Wachstumsplan trotz Riesenzöllen: So will Bentley Indiens Luxusmarkt erobern

Bentley Motors schließt sich in Indien der Skoda Auto Volkswagen India Private Limited (SAVWIPL) an. Damit hat die indische Landesgesellschaft des Volkswagen-Konzerns nun auch die britische Luxusmarke unter ihrem Dach – neben Skoda, Volkswagen, Audi, Porsche und Lamborghini.

Bentley ist seit 2003 in Indien mit dem Importeur Exclusive Motors aktiv. Der britische Autobauer spricht von einer neuen Wachstumsära. Für Bentley liegen keine spezifischen Verkaufszahlen für Indien im Jahr 2024 vor, doch der Marktanteil dürfte gering sein.

Laut Daten der indischen Automobilindustrie wurden 2024 rund 51.000 Luxusfahrzeuge verkauft. Dominiert wird dieser Sektor mit etwa 20.000 Einheiten von Mercedes, gefolgt von BMW mit rund 15.000 Fahrzeugen. 

Erschwert wird das Geschäft durch hohe Zölle. Luxusfahrzeuge werden in der Regel als "Completely Built Units" (CBU) importiert, auf die 110 Prozent Zoll anfallen.

Zusätzlich kommen noch 28 Prozent GST (Goods & Services Tax), bis zu 22 Prozent Compensation Cess sowie regionale Straßen- und Registrierungsabgaben von meist 10 bis 20 Prozent hinzu. Insgesamt liegt die effektive Abgabenlast auf importierte Luxusautos wie Bentley oft zwischen 200 und 300 Prozent.

An den Zöllen ändert die Gründung von Bentley India unter dem Dach von SAVWIPL nichts, dennoch will Bentley von der Zusammenarbeit mit den anderen Marken und deren Erfahrung profitieren. Geplant ist, drei Händler zu ernennen, in Bengaluru, Mumbai und Neu-Delhi. 

"Indien ist eine der dynamischsten Volkswirtschaften der Welt, und der Start von Bentley India in diesem Land spiegelt Bentleys Fokus auf Wachstum in einem Markt wider, in dem wir bereits über eine starke und wachsende vermögende Kundschaft verfügen", erklärt Richard Leopold, Regional Director EMEA bei Bentley Motors.

Die strategische Führung von SAVWIPL liegt bei Skoda, das im Konzern die Verantwortung für den wichtigen Wachstumsmarkt Indien übernommen hat. Skoda ist bereits seit 2001 in Indien aktiv und treibt seit 2018 im Rahmen der India-2.0-Strategie die Expansion des Konzerns voran. 

SAVWIPLs Ziel ist es, Synergien zwischen den Konzernmarken zu schaffen, lokale Entwicklung und Produktion zu stärken und Fahrzeuge zu attraktiveren Preisen für den preissensiblen indischen Markt anzubieten. Dazu zählen die Skoda-Modelle Kushaq, Slavia und Kylaq sowie VW Taigun und Virtus.

Das Engagement von SAVWIPL wird derzeit von einem milliardenschweren Zollstreit überschattet. Der indische Staat fordert von der VW-Tochter rund 1,4 Milliarden US-Dollar – mit möglichen Strafzahlungen sogar bis zu 2,8 Milliarden. Der Vorwurf: SAVWIPL beziehungsweise seine Vorgängerfirmen hätten seit 2012 nahezu vollständige Fahrzeuge in Einzelteilen importiert, um hohe Zollsätze zu umgehen.

Ein VW-Anwalt warnte, es gehe für das Unternehmen in Indien um "Leben oder Tod". Der Ausgang des laufenden Verfahrens könnte zudem Signalwirkung für andere internationale Unternehmen haben, denn die indischen Behörden fordern Zölle rückwirkend bis zu zwölf Jahre. Noch steht eine Entscheidung der indischen Gerichte aus.