Leapmotor: Wie Stellantis den Chinesen bei der Expansion in Europa hilft

Die IAA in München ist ein wichtiges Schaufenster für Leapmotor-Gründer Zhu Jiangming. Zur Vorstellung der nächsten beiden Modelle für Europa ist Mr. Zhu, wie er am Stand respektvoll genannt wird, in Begleitung von Tianshu Xin angereist, dem CEO von Leapmotor international.

Der Autobauer tritt in München nicht so marktschreierisch auf wie BYD und die Motorjournalisten drängeln sich lieber um den extrovertierten Xpeng 7 als um das Kompakt-SUV Leapmotor B10 und den Hatchback B05, die in Deutschland nicht nur in Konkurrenz zu VW Golf und T-Roc treten, sondern auch aussehen wie Volkswagen.

Dabei wird bisweilen übersehen, dass Leapmotor sich schneller als die chinesische Konkurrenz in Europa etabliert hat. In Deutschland hat man im August mit etwas mehr als 830 verkauften E-Autos mehr rein elektrische Fahrzeuge verkauft als die anderen hier aktiven China-Marken.

Das soll ist aber erst der Anfang sein in Deutschland und Europa. Eine zentrale Rolle bei der Internationalisierung spielt Stellantis. Im Jahr Oktober 2023 war der Multimarken-Konzern, zu dem auch Opel, Peugeot, Citroen und Fiat gehören, mit 21 Prozent bei Leapmotor eingestiegen. Im Mai 2024 nahm das eigens für die Internationalisierung gegründete Joint Venture (JV) Stellantis Leapmotor International mit Sitz in Amsterdam den Betrieb auf.

Treibende Kraft hinter dem Deal war der damalige Stellantis-Chef Carlos Tavares Er soll damals die Losung ausgegeben haben, wenn man die China-Marken schon nicht an der Expansion in die Weltmärkte hindern könne, wolle man an deren Wachstum wenigstens teilhaben.

Inzwischen zeigt sich, wie sehr die Verbindung Leapmotor bei der Expansion hilft. Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Stellantis verfügt mit seinen 14 Marken über ein weltweit gespanntes Handelsnetzwerk. Leapmotor war von Anfang an darin integriert war, ein wesentlicher Faktor für die rasche Expansion in Europa.

Knapp eineinhalb Jahre, nachdem das Joint-Venture seine Arbeit aufgenommen hat, ist Leapmotor in mehr als 30 Märkten in Europa präsent. Die 13.000 Einheiten, die der Autobauer bislang im Jahr 2025 in Europa verkauft hat, sind zwar bemerkenswert, wären aber längst nicht ausreichend, um ein eigenes europäische Händlernetz aufzubauen.

Wie der CEO von Leapmotor International, Tianshu Xin, auf der IAA sagte, geht der Nutzen der Verbindung weit über die Einbindung ins Händlernetz hinaus. Besonders wichtig sei vollständige Einbindung in die Teileversorgung des Stellantis-Netzwerks.

Während Käufer konkurrierender chinesischer Marken in Deutschland und Europa bisweilen wochen- und monatelange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, bis benötigte Ersatzteile aus China ankommen, seien die Ersatzteile für Leapmotor in den Auslieferungslagern von Stellantis voll verfügbar.

Ein anderes zentrales Thema ist die Produktion: Bereits frühzeitig hat Leapmotor eine Fertigung in Europa angekündigt. Ein erster Anlauf, im polnischen Tychy den Kleinstwagen T03 wurde nach wenigen Monaten wieder eingestellt.

Vom Tisch ist eine baldige Produktion von Leapmotor in Europa damit nicht. Aktuell wird zwischen den Partnern über eine Fertigung im Stellantis-Werk im spanischen Saragossa verhandelt, in dem aktuell unter anderem der Opel Corsa und der Peugeot e-208 gefertigt werden. Zum Stand der Diskussionen äußerten sich in München weder Tianshu Xin noch Mr. Zhu.

Aus Unternehmenskreisen ist aber zu hören, dass es nur noch ums Geld geht. Wenn sich die Partner einigen, könnte dort bereits Ende 2026 die Produktion des Leapmotor B10 starten – das Auto, das gerade seine Deutschland-Premiere auf der IAA feiert.