Der Seat-Entwicklungschef folgt auf Michael Steiner beim Volkwagen-Konzern. Was Tietz' wichtigste Aufgabe wird – und warum sein Vorgänger den Posten abgibt.
Werner Tietz übernimmt seinem Posten bei Seat auch die Entwicklung im Volkswagen-Konzern.
Werner Tietz wird neuer Chef der Volkswagen-Konzernentwicklung. Der bisherige F&E-Vorstand von Seat/Cupra folgt auf Michael Steiner, der wie Oliver Blume eine Doppelrolle innehat.
Neben seiner Wolfsburger Aufgabe verantwortet Steiner weiterhin die Porsche-Entwicklung, auf die er sich wohl in Anbetracht der aktuellen Krise beim Sportwagenhersteller wieder konzentrieren soll. Dort hat Blume den Vorstandsumbau forciert.
Tietz wiederum soll auch seine Seat/Cupra-Aufgabe weiterhin behalten, die derzeit allerdings weit weniger herausfordernd sein dürfte als Steiners Job bei Porsche.
Von Steiner übernimmt Tietz zudem ein relativ gut bestelltes Feld: Große Baustellen wie die elektrischen Kleinwagen, die China-Strategie und vor allem die Zukunft der Plattform SSP hat Steiner dem Vernehmen nach zumindest soweit geordnet und vorangebracht, dass die Entwicklungsabteilungen nun klare Ziele vor Augen haben.
Die Neuaufstellung der Cariad läuft ebenfalls und auch die zahlreichen neuen Partnerschaften und Joint Ventures, allen voran mit Rivian und XPeng, sind auf den Weg gebracht und haben zum Teil bereits erste Erfolge vermeldet.
An Tietz dürfte es nun liegen, diese weiter zu entwickeln und den Speed aufrecht zu erhalten – oder noch weiter zu erhöhen. Aktuell spricht Volkswagen von 36 Monaten Entwicklungszeit für den ID.2, zukünftig dürfte selbst das zu lange sein.
Der promovierte Ingenieur Tietz ist seit 1994 im Volkswagen-Konzern und kümmerte sich unter anderem bei Audi um das Interieur und leitete vor Seat die Entwicklung von Bentley. Entscheidender für den aktuellen Karrieresprung dürfte allerdings seine Zeit bei Porsche gewesen sein: Ab 2011 verantwortete er Entwicklung von Karosserie und Innenraum aller Modelle und war am Taycan-Konzept beteiligt.
"Mit Weitblick, technischer Expertise und mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung im Volkswagen Konzern hat Werner Tietz maßgeblich die Innovationskraft von Marken wie Audi, Porsche, Bentley und auch Seat/Cupra mitgestaltet", erklärte Oliver Blume.
Seine Arbeit stehe für zukunftsweisende Entwicklung, von nachhaltigen Materialien bis zur Elektrifizierungsstrategie. "Mit dieser umfangreichen Expertise wird er die Konzernforschung und Entwicklung des Volkswagen-Konzerns weiter vorantreiben“, so Blume weiter.
Durch viele Management-Rochaden, die Oliver Blume veranlasst hat, zieht sich ein roter Faden: Der CEO setzt auf Vertraute aus seiner früheren Porsche-Ära. Das gilt auf Markenebene für die Chef-Posten bei Skoda, Audi und Bentley, aber eben auch für wichtige Posten im Konzern. Neben Steiner hatte Blume auch Porsche-Designer Michael Mauer (wieder) zum Leiter des Konzern-Designs gemacht.
Dass Manager Top-Position mit Vertrauten besetzen, ist nicht unüblich. Dass ihm genau das nicht gelungen ist, soll Blume-Vorgänger Herbert Diess zum Verhängnis geworden sein. Dem von BMW gekommenen Diess sollen in Wolfsburg wichtige Fahrensleute gefehlt haben, die seine Entscheidungen operativ durchgesetzt hätten, hört man regelmäßig in Branchenkreisen.
