Analyse: Was der CLA-Hochlauf für die Mercedes-Produktion in Rastatt bedeutet

Seit Ende April ist der neue CLA von Mercedes in der rein elektrischen Variante offiziell bestellbar. Parallel dazu hat der Hochlauf im Werk Rastatt begonnen. Für den Autohersteller markiert das Fahrzeug, das mit dem neuen Betriebssystem MB.OS ausgestattet ist, eine neue Ära.

"Die CLA-Produktion untermauert unsere digitale, nachhaltige und flexible Produktionsstrategie und zeigt, wie unser Produktionsverbund effizient und Hand in Hand agiert", sagte Produktionschef Jörg Burzer beim offiziellen Start der Fertigung.

Einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in die Hand genommen, um das neue Modell in die bestehenden Anlagen zu integrieren. Die Linie wurde mittels eines digitalen Zwillings in Rekordzeit konstruiert und aufgebaut.

Dadurch seien "erhebliche Potenziale bei Bauzeit und Kosten" realisiert worden. Erstmals können außerdem Software-Updates für das Fahrzeug bis kurz vor der Auslieferung aufgespielt werden. Rastatt diene damit als Blaupause für die weltweite Einführung von MB.OS in allen Mercedes-Fahrzeugwerken.

Wesentliche Komponenten für den CLA kommen dabei aus anderen Produktionsstätten in Deutschland. Das etwa zehn Kilometer entfernte Presswerk in Kuppenheim versorgt Rastatt seit 2009 mit Rohbau-Komponenten, Struktur- und Karosserieteilen.

Die elektrischen Antriebseinheiten und Achsen werden am Standort Untertürkheim produziert. Die Hochvoltbatterien stammen von der Tochter Accumotive im sächsischen Kamenz.

Fertige Fahrzeuge aus Rastatt werden mit Elektro-Lkw durch das Partnerunternehmen Galliker über die Strecke von 600 Kilometern von Rastatt zum Hafen in Zeebrügge transportiert.

Mit dem CLA startet Mercedes eine der größten Produktoffensiven der Geschichte. "In den nächsten Jahren werden wir über 25 Modelle neu einführen", sagte Mercedes-Chef Ola Källenius in Rastatt. Der CLA soll dabei die A-Klasse und die B-Klasse ersetzen, die 2026 auslaufen.

Zwar soll Ende des Jahres die Verbrenner-Variante anlaufen und im nächsten Jahr ein Shooting-Brake als Kombi das Einstiegsmodell in Rastatt ergänzen. Doch Fakt ist, dass sich das Angebot im Kompaktsegment von sieben auf fünf Modelle reduziert, wenn man die neu konzipierte Mini-G-Klasse hinzuzählt.

Der CLA ist daher auch ein Prüfstein für die Strategie von Konzernchef Ola Källenius.

Unklar ist bisher, wo die Nachfolger von GLA und GLB gebaut werden. Für die Mini-G-Klasse, die 2026 kommen soll, gibt es zumindest eine Tendenz. Bisher verteilen sich die Produkte der MMA-Plattform auf die beiden Werke Rastatt und Kecskemet in Ungarn.

Da für das ungarische Werk bereits ein weiteres Modell der Mittelklasse beschlossen worden ist, dürfte Rastatt gute Chancen auf das zusätzliche SUV haben, um die Kapazität von rund 200.000 Fahrzeugen pro Jahr abzusichern. Burzer jedenfalls zeigte sich optimistisch angesichts der sich abzeichnenden Nachfrage für den CLA.

Mit dem neuen Fahrzeug soll auch die Elektrifizierung bei Mercedes einen deutlichen Schub bekommen. "Er ist auch ein Statement: Wir sind vom langfristigen Erfolg der Elektromobilität überzeugt. Das beste Argument dafür sind Spitzenprodukte wie der CLA", so Källenius.

Bisher liegt der Anteil rein elektrischer Fahrzeuge am Gesamtabsatz bei nicht einmal zehn Prozent (2024). Dank seiner großen Reichweite von fast 800 Kilometern und ultraschnellem Laden soll der CLA den Umstieg nun leichter machen.

Allerdings ist das Fahrzeug gemäß der Luxusstrategie höher positioniert als die Vorgängermodelle, zumal in der Elektroversion. So startet der CLA 250 + mit EQ-Technologie nach Angaben von Mercedes bei 53.065,67 Euro.

Das Familien SUV EQB mit ebenfalls rein elektrischem Antrieb, aber deutlich geringerer Reichweite, ist ab 47.627,73 Euro zu haben.  Ab Ende 2025 wird es ein CLA-Modell mit Verbrenner ab einem Preis von etwa 46.500 Euro zu kaufen geben. Außerdem wird es eine elektrische Variante mit LFP-Batterie zu einem deutlich günstigeren Preis geben. Damit verringert sich allerdings auch die Reichweite.

Nach Rastatt läuft der CLA auch im Werk Peking an. Auf dem chinesischen Markt muss sich Mercedes einer zunehmenden Zahl an Wettbewerbern stellen, die auch im Premium-Segment mitmischen wollen. Bisher hat der deutsche Hersteller mit seinen Elektrofahrzeugen hier nicht punkten können.

Der CLA hat zwar alle technologischen Voraussetzungen für den Erfolg, so etwa auch ein Level 2++-System für weitgehend automatisiertes Fahren in einem urbanen Umfeld. Knackpunkt dürfte allerdings der Preis sein. Der lokale Konkurrent Xiaomi SU7, der als "Luxus-Technologie-Sedan" vermarktet wird, startet in China bei umgerechnet rund 28.000 Euro.

Das Werk Rastatt ist neben Sindelfingen und Bremen das kleinste der drei deutschen Montagewerke und hat 1992 die Produktion aufgenommen. Mit rund 6000 Beschäftigten ist es der größte Arbeitgeber der Region.

Im Werk Rastatt werden die A- und B-Klasse sowie das kompakte SUV GLA und der vollelektrische Mercedes-Benz EQA gebaut. Die Rastatter Produktion deckt mit Verbrennern, Plug-in-Hybriden und Elektrofahrzeugen die ganze Bandbreite an Antriebstechnologien ab.