JLR durch Cyber-Angriff "erheblich beeinträchtigt" – Hacker geben sich zu erkennen

Der britische Autohersteller Jaguar Land Rover (JLR) ist Opfer eines Cyber-Angriffs geworden. Vertrieb und Produktion wurden dadurch "erheblich beeinträchtigt", wie das Unternehmen am Dienstag in einer kurzen Stellungnahme mitteilte.

Man habe umgehend Maßnahmen ergriffen, um den Schaden zu begrenzen, hieß es darin weiter. So seien die Systeme "proaktiv" heruntergefahren worden.

Im nächsten Schritt arbeite man daran, die globalen Anwendungen "auf kontrollierte Art und Weise" wieder in Betrieb zu nehmen.

Nach aktuellem Stand gibt es den Angaben zufolge keine Hinweise darauf, dass Kundendaten entwendet wurden. Jedoch seien Vertrieb und Produktion durch die Attacke unterbrochen worden. Details dazu nannte JLR zunächst nicht.

Wie die BBC mit Bezug auf lokale Medien berichtet, wurden Mitarbeitende in der Produktion schon am Montagmorgen per E-Mail angewiesen, bis auf Weiteres nicht in die Werke in Solihull und Halewood zu kommen.

In einem Schreiben an die Händler, das der Automobilwoche vorliegt, erklärt JLR, dass Single Sign-On (SSO) für den Zugang zu den Systemen bei der Wiederherstellung priorisiert werde. Danach sollen die übrigen Anwendungen "so bald wie möglich" wieder hochgefahren werden.

In diesem Jahr gab es in Großbritannien mehrere Cyber-Attacken auf große Unternehmen, darunter das Einzelhandelsunternehmen Marks & Spencer, die Supermarktkette Co-op sowie das Kaufhaus Harrods. In allen Fällen ging es den Hackern um Geld.

Laut englischen Medien hat sich die Gruppe hinter diesen Angriffen nun auch zum JLR-Hack bekannt. Es soll sich dabei überwiegend um junge Menschen mit Wohnsitz in westlichen Ländern handeln, die sich im Kollektiv "Scattered Spider" organisieren. So seien im Juli vier Personen in England festgenommen worden, darunter drei Teenager.

Die Zeitung "The Guardian" zitiert zu dem Vorfall bei JLR einen Spezialisten. Demnach zeigt die Geschwindigkeit der Reaktion die mögliche Schwere des Angriffs: "Man stellt die Produktion nicht an mehreren Standorten ein, es sei denn, es besteht ernsthafte Besorgnis über die Auswirkungen auf den Betrieb."

Der noch nicht genauer bezifferte Produktionsausfall trifft JLR zusätzlich zu anderen Problemen. So ist das Unternehmen von allen britischen Autoherstellern am stärksten von den US-Zöllen betroffen: Die USA sind für JLR der größte Absatzmarkt. Die Zölle werden die Marge folglich belasten.

Die Marke Jaguar soll derweil zum Anbieter elektrischer Luxusfahrzeuge werden, aber JLR verschiebt neue Elektro-Modelle, um mehr Tests durchzuführen und auf eine stärkere Kundennachfrage zu warten. Im November tritt der neue CEO P.B. Balaji seinen Posten an.