren, dass das Ganze auch noch leistbar ist."
