Wegen US-Zöllen: Stellantis erwartet für das zweite Halbjahr Einbußen von 1,2 Milliarden Euro

Stellantis hat angekündigt, dass das Unternehmen im zweiten Halbjahr mit einem Verlust von 1,2 Milliarden Euro (1,4 Milliarden US-Dollar) aufgrund der neuen US-Zölle rechnet – trotz der Einigung zwischen der Trump-Regierung und der Europäischen Union auf einen Zollsatz von 15 Prozent für Autos.

In der ersten Jahreshälfte hatten die Zölle nur begrenzte Auswirkungen und verursachten Kosten in Höhe von 300 Millionen Euro. Die schwerwiegenderen Auswirkungen erwartet Stellantis jedoch im zweiten Halbjahr, wie der Autobauer am 29. Juli im Rahmen der Veröffentlichung der Finanzergebnisse für das erste Halbjahr erklärte. Diese wiesen einen Verlust von 2,3 Milliarden Euro aus.

Das größte Risiko für Stellantis stellt die Einführung der 25-prozentigen Zölle auf Fahrzeuge dar, die in Kanada und Mexiko gebaut und in die USA exportiert werden. Aber auch Fahrzeuge aus Europa, darunter Modelle von Alfa Romeo, Dodge, Maserati sowie Nutzfahrzeuge, sind betroffen.

Im vergangenen Jahr stammten mehr als 40 Prozent der 1,2 Millionen Fahrzeuge, die Stellantis in den USA verkaufte, aus Importen – vor allem aus Mexiko und Kanada.

Der Automobilhersteller, der seine Führungsposition nach der Ernennung von Antonio Filosa zum CEO stabilisieren will, nahm zudem seine Finanzprognose wieder auf. Diese war zuvor im April aufgrund der unsicheren Auswirkungen der US-Zölle und der sich verändernden Handelssituation zurückgezogen worden.

Für das zweite Halbjahr rechnet Stellantis nun mit einer bereinigten operativen Gewinnmarge im niedrigen einstelligen Bereich. Der Konzern erwartet außerdem einen verbesserten industriellen freien Cashflow im Vergleich zu den ersten sechs Monaten, in denen er 3 Milliarden Euro an Barmitteln verbrauchte.

"Unser neues Führungsteam ist sich der Herausforderungen bewusst, wird jedoch weiterhin die notwendigen schwierigen Entscheidungen treffen, um profitables Wachstum und verbesserte Ergebnisse zu erzielen", erklärte Filosa.

Der CEO steht dabei vor der Herausforderung, die Produktpalette neu zu gestalten, Marktanteile zurückzugewinnen und das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen.

Die Rückgänge bei den Auslieferungen in Nordamerika, Europa und im Nahen Osten und Afrika drückten den Umsatz im ersten Halbjahr. Im Gegensatz dazu stiegen die Auslieferungen in Südamerika, vor allem dank der gestiegenen Nachfrage in Argentinien.

Stellantis betonte, dass sich Absatzzahlen, Umsatz und Betriebsergebnis im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2024 verbessert hätten. Dies sei zum Teil auf die Markteinführung neuer Produkte wie des Fiat Grande Panda zurückzuführen.

In Nordamerika gingen die Auslieferungen im ersten Halbjahr um 23 Prozent auf 647.000 Fahrzeuge zurück. Dies sei vor allem auf die geringere Produktion von Importfahrzeugen, die von den Zöllen besonders betroffen sind, die niedrigeren Flottenverkäufe und Produktionslücken aufgrund eingestellter Modelle zurückzuführen.

Der Nettoumsatz in Nordamerika schrumpfte um 26 Prozent auf 28,2 Milliarden Euro, was zu einem bereinigten operativen Verlust von 951 Millionen Euro führte, im Vergleich zu einem bereinigten operativen Ergebnis von 4,3 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Europa bleibt mit Abstand die volumenstärkste Region für Stellantis, auch wenn die Auslieferungen hier um sieben Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge zurückgingen. Dies sei hauptsächlich auf die langsamere Markteinführung neuer Modelle auf Basis der Smart-Car-Plattform zurückzuführen. Positive Verkaufszahlen bei Modellen wie dem Fiat 600, Peugeot 3008 und Jeep Avenger konnten diese Rückgänge jedoch teilweise ausgleichen.

Der Nettoumsatz in Europa ging um zwei Prozent zurück, während die Region mit einem beinahe ausgeglichenen Betriebsergebnis von neun Millionen Euro (im Vergleich zu 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr) abschloss.

Südamerika war in diesem Zeitraum die profitabelste Region für Stellantis: Das bereinigte operative Ergebnis (AOI) stieg um drei Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, während der Umsatz um fünf Prozent auf 7,8 Milliarden Euro zunahm. Der Absatz in Südamerika stieg um 20 Prozent auf 471.000 Einheiten, was hauptsächlich auf die gestiegene Nachfrage in Argentinien zurückzuführen ist.

Die Region Naher Osten und Afrika erwies sich ebenfalls als profitabel, mit einem Anstieg der Auslieferungen um 13 Prozent auf 133.000 Fahrzeuge und einem Nettoumsatz von 4,9 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis lag bei 800 Millionen Euro, was einer Marge von 15,5 Prozent entspricht.