Von China bis Zoll: Darum fallen die Porsche-Zahlen so schlecht aus

Die offiziellen Zahlen legt Porsche zwar erst an diesem Mittwoch vor. Doch weil der Volkswagen-Konzern bereits vergangene Woche berichtete, sind die Eckpunkte der Sportwagen-Tochter bekannt. Sie fallen alles andere als erfreulich aus. 

Der Umsatz sinkt um neun Prozent auf 16,14 Milliarden Euro, das Ergebnis bricht von 2,9 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten 2024 auf 832 Millionen Euro ein – ein Minus von 71,3 Prozent.

Die Rendite schrumpft von 16,4 auf 5,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Konzern-Schwester und Volumenmarke Skoda kommt auf 6,2 Prozent. Nicht einmal der bereits im Frühjahr nach unten korrigierte Prognosekorridor für das Gesamtjahr von 6,5 bis 8,5 Prozent wurde somit erreicht.

Die Gründe für das schlechte Abschneiden sind vielfältig. An erster Stelle steht der Absatz. 146.391 Einheiten im ersten Halbjahr bedeuten einen Rückgang von neun Prozent.

Eklatant ist die Schwäche in China, wo nur noch gut 21.300 Fahrzeuge verkauft wurden – und damit 28 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Wesentlicher Grund dafür ist die weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage in der Volksrepublik und der intensive Wettbewerb dort.

Vor allem bei den Elektroautos hat Porsche nichts zu melden, da lokale Konkurrenten wie Xiaomi ihre Modelle deutlich günstiger in den Markt drücken. Aber auch in Deutschland und dem Rest Europas zeigten die Verkaufszahlen teils deutlich nach unten.

Daneben hat Porsche aber derzeit mit vielen zusätzlichen Baustellen zu kämpfen. So listet eine Vorab-Präsentation für Investoren beispielsweise Maßnahmen für eine Rekalibrierung der Strategie auf, die in den ersten sechs Monaten zu einer Mehrbelastung in Höhe von 400 Millionen Euro geführt haben.

Gemeint sind damit verstärkte Anstrengungen in der Entwicklung, um in den nächsten Jahren zusätzliche Verbrenner-Modelle auf den Markt zu bringen. So wird beispielsweise intensiv geprüft, ob der in Europa nicht mehr erhältliche Macan doch noch einen Nachfolger erhalten soll.

Zwar hat Porsche von der elektrischen Version im ersten Halbjahr 25.884 Exemplare verkaufen können. Ob aber der Wegfall des Verbrenners 2026 damit wirklich kompensiert werden kann, zweifeln offenbar auch die Optimisten im Unternehmen an. Schließlich kam der Macan in seinen besten Zeiten auf annähernd 100.000 Einheiten pro Jahr.

Das Beenden der eigenen Zellproduktion Tochter Cellforce Group in der Fabrik bei Tübingen schlägt mit rund einer halben Milliarde Euro in der Bilanz zu Buche. Porsche hatte zunächst große Hoffnungen in die selbst entwickelte Zelle mit einem erhöhten Siliziumanteil gesetzt und wollte diese zunächst mit einer Kapazität von bis zu 1,3 Gigawattstunden pro Jahr produzieren. Doch daraus wird ebenso wenig wie aus der geplanten Gigafabrik mit bis zu 20 Gigawattstunden.

Stattdessen kauft Porsche seine Zellen weiter von Lieferanten wie CATL oder LG Chem, da auch Northvolt nach der Pleite als Versorger ausfällt. Die Investitionen in die Cellforce Group müssen nun abgeschrieben werden. Auf das Jahr gesehen dürfte die Neuaufstellung der Batteriestrategie weiteres Geld kosten. 

Schon jetzt bekommt Porsche die Auswirkungen der US-Zollpolitik deutlich zu spüren. In den Monaten April und Mai sicherte Porsche seinen Kunden in den USA zu, sämtliche durch Zölle verursachte Preissteigerungen aus eigener Tasche zu bezahlen.

Das kostete das Unternehmen nach eigenen Aussagen rund 300 Millionen Euro. Zwar hat sich die EU nach langen Verhandlungen mit Trump nun auf 15 Prozent Zölle geeinigt. Weil Porsche ausschließlich in Europa produziert, schlagen diese aber voll durch.

Kunden müssen daher mit Preisaufschlägen rechnen, falls Porsche nicht mehr länger bereit ist, die Mehrkosten für ein exportiertes Fahrzeug zu tragen. Dies wiederum könnte die Absatzzahlen in den USA einbrechen lassen. In jedem Fall sind die Folgen der Zollpolitik gravierend.

Fraglich ist daher, ob Porsche-Chef Oliver Blume am Mittwoch bei seiner Prognose für das Gesamtjahr bleibt oder diese wie bereits beim Volkswagen-Konzern geschehen, nochmals nach unten korrigiert.

Was im zweiten Halbjahr helfen soll, sind Sparprogramme. So hat Blume in einem Brief an die Mitarbeiter bereits weitere Einschnitte angekündigt. Zum bereits beschlossenen Abbau von 1900 Stellen bis Ende des Jahrzehnts könnte ein zweites schmerzliches Paket hinzukommen.

Dazu soll die Veräußerung von Beteiligungen Geld in die Kasse spülen. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht dabei die Beratungstochter MHP, für die ein Investor gesucht wird. Ein Verkauf könnte bis zu einer Milliarde Euro bringen, wie aus Branchenkreisen zu hören ist.