Mit dem Wechsel verliert CEO Thomas Ingenlath seinen größten Fürsprecher. Der neue Chefaufseher kommt in einer turbulenten Phase.
Winfried Vahland: Der frühere Skoda-Chef wird neuer Aufsichtsratschef von Polestar.
Winfried Vahland wird neuer Chef des Aufsichtsrats von Polestar. Er folgt auf Hakan Samuelsson, der den Posten seit März 2022 bekleidet. Zuvor hatte er die Entwicklung der E-Auto-Marke bereits als Volvo-Chef begleitet.
Polestar wurde 2017 als Tochterfirma von Volvo und Geely gegründet. Momentan kämpft die Marke allerdings ebenso wie andere E-Auto-Start-ups mit einer Reihe von Problemen.
Die Nachfrage nach E-Autos steigt nicht so stark wie angenommen, weil die Early Adopters inzwischen versorgt sind und die Massenmarkt-Kunden sich zurückhalten. Sie zweifeln aufgrund hoher Preise, unzureichender Ladeinfrastruktur, sich schnell verändernder Batterietechnik und sinkender Subventionen an der Elektromobilität.
Bei Polestar kommt hinzu, dass die Marke bisher nur ein Modell hatte, die Mittelklasse-Limousine Polestar 2. Weltweit konnte die Marke ihren Absatz im vergangenen Jahr zwar steigern, ihre Ziele hat sie aber verfehlt.
Der Absatz beispielsweise in Deutschland ist nach zunächst deutlichem Wachstum im Jahr 2023 um etwa zehn Prozent gesunken. In den ersten fünf Monaten des Jahres lag das Minus sogar bei 43 Prozent. Das Scheitern des Deals mit dem Vermieter Hertz schmerzt den Hersteller zusätzlich.
In diesem Jahr sollen die SUVs Polestar 3 und Polestar 4 hinzukommen, weitere Modelle sind für die kommenden Jahre geplant. Die SUVs dürften für einen Absatzschub sorgen, allerdings ist die Konkurrenz gerade in diesem Segment stark.
Auch international läuft es für Polestar nicht rund: Die Marke hat Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC, weil sie Fehler in den Finanzberichten für die Jahre 2022 und 2021 begangen hat und deshalb den Bericht für das Jahr 2023 nicht rechtzeitig vorlegen konnte.
Der Aktienkurs ist in den vergangenen Jahren gesunken, Volvo hat einen Großteil seiner Polestar-Anteile an die gemeinsame Konzernmutter Geely verkauft.
Polestar3: Als SUV dürfte das Modell gefragt sein, allerdings ist die Konkurrenz groß.
Jede Menge Probleme also für Thomas Ingenlath: Der Volvo-Designchef ist seit 2017 in Personalunion Chef von Polestar, ein Posten, auf den ihn Samuelsson berufen hat. Er wird nun zu kämpfen haben. Zunächst hofft er auf die neuen Modelle sowie Einsparungen durch den angekündigten Abbau von einem Viertel der Arbeitsplätze.
Ob das reicht, werden die kommenden Monate zeigen. Für einen Erfolg von Polestar spricht die Zugehörigkeit zum Geely-Konzern und zu Volvo. Damit kann die Marke auf Werke und Händler zugreifen und profitiert zudem von gemeinsamen Entwicklungen und Einkaufskooperationen.
Thomas Ingenlath: Dem Polestar-CEO stehen schwierige Monate bevor.
Vahland kennt Polestar bereits: Seit Januar ist er Mitglied des Aufsichtsrats, zuvor war er fünf Jahre lang Mitglied des Aufsichtsrats von Volvo Cars. Er hat eine lange Karriere in der Autobranche hinter sich, unter anderem war er Chef von VW in China und CEO von Skoda. Zwischendurch wurde er sogar als Chef des VW-Konzerns gehandelt.
Hakan Samuelsson war unter anderem Vorstandschef von MAN und Volvo und geht nun in den Ruhestand.
Hakan Samuelsson: Der Manager geht nach einer langen Karriere in den Ruhestand.
Zugleich gab Carla De Geysleer bekannt, dass sie nicht mehr für den Aufsichtsrat kandidieren wird. Auf der kommenden Hauptversammlung Ende Juli sollen Christine Gorjanc und Xiaojie Shen (Laura) den Aktionären als neue Mitglieder des Aufsichtsrats vorgestellt werden.
Gorjanc hat jahrelange Erfahrung im Finanz-und Rechnungswesen und ist leitende Direktorin von Juniper Networks. Im Polestar-Aufsichtsrat soll sie den Vorsitz des Prüfungsausschusses übernehmen. Xiaojie Shen hat unter anderem für VW in China gearbeitet und war Vertriebschefin von BMW Brilliance.
