SUV statt Kleinwagen: So will Renault außerhalb Europas mehr verdienen

Die Marke Renault stand lange für günstige Kleinwagen und schwache Margen außerhalb Europas. Doch mit dem neuen C-SUV Boreal und einer klaren Internationalisierungsstrategie setzt der Autobauer nun auf Wachstum in margenstärkeren Märkten.

Der Boreal wurde am Donnerstag zeitgleich in Paris und São Paulo vorgestellt. Der SUV soll eine zentrale Rolle in der Strategie spielen, Renault außerhalb Europas profitabler und hochwertiger zu positionieren – ähnlich wie es unter CEO Luca de Meo mit der "Renaulution" bereits in Europa gelungen ist.

Renault hat über Jahrzehnte vor allem auf europäische Märkte gesetzt. Außerhalb Europas war der Konzern vor allem mit günstigen B-Segment-Modellen aktiv – oft auf Basis veralteter Technik. Zwar erzielte die Marke damit in Schwellenländern respektable Marktanteile, allerdings mit niedrigen Margen.

Mit dem wachsenden Druck durch chinesische Hersteller wurde klar: Diese Strategie war nicht zukunftsfähig. Der scheidende CEO Luca de Meo richtete Renault neu aus – hin zu modernen, margenstarken Modellen. Markenchef Fabrice Cambolive treibt nun die globale Expansion voran.

2023 startete Renault seinen "International Game Plan" – eine ehrgeizige Wachstumsstrategie, unterstützt von drei Milliarden Euro Investitionsvolumen. Ziel: Der Auslandsanteil am Absatz soll bis 2027 auf mindestens 50 Prozent steigen. Und: Renault will künftig pro Auto doppelt so viel verdienen wie 2019. 2024 war die Marke international auf 560.000 Einheiten gekommen, was einem Anteil von knapp 40 Prozent des Gesamtabsatzes entspricht.

Dafür muss die Marke höher positioniert werden. "Wir sind sehr zuversichtlich, das zu schaffen", sagte Cambolive der Automobilwoche. Nicht zuletzt könne Renault dabei auf ein Netz von mehr als 2000 Handelspartnern außerhalb Europas zurückgreifen. "Das unterscheidet uns von vielen Wettbewerbern", sagte er mit Blick auf die chinesischen Rivalen in diesen Verkaufsregionen.

Ein zentraler Baustein dieser Strategie ist der neue C-SUV Boreal, benannt nach dem griechischen Gott des Nordwinds, Boreas. Das Modell ist das vierte von insgesamt acht geplanten neuen internationalen Fahrzeugen.

Mit 4,56 Metern Länge, 2,70 Metern Radstand und einem markanten Design will Renault neue Kundengruppen in Märkten erschließen, in denen die Marke bisher kaum im C-Segment vertreten war. Hauptmärkte sind Südamerika, die Türkei und der Nahe Osten – Regionen, in denen bislang günstige Kleinwagen dominierten.

In Europa wird der Boreal offiziell nicht angeboten – auch um eine Kannibalisierung des bestehenden SUV-Portfolios (Arkana, Symbioz, Rafale, Captur) zu vermeiden. Dennoch gilt es als möglich, dass das Modell über unabhängige Händler den Weg nach Europa findet.

Zwar wird der Boreal vielfach als Rebadge des kommenden Dacia Bigster angesehen, das sei jedoch nicht korrekt, betont Renault. Die Fahrzeuge basieren auf zwei unterschiedlichen Plattformen: Der Bigster nutzt die europäische "CMF-B"-Plattform, der Boreal steht auf einer eigens für das internationale Geschäft entwickelten "International Modular Platform," die für das neue Modell vergrößert wurde. Zudem unterscheiden sie sich deutlich in Design, Technik und Ausstattung. "Das ist ein echter Renault", sagte Cambolive bei der Präsentation.

Produziert wird der Boreal ab Herbst 2025 im brasilianischen Werk Curitiba, ab 2026 auch im türkischen Werk Bursa. Beide Werke fungieren als regionale Exportdrehscheiben für insgesamt über 70 Märkte.

Wichtig für die Profitabilität: Der Anteil lokal produzierter Komponenten soll steigen – insbesondere in Südamerika, wo hohe Importzölle gelten.

Designchef Gilles Vidal verspricht ein "Premium-Erlebnis". Das Exterieur zeigt sich kantig und selbstbewusst, das Interieur setzt auf digitale Instrumente und Konnektivität: Zwei Zehn-Zoll-Bildschirme, moderne Assistenzsysteme und digitale Cockpits sollen für zeitgemäßen Anspruch sorgen. Bis zu 24 Assistenzsysteme sind optional verfügbar.

Das Cockpit ähnelt stark dem des elektrischen Renault 5 E-Tech.

Angetrieben wird der Boreal zunächst von einem 1,3-Liter-Turbobenziner, wahlweise auch als Flex-Fuel-Version – entscheidend etwa für den brasilianischen Markt. Die Leistung variiert je nach Region zwischen 138 und 163 PS. Für Ende 2026 ist ein Vollhybrid angekündigt.