Rund 9000 Beschäftige in den Entwicklungsabteilungen sollen besser zusammenarbeiten als bisher. Ganz rund läuft das Projekt allerdings noch nicht.
Traton setzt zukünftig auf ein Baukasten-Prinzip für seine vier Lkw-Marken.
Traton ist bei der Umsetzung seines Baukasten-Systems einen Schritt weitergekommen. Wie Volkswagens Lkw-Tochter (VW hält 87,5 Prozent) mitteilte, wurde die gruppenweite Forschungs- und Entwicklungsabteilung zum 1. Juli 2025 deutlich aufgewertet.
Rund 9000 Mitarbeiter aus den bislang eigenständigen F&E-Abteilungen von Scania, MAN, International und Volkswagen Truck & Bus gehören ab sofort der Group R&D an. An der Spitze steht Niklas Klingenberg, Tratons Vorstand für Forschung & Entwicklung.
Ziel der Neuaufstellung ist es, das gemeinsame Baukastensystem "Traton Modular System" (TMS) besser zu nutzen. Das TMS umfasst Komponenten wie Achsen, Federung, Rahmen, Motor und die Batterien für elektrische Lkw. Modulare Komponenten, die in verschiedenen Marken eingesetzt werden können, sollen durch Synergieeffekte Milliarden einsparen. 2024 erzielte Traton bei rund 47,5 Milliarden Euro Umsatz eine Rendite von 9,2 Prozent.
Um die Trennung zwischen den einzelnen Herstellern trotzdem beizubehalten, arbeiten zusätzlich insgesamt rund 3000 Mitarbeiter in den jeweils eigenen Marken-Entwicklungsabteilung am sogenannten Brand Identify Development (BID). Als Unterscheidungsmerkmal zwischen den einzelnen Marken dienen zum Beispiel verschiedene Leistungsstufen der gleichen Technologie.
Zuletzt soll es bei der Entwicklung des TMS aber zu Verzögerungen gekommen sein. Eigentlich sollte der Baukasten ab 2028 einsatzbereit für die neue Generation von Lkw sein, inzwischen ist von einer Verspätung von bis zu einem Jahr die Rede. Zeit, die Traton auf Grund schärfer werdender EU-Normen und CO2-Richtlinien nicht hat.
Die Entscheidung, das Baukastenprinzip gruppenweit einzuführen, geht vor allem auf Traton-CEO Christian Levin zurück, der nach seinem Amtsantritt 2021 den Posten als Präsident und CEO von Scania beibehalten hat.
Scania gilt als Vorreiter innerhalb der Traton-Gruppe, schon seit den 1930er Jahren nutzen die Schweden das sogenannte Bygglådan-Prinzip, abgeleitet vom schwedischen Wort für Werkzeugkasten.
Die Doppelrolle Levins ist allerdings nicht unumstritten. Insider berichten, er habe Schlüsselstellen vor allem mit Scania-Personal besetzen wollen. Zudem sollen sich die Entwickler von MAN und Scania bei der Umsetzung des TMS verzettelt haben.
Der Traton-Aufsichtsrat, dem die Volkswagen-Vorstände Gunnar Kilian und Manfred Döss sowie der VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, bei Traton ebenfalls Chef-Aufseher, angehören, soll im Frühjahr eine Prüfung des Projekts durch McKinsey beauftragt haben.
Ohnehin schaue der Aufsichtsrat Levin genau auf die Finger, heißt es aus Branchenkreisen. Der Manager soll sich bei den Batterien für die elektrischen Scania-Trucks zu lange auf den inzwischen insolventen Hersteller Northvolt als einzigen Lieferanten verlassen haben.
