Nach Gewinneinbruch: Audi kassiert Jahresprognose

Mit den Zahlen für das erste Halbjahr werden die Sorgen um den früheren Margen-Bringer des VW-Konzerns noch größer: Audi hat nur noch einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet, das ist ein Einbruch um 37,5 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. Die operative Umsatzrendite liegt nach dem ersten Halbjahr bei mageren 3,3 Prozent. Zur Erinnerung: Im auch schon als schwach eingestuften Vorjahreszeitraum waren es noch 6,4 Prozent.

Nach den kürzlich vermeldeten Verkaufszahlen für das erste Halbjahr, in dem der Hersteller einen Absatzrückgang um weltweit 5,9 Prozent auf 784.000 Einheiten hinnehmen musste, waren schwache Finanzzahlen erwartbar. Ein Einbruch in dieser Größenordnung ist dennoch überraschend.

Angesichts des schwachen ersten Halbjahres hat Audi die Prognose für das Gesamtjahr 2025 einkassiert. So rechnet man nun nur noch mit einem Umsatz von 65 bis 70 Milliarden Euro – 2,5 Milliarden weniger als ursprünglich geplant. Auch das Renditeziel hat der Hersteller korrigiert: Statt mit sieben bis neun Prozent rechnet man nun mit fünf bis sieben Prozent.

Als Hauptursache für die Misere nennt Audi im Halbjahresbericht die schwachen Verkaufszahlen in China, die Belastungen durch die Zölle in den USA und den laufenden Konzernumbau.

In China, wo Audi auf dem wichtigen Elektroauto-Markt keinen Fuß auf den Boden bekommt, ging der Fahrzeugverkauf im ersten Halbjahr um 10,2 Prozent zurück. In den USA, wo die Premiummarke aufgrund einer fehlenden lokalen Produktion ebenso leidet wie die Schwestermarke Porsche, betrug der Rückgang 19,4 Prozent.

In den USA hat Audi die seit April geltenden Zölle in Höhe von 25 Prozent nicht an die Kunden weitergegeben. Die nun erzielte Einigung zwischen den USA und EU auf einen Importzoll von 15 Prozent dürfte in der Chefetage nur bedingt für Erleichterung sorgen. Sie sei bereits in die aktuelle Bewertung eingeflossen, heißt es im Halbjahresbericht.

Auch bei der zum Audi Konzern gehörenden Nobeltochter Bentley werden die schwierigen Marktbedingungen sichtbar. So ging bei Bentley der Fahrzeugabsatz um 11 Prozent auf 4876 Fahrzeuge zurück, das Operative Ergebnis brach von 261 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 auf nur noch 81 Millionen Euro ein, die Umsatzrendite sank von mehr als 17 Prozent auf 6,9 Prozent. Erst vor einigen Wochen hatte die britische Luxusmarke einen Ausblick auf das überarbeitete Markenzeichen und ein vollelektrisches Konzeptfahrzeug im neuen Design präsentiert.

Im aktuell schwierigen Fahrwasser ist wenigstens Lamborghini stabil: Die Auslieferungen der Sportwagenmarke lagen im ersten Halbjahr mit 5681 Autos (H1 2024: 5558) auf einem ähnlichen Niveau. Die Umsatzerlöse sind mit 1.621 Millionen Euro (H1 2024: 1.621 Millionen Euro) ebenso stabil. Das Operative Ergebnis war bei 431 Millionen Euro (H1 2024: 458 Millionen) etwas schwächer, die Operative Umsatzrendite liegt bei weiterhin starken 26,6 Prozent (H1 2024: 28,2 Prozent).

Einen Rückgang bei Absatz- und Ergebnisrückgang meldete auch die Motorradmarke Ducati: Im ersten Halbjahr gingen die Verkaufszahlen um 5,7 Prozent auf 30.234 Motorräder zurück, der Umsatz sank von 458 auf 431 Millionen Euro und die Rendite von 15,1 auf 9,5 Prozent.

"Die Lage bleibt sehr anspruchsvoll. Neben der hohen Wettbewerbsintensität beeinflussen die drastisch erhöhten US-Importzölle und Aufwendungen für die Restrukturierung von Audi die finanzielle Performance im ersten Halbjahr. Darüber hinaus führte ein unsicheres Förderumfeld im BEV-Segment zu einer gewissen Kaufzurückhaltung in einigen Märkten", sagte Finanzchef Jürgen Rittersberger. "Zeitgleich stemmen wir die größte Transformation in der Unternehmensgeschichte."

Ob Audi 2025 den Turnaround schafft, entscheidet sich im zweiten Halbjahr. Die größte Hoffnung ruht dabei auf der Elektro-Offensive, die weiter an Fahrt gewinnt. So verzeichnete die VW-Premiumtochter im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit mehr als 101.000 weltweit ausgelieferten vollelektrischen Modellen einen Zuwachs um satte 32 Prozent.

Zudem befinden sich wichtige neue Verbrennermodelle wie Audi Q5, Audi A5 und Audi A6 in der Phase der Markteinführung. Wie gut sie bei den Kunden ankommen, wird sich in den nächsten Monaten entscheiden, ergänzend verweist Audi-Chef Gernot Döllner beim Ausblick auf eine positive Wirkung der Zukunftsvereinbarung: "Mit der Zukunftsvereinbarung setzen wir ein deutliches Zeichen für mehr Fokussierung, Effizienz und Wirtschaftlichkeit und stärken die Zukunftsfähigkeit der deutschen Standorte."