Neuer JLR-CEO: Das sind die Baustellen von P.B. Balaji

Wirtschaftlich lief es für den britischen Autohersteller Jaguar Land Rover (JLR) zuletzt gut. Mit einem Umsatz von 29 Milliarden Pfund und einem Gewinn vor Steuern in Höhe von 2,5 Milliarden Pfund lieferte der Hersteller im Geschäftsjahr 2024/25 das beste Ergebnis seit einem Jahrzehnt ab.

Wenn der neue CEO P.B. Balaji im November seinen neuen Job antritt, steht er dennoch gleich vor einer Reihe von Schwierigkeiten. Balaji ist CFO des indischen Mutterkonzerns Tata Motors und wechselt nun zu dem britischen Hersteller, der im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende März) 71 Prozent des Konzernumsatzes ausmachte. Das sind die Herausforderungen, die auf ihn zukommen:

Pro Jahr unterliegen die ersten 100.000 Fahrzeuge, die in Großbritannien gebaut und in die USA exportiert werden, einem Zollsatz von zehn Prozent. Vorher waren es 2,5 Prozent gewesen. JLR baut Jaguar- und Range-Rover-Fahrzeuge in England.

Land-Rover- und Discovery-SUVs, die in der Slowakei produziert werden, unterliegen gemäß dem Abkommen mit der EU einem US-Einfuhrzoll von 15 Prozent. Die USA sind der größte Absatzmarkt des Herstellers, die Importzölle werden die Marge folglich belasten.

Balaji übernimmt außerdem die heikle Neupositionierung von Jaguar. Die Marke will vom Wettbewerber von Premiummarken wie BMW und Mercedes zu einem Anbieter elektrischer Luxusfahrzeuge werden, die dann eher mit Marken wie Bentley konkurrieren soll.

Das Konzeptfahrzeug Type 00, das Jaguars neue Designsprache ankündigte, wurde zum Teil heftig kritisiert – wegen der radikalen Abkehr von bisherigen Designmerkmalen und der Aufgabe des ikonischen Raubkatzen-Logos. Einige Kritiker beanstandeten erwartungsgemäß den Abschied vom Verbrennungsantrieb.

US-Präsident Donald Trump bezeichnete zudem Jaguars Imagekampagne mit androgyn wirkenden Models als "wokes" Desaster. In den USA – und womöglich darüber hinaus – gerät die Marke dadurch zwischen die Fronten des sogenannten Culture Wars zwischen konservativ-traditionell eingestellten und liberal-progressiv ausgerichteten Menschen.

JLR verschiebt neue Elektro-Modelle, um mehr Tests durchzuführen und auf eine stärkere Kundennachfrage zu warten. Zu den verspäteten Modellen zählen die erste rein elektrische Jaguar-Limousine, die ursprünglich für dieses Jahr geplant war, und der neue Range Rover Electric.

Medienberichten zufolge verzögern sich außerdem ein kleinerer elektrischer Range Rover als Velar-Nachfolger sowie der geplante elektrische Defender Sport.

JLR muss höhere Batteriepreise zahlen, da das Unternehmen kleiner ist als deutsche Premiumhersteller. Balajis Position als Vorstandsmitglied von Tatas Batterietochter Agratas dürfte die In-house-Versorgung jedoch beschleunigen.

Agratas will JLR ab 2027 aus einer neuen britischen Gigafactory heraus mit Batterien beliefern.

Bei allen Schwierigkeiten läuft es wirtschaftlich hingegen bis jetzt solide. Dies ist vor allem den steigenden Verkäufen der margenstarken Range-Rover- und Defender-SUVs zu verdanken.

Die Gewinnmarge lag bei 8,5 Prozent und damit über der von wichtigen Konkurrenten wie BMW: Die Münchener erzielten im Autogeschäft 6,3 Prozent. CFO Richard Molyneux warnte jedoch, dass die Marge in diesem Jahr auf fünf bis sieben Prozent sinken könnte – unter anderem wegen der Zölle.

"Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Herausforderungen, insbesondere die Geschwindigkeit, bedeuten, dass es einen Rückgang geben wird", sagte Molyneux im Juni bei einem Investorentag. Im Juli kündigte JLR an, weltweit bis zu 500 Managementstellen zu streichen.

Positiv für JLR ist, dass die Verzögerungen bei der Einführung von E-Autos die Finanzen gestärkt haben, da der Fokus auf profitableren Verbrenner-Modellen liegt.

Balaji muss jedoch die Balance finden zwischen der Marktnachfrage nach Verbrennern – einschließlich Hybriden – und der Einhaltung der CO2-Ziele in der EU und in Großbritannien. Ohne mehr Verkäufe von Elektroautos wird das nicht gelingen.

"Es gibt eine wachsende Diskrepanz, da die prognostizierte S-Kurve bei der E-Auto-Nachfrage in vielen Märkten nicht wirklich eingetreten ist", sagte Molyneux. "Das Regulierungssystem basierte darauf, dass dies geschehen würde."

Balaji sagte im Mai vor Investoren, dass sich JLR grundsätzlich "in bestem Zustand" befinde. "Das gibt uns das Selbstvertrauen, unsere Wachstumsstrategie konsequent umzusetzen – bei gleichzeitig striktem Blick auf Kosten und Liquidität."

In seiner Rolle bei Tata Motors hat Balaji vollständigen Einblick in die JLR-Pläne. Deshalb werde er den Kurs nicht drastisch ändern, sagt Charles Tennant, ehemaliger Tata-Motors-Direktor und früherer Land-Rover-Chefingenieur.

"Sie stehen so sehr hinter der Strategie für die Jaguar-Neuausrichtung, dass ich nicht glaube, dass er diese stoppen wird", sagte er der Automobilwoche-Schwester Automotive News Europe.

Die "Reimagine JLR"-Strategie wurde im Februar 2021 unter Thierry Bolloré, dem Vorgänger von Adrian Mardell, auf den Weg gebracht. Manche Branchenbeobachter glauben jedoch, dass JLR seine Pläne zurückziehen muss, mit Jaguar nur noch reine E-Autos anzubieten.

Das Jaguar-Management ist jedoch überzeugt, dass die Marke keine andere Wahl hat, als elektrisch zu werden und Luxusmarken wie Bentley ins Visier zu nehmen. Die frühere Strategie, mit Marken wie BMW zu konkurrieren, hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Jaguar sei zu klein, um mit deutschen Premium-Konkurrenten mitzuhalten, argumentiert das Unternehmen. Markenchef Rawdon Glover sagte im Juni, die Marke müsse sich neu erfinden, weil die Kernkundschaft geschrumpft sei.

Kleine, schrittweise Änderungen hätten seiner Ansicht nach nicht ausgereicht. "Wir mussten einen großen, mutigen Schritt von Grund auf machen – deshalb sehen Sie jetzt diesen drastischen Wandel."

Dieser Artikel ist zuerst bei der Automobilwoche-Schwester Automotive News Europe erschienen. Er wurde von KI übersetzt und von einem Redakteur der Automobilwoche bearbeitet.