MG: Chinas erfolgreichste Marke in Europa peilt neuen Meilenstein an

Die Marke MG ist zwar in den Medien deutlich weniger präsent als etwa BYD. Dafür hat sich die Tochter des chinesischen Herstellers SAIC in Europa längst etabliert und ist auch in Deutschland erfolgreicher als so manche Konkurrenz aus der Heimat.

Während in diesem Jahr der Marktanteil bei 0,8 Prozent stagnieren dürfte, soll 2026 das Wachstum wieder Fahrt aufnehmen. "Im nächsten Jahr wollen wir den nächsten Schritt machen und ein Prozent erreichen“, sagt Deutschland-Vertriebschef Oliver Rittierodt im Gespräch mit der Automobilwoche. Er war vor zwei Monaten von Hyundai gekommen. Vorgänger Patrick Schulz wechselte zu BYD.

Bis Ende Juli wurden in Deutschland laut Kraftfahrtbundesamt 13.506 Fahrzeuge auf die Marke MG zugelassen, im Vorjahreszeitraum waren es 15.433. Damit sank der Marktanteil leicht von 0,9 auf 0,8 Prozent.

Mit geplanten 24.000 Einheiten soll dieser Anteil auch zum Ende des Jahres gehalten werden. Ähnliche Werte erreichen beispielsweise etablierte Importmarken wie Mitsubishi (0,8 Prozent) oder Suzuki (0,8 Prozent).

Nimmt man ganz Europa als Maßstab, ist die SAIC-Tochter schon weiter. "2025 wird ein gutes Jahr für MG, inklusive UK wollen wir erstmals über die Schwelle von 300.000 verkauften Fahrzeugen kommen“, so Rittierodt.

Aktuell liegt der Marktanteil in der erweiterten EU (mit UK) bei 2,1 Prozent und damit gleich wie beispielsweise bei der VW-Tochter Cupra oder Nissan. Vor allem in Großbritannien, dem Heimatland der Marke, ist MG im Straßenbild bereits fest verankert. Auch in Italien und Spanien sind die Chinesen auf dem Vormarsch.

Die Verschnaufpause in Deutschland erklärt MG mit Sondereffekten wie zum Beispiel der neuen EU-Cybersecurity-Richtlinie, die im vergangenen Jahr zu einer Häufung von Zulassungen geführt habe. Auch die Zollthematik habe zu gewissen Vorzieheffekten geführt.

"Außerdem hatten wir einige Modellwechsel, etwa beim elektrischen Kombi MG5, der ausgelaufen ist. Jetzt sind wir praktisch mit der zweiten Generation an Fahrzeugen am Start“, so Rittierodt.

Während MG sich zu Beginn als Elektromarke positionieren wollte und mit dem MG 4EV ein Konkurrent zum ID.3 von VW auf den Markt brachte, ist das Portfolio mittlerweile bunt gemischt.

So sind auch reine Verbrenner wie der Kleinwagen MG 3 oder SUVs wie der MG HS als Verbrenner, Vollhybrid oder Plug-In im Angebot. "Am Ende kann man nicht gegen den Markt agieren“, sagt Rittierodt zur Umstellung der Modellpalette.

Der MG S5EV soll als SUV im beliebten Segment der kompakten SUVs für weiteren Schub in Sachen E-Mobilität sorgen.

Mit dem Cyberster hatte MG zudem einen viel beachteten Elektro-Roadster an den Start gebracht. In Deutschland konnte sich das Auto in den ersten sieben Monaten 226 Mal verkaufen. Das sind zwar keine großen Stückzahlen, doch dafür wurde das Modell auch nicht entwickelt.

"Trotzdem ist das Fahrzeug mit seinem mutigen Design und der sportlichen Auslegung ein wichtiger Imageträger für die Marke“, sagt Rittierodt. Mit der Edelmarke IM will MG zudem in den Premiummarkt in Europa vordringen.

Vorerst gibt es die Fahrzeuge mit der hiesigen Bezeichnung IM5 und IM6 aber nur in Großbritannien, der Schweiz und Norwegen zu kaufen. "Wann und ob wir die ersten Modelle nach Deutschland bringen, steht noch nicht fest“, sagt Rittierodt.

Während die reinen Elektromodelle über das Agenturmodell verkauft werden, setzt MG bei allen anderen Antrieben auf die klassische Partnerschaft mit dem Handel. Hier werden aktuell 70 Prozent des Umsatzes erzielt.

Aktuell gibt es in Deutschland rund 160 Verkaufsstellen. Ende des Jahres sollen es dann 175 und im nächsten Jahr mehr als 200 sein.

Rittierodt: "Unser Vorteil gegenüber anderen chinesischen Herstellern ist ein großes Vertriebsnetz und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Händlern, die dies auch schätzen."

Dennoch gilt Deutschland als der herausforderndste Markt in Europa. Die deutschen Hersteller verteidigen ihre Position vehement, auch andere Importeure kämpfen verbissen um Marktanteile.

Mit dem Fokus auf Service und einem wachsenden Portfolio, das perspektivisch bis zu neun Baureihen umfassen soll, sieht sich MG aber gut aufgestellt für die Zukunft.

Seit Markteintritt habe man in Deutschland rund 75.000 Autos verkauft. „Vier Jahre nach dem Start ist das – auch im historischen Vergleich mit anderen Importmarken – durchaus beachtlich“, so Rittierodt.