Wer heute von Zukunft spricht, kommt an einem Schlüsselwort nicht vorbei: Transformation. Und wer wissen will, wie Transformation klappt, kommt an Sachsen nicht vorbei.
Seit dem Kaiserreich war Sachsen eine der führenden Regionen Deutschlands für Automobilbau. Der in Winningen an der Mosel geborene August Horch suchte sich Zwickau aus, um 1904 sein erstes Auto zu bauen. Sechs Jahre später legte er hier den Grundstein für Audi.
Gemeinsam mit Horch, Wanderer und DKW gelang Audi in der 1932 in Chemnitz gegründeten Auto Union der Aufstieg zu einer der erfolgreichsten und technologisch führenden Automobilgruppen Europas und zum zweitgrößte Autohersteller in Deutschland – nach Opel. Auch die legendären Silberpfeile haben hier ihren Ursprung, und nicht in Stuttgart.
Der Zweite Weltkrieg beendete die industrielle Blüte der Region zwischen Leipzig und Dresden. Danach folgten Enteignung und Planwirtschaft. Nach der Wende schaffte dann Sachsen – besonders in der Automobilfertigung und Halbleiterproduktion – ein fulminantes industrielles Comeback. Das Besondere daran: Das Land kehrte nicht zu alter Stärke zurück. Vielmehr gelang der Region ein Neuanfang unter völlig veränderten Bedingungen.
"Wir sind Automobilbauer mit Herz und Verstand", sagt Max Jankowsky, IHK-Präsident Südwestsachsen. "Das ist Teil unserer DNA." Doch dass VW drei Standorte in Sachsen betreibt, dass BMW und Porsche in Leipzig Autos bauen und Opel über der Landesgrenze im thüringischen Eisenach, ist in der Öffentlichkeit wenig präsent.
Dabei haben die Hersteller viel Geld in die ostdeutschen Standorte investiert. Das BMW-Werk, wo unter anderem Einser, i4 und iX1 gebaut werden, ist eines der nachhaltigsten der Marke. Porsche macht gerade das, was VW in Zwickau schon geschafft hat, und steigt auf E-Mobilität um.
VW wiederum betreibt in Zwickau sein modernstes Presswerk. Hier werden neben ID.3 & Co. auch Blechteile für Bentley und Lamborghini gestanzt. Das Komponentenwerk in Chemnitz gilt als eines der effizientesten im Konzernverbund, und die Gläserne Manufaktur ist ein Besuchermagnet in der Elbmetropole Dresden.
Dass vor allem den VW-Standorten schwere Einschnitte drohen, liegt zunächst an betriebswirtschaftlichen Zahlen. Doch der Region fehlt es wohl auch an Fürsprechern an wichtiger Stelle. Während das Land Niedersachsen etwa mit zwei Sitzen im VW-Aufsichtsrat vertreten ist, sitzt kein sächsischer Vertreter im Kontrollgremium.