Nicht einmal 8000 E-Autos verkaufte Audi in China im ersten Halbjahr. Jetzt starten fast zeitgleich wichtige Modelle. Gelingt damit die Trendwende?
Am 18. August öffnet AUDI die Orderbücher für den E5 Sportback. Dann wird sich zeigen, ob die neue Submarke den Konzern aus dem Absatztief in China holt.
China ist eine der größten Baustellen, die Audi-Chef Gernot Döllner auf Trab halten. Auf dem einstigen Vorzeigemarkt brach der Fahrzeugabsatz im ersten Halbjahr des laufenden Jahres um 10,2 Prozent auf 287.600 Einheiten ein.
Besonders alarmierend: In den ersten sechs Monaten verkaufte Audi auf dem größten und wichtigsten Elektroautomarkt weniger als 8000 rein elektrische Fahrzeuge, womit sich der Autobauer am Rande der Bedeutungslosigkeit bewegt.
Kann Audi auf dem E-Auto-Markt in China Fuß fassen? Die neuen Modelle werden darauf eine Antwort liefern. Wie ein Unternehmenssprecher der Automobilwoche bestätigte, nimmt die Submarke AUDI ab dem 18. August Bestellungen für den E5 Sportback entgegen.
Die Ankündigung folgt nur knapp drei Wochen, nachdem der Autobauer die Orderbücher für die chinaspezifischen Langversionen Audi Q6L e-tron und Q6L Sportback e-tron geöffnet hat.
Der E5 Sportback ist das erste Modell der für China kreierten Elektro-Submarke AUDI, das man nach etwas mehr als zwei Jahren Entwicklungszeit auf die Straße bringt.
Das war möglich, weil man auf eine fertige Architektur von Partner SAIC zurückgreift, bei dem die Modelle auch produziert werden. Zudem übernimmt SAIC den Vertrieb.
Mit der Submarke zielen die Ingolstadt auf junge, technikaffine chinesische Käufer. Preislich sind die AUDI-Modelle deutlich unter denen der klassischen Marke Audi angesiedelt. Zur Unterscheidung verzichtet Audi bei der Submarke auf die ikonischen Ringe an der Fahrzeugfront. Dafür prangt der Markenname in Großbuchstaben an der Front.
Audi Q6L und Q6L Sportback sind die ersten Modelle aus dem E-Auto-Werk, das die Audi FAW NEV Company in Changchun hochgezogen hat und das Ende 2024 eröffnet wurde. Die Langversionen aus Changchun zählen zu den wichtigsten E-Modellen von Audi in China.
Der fast zeitgleiche Start des AUDIs ohne Ringe und der elektrischen Modelle der klassischen Marke wird in den kommenden Monat erste Antworten auf richtungsweisende Fragen liefern, die nicht nur die Ingolstadter bewegen, sondern alle deutschen OEMs.
Haben die Hersteller überhaupt noch eine Chance auf dem von heimischen Marken dominierten chinesischen Elektroautomarkt? Erreicht Audi mit der Submarke junge chinesischen Käuferschichten? Welche Rolle kann die klassische Marke im E-Auto-Markt spielen?
Interessant dürfte zudem werden, wie es gelingt, AUDI ohne Ringe gegen Audi mit Ringen im Vertrieb abzugrenzen. Das Experiment mit der gleichnamigen Submarke sorgt für Diskussionen.
Für den Autoexperten Jürgen Pieper "riecht" die Audi-Konstellation in China eher nach einer aus der Absatznot geborenen "Verlegenheitslösung", als nach nachhaltiger Strategie.
Das spannendere Projekt ist die neue Submarke allemal: Das Serienmodell des AUDI E5 Sportback feierte sein Debüt Ende April auf der Shanghai Auto Show 2025. Chinesische Medien sehen in dem AUDI-ohne-Ringe-Erstling einen potenziellen Herausforderer für den im Mai gestarteten Nio ET5 Touring.
Karosserieform, Maße und technische Eckdaten machen die Fahrzeuge vergleichbar. Der AUDI E5 Sportback bietet ein 800-Volt-System, Batterielieferant ist CATL.
Zum Start ist der E5 Sportback mit zwei Batterievarianten erhältlich, eine mit 83,3 kWh und eine mit 100 kWh. Laut dem chinesischen Testzyklus CLTC (China Light-Duty Vehicle Test Cycle) ermöglichen sie Reichweiten von 647 Kilometern und 697 Kilometern. Das sind auch für China ordentliche Werte.
Audi-Chef Döllner bei der Präsentation der Audi-Q6L e-tron-Modelle im Frühjahr in Schanghai.
Zu welchem Preis der E5 Sportback an den Start geht, wird vermutlich ebenfalls am 18. August bekannt gegeben. Orientiert sich Audi am Preis des Nio ET5 und anderer vergleichbarer Modelle chinesischer Hersteller, dürfte er zwischen umgerechnet 30.000 und 35.000 Euro liegen.
Bekannt sind in China dagegen die Preise für die Langversionen des Q6 e-tron: Die in der Oberklasse angesiedelten Modelle starten bei umgerechnet etwa 42.000 Euro, wobei die Preis für den Q6 e-tron Sportback bei knapp 45.000 Euro beginnen. Für die Topversion, die in China "Pioneer Edition" heißt, werden umgerechnet rund 48.500 Euro fällig.
Die Langversion hat im Vergleich zum normalen Q6 e-tron optional über eine um sieben kWh größere Lithium-Ionen-Batterie, womit die Bruttokapazität bei 107 kWh liegt. Laut CLTC-Norm ist damit eine Reichweite von mehr als 700 Kilometer möglich. Produziert werden die Q6-e-tron-Modelle wie in Europa auf der PPE-Plattform (Premium Platform Electric) des VW-Konzerns.
Natürlich braucht es auch in China seine Zeit, bis ein neues Modell im Markt ankommt. Allerdings gehört es zu den populären Kommunikationsmaßnahmen, unmittelbar zum Bestellstart die Zahl der Kundenorders zu veröffentlichen. Diese gelten als wichtiger Indikator dafür, wie heiß der Markt auf ein neues Modell ist. Nach dem Start de Q6L-e-tron-Modelle war dazu nichts zu hören.
