Mercedes: Neuer CLA sammelt Daten fürs autonome Fahren

Bisher sind für die meisten Autoherstellern Testfahrzeuge unterwegs, um Sensor- und Videodaten aus dem Verkehr zu sammeln und mit diesen Fahrassistenzsysteme zu verbessern. Bei Mercedes soll der neue CLA ab Ende Juli diese Aufgabe übernehmen, sofern die Kunden die Übertragung im Fahrzeug freischalten.

"Unsere Vision ist klar: Der Straßenverkehr muss für alle sicher sein. Voraussetzung dafür sind qualitativ hochwertige Daten", sagte Renata Jungo Brüngger, Mercedes-Vorstandsmitglied für Integrität und Nachhaltigkeit, vor Journalisten.

Mercedes ist jedoch nicht der erste Hersteller, der auf Bilddaten aus dem Verkehr zugreifen kann. Der Volkswagen-Konzern hat über seine Tochter Cariad in Kooperation mit Bosch vor rund einem Jahr angefangen, Bilder aus dem Verkehr von rund 1500 Fahrzeugen zu sammeln.

Sie sind in ganz Europa unterwegs. Es handelt sich allerdings hauptsächlich um Fahrzeuge im Taxidienst oder von Bosch-Service-Mitarbeitern. Die Autos werden dabei mit einem einfachen Kamerapaket nachgerüstet.

Bei Mercedes ist es die neue MMA-Plattform mit dem Betriebssystem MB.OS, welche die technischen Voraussetzungen mitbringt. Das Projekt soll in Deutschland starten und dann schnell in andere Länder Europas ausgerollt werden.

Je mehr Kunden sich beteiligen, desto besser. Die Videodaten aus den Kundenfahrzeugen werden ausschließlich orts- oder ereignisbasiert – zum Beispiel bei starken Bremsmanövern – temporär gespeichert und dann selektiv an das Mercedes-Backend übermittelt.

Die Datenerhebung erfolgt laut Mercedes ausschließlich nach Einwilligung der Fahrzeughalter. Zudem informiere das Unternehmen transparent über die Nutzung der Daten. Da es aber letztlich um die Verkehrssicherheit aller geht, hofft Jungo Brüngger auf eine breite Beteiligung.

Die Daten können zum Beispiel genutzt werden, um unklare Verkehrssituationen besser zu erkennen. Dazu zählen Pop-up-Radwege, Rollstuhlfahrer oder beispielsweise Wahlplakate – auf denen Personen zu sehen sind, die aber nicht am Verkehr teilnehmen. Zudem lässt sich so eine zusätzliche Kartenschicht erstellen, die die Wege der Fahrzeuge in einer Stadt abbildet.

Sind zum Beispiel keine Fahrbahnmarkierungen mehr vorhanden, kann sich das System an der Spur orientieren, die von vielen Autofahrern zuvor gewählt wurde. Dies ist vor allem für die "Hands free"-Systeme wichtig, die in Zukunft autonom auf der Level 2 durch eine Stadt navigieren können. Der Fahrer bleibt dabei in der Verantwortung.

Die Datenvielfalt aus den Kundenfahrzeugen soll zudem zur Identifikation potenzieller Gefährdungspunkte im Straßenverkehr beitragen. So kann die Sicherheit nicht nur im Fahrzeug selbst, sondern perspektivisch auch durch angepasste Verkehrsführung sowie die Einrichtung von Ampelanlagen oder die Neugestaltung von Kreuzungen erhöht werden.

Damit will Mercedes einen Beitrag zur Vision Zero 2050 leisten. Zu diesem Zeitpunkt soll es innerhalb der Europäischen Union keine tödlichen Unfälle mehr im Straßenverkehr geben. Laut EU-Kommission wurden 2024 rund 19.800 Menschen bei Verkehrsunfällen in den Mitgliedsländern getötet. Das ist im Vergleich zu 2023 ein leichter Rückgang um drei Prozent.