Nach 2030: Cupra verschiebt Start in den USA, US-Chef geht

Cupra verschiebt seinen US-Start und will die "Entwicklung in den kommenden Jahren beobachten, um den besten Zeitpunkt" zu bestimmen, erklärte Sven Schuwirth, Vertriebsvorstand bei Seat und Cupra. Ursprünglich wollte die spanische Marke 2030 in den USA an den Start gehen.

US-Geschäftsführer Bernhard Bauer verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch, wie Cupra auf Anfrage der Automobilwoche mitteilte. Den Posten hatte Bauer erst im Oktober 2024 übernommen, zuvor führte er zehn Jahre lang Seat Deutschland. Nun wolle er "neue berufliche und private Ziele verfolgen".  

Ganz aufgeben will Cupra seine US-Pläne aber nicht. Die Entscheidung zur Verschiebung sei "angesichts der anhaltenden Herausforderungen in der Automobilindustrie und der sich wandelnden Marktdynamik" getroffen worden, heißt es aus von der Volkswagen-Tochter aus Barcelona.

Noch im April hatte Schuwirth gesagt, die Gespräche mit dem bevorzugten Vertriebspartner, der Penske Group, verliefen nach Plan. Offiziell besiegelt werden sollte die Partnerschaft Ende des Jahres. Auch Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume bewertete den Markteintritt Cupras noch zu Beginn des Jahres als wichtigen Bestandteil für die Wachstumsstrategie des Herstellers in den USA.

Stattdessen dürfte sich Cupra derzeit nach anderen Märkten umschauen. Vertriebschef Schuwirth sagte, bis zu einem Markteintritt in den US werde "Cupra auf der starken Dynamik aufbauen, die es in bestehenden Schlüsselmärkten erreicht hat, und bald in neue Märkte mit großem Potenzial expandieren, um seine globale Präsenz auszubauen.“

Konkrete Märkte nennt Schuwirth noch nicht, doch könnte Cupra ähnlich wie Skoda die ASEAN-Region ins Visier nehmen. Schon seit 2022 ist die Marke zudem in Australien präsent, bleibt dort mit wenigen tausend verkauften Fahrzeugen aber ein Nischenhersteller.

Cupras Pläne für den Markteintritt in den USA wurden noch vom ehemaligen CEO Wayne Griffiths geschmiedet, der das Unternehmen im April überraschend verlassen hat.

Der Plan sah vor, mit zwei speziell auf den US-Markt zugeschnittenen Modellen zu starten. Eins davon sollte ein Crossover sein, größer als alle bisherigen Cupra-Modelle. Beide Modelle sollten dann aber auch in Europa auf den Markt kommen.

Bereits vor der Wahl Donald Trumps kündigte Cupra zudem an, die US-Modelle auch in Nordamerika in einem bestehenden Werk des Volkswagen-Konzerns fertigen zu wollen. "Wenn man dort profitabel sein will, braucht man eine Produktion vor Ort," erklärte Griffiths seinerzeit.

Damals dürfte Griffiths auch an Mexiko gedacht haben. In Anbetracht der jetzigen Zoll-Situation dürfte eine lokale Produktion in den USA für den Erfolg Cupras aber noch entscheidender sein. Allerdings wird der Volkswagen-Konzern freie Fertigungskapazitäten in Chattanooga oder dem gerade im Bau befindlichen Scout-Werk zuerst für Audi nutzen. 

Während Seat/Cupra noch gar nicht auf dem nordamerikanischen Markt vertreten sind, leiden die Ingolstädter gerade stark unter den Zöllen. Jeder in den USA verkaufte Audi wird entweder aus Europa oder Mexiko importiert.

Seit dem Ausscheiden von Wayne Griffiths führt Produktions- und Logistik-Vorstand Markus Haupt das Unternehmen – offiziell noch immer interimistisch. Zu einem möglichen Nachfolger fibt es derzeit keine Informationen.

Haupt musste dieser Tage wenig erfreuliche Quartalszahlen verkünden. Das erste Halbjahr haben Seat und Cupra gemeinsam mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses um 90,6 Prozent auf nur noch 38 Millionen Euro abgeschlossen.

Als Grund wird das "herausfordernde Umfeld, in dem sich der verschärfte Wettbewerb und die EU-Einfuhrzölle auf den Cupra Tavascan auf die Ergebnisse" auswirkten, genannt. Der Umsatz bliebt mit 7,6 Milliarden Euro weitgehen konstant, was die Rendite auf 0,5 Prozent absacken lies.  

Cupra schlägt sich allerdings deutlich besser als die Stammmarke: Während Seats Auslieferungen um 21,4 Prozent auf 135.000 Einheiten zurückgegangen sind, konnte die junge Submarke gegenüber dem Vorjahr um 33,4 Prozent zulegen. Insgesamt lieferte Cupra im ersten Halbjahr 167.600 Fahrzeuge aus. Meistverkauftes Modell ist der Formentor.