Andreas Herrmann vom Institut für Mobilität der Universtität Sankt Gallen nennt zehn Felder, die seiner Meinung nach entscheidend sind für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie. Die Reihenfolge der Punkte bedeutet dabei keine Aussage über deren Gewichtung.
1. Software defined Vehicle als gemeinsames Projekt aller europäischen Autohersteller: Keiner kann es alleine. Man ist zu langsam und zu wenig konsequent. Chinesische Autos werden aus der Software heraus entwickelt.
2. Europäischer Champion für die Halbleiter-Technologie:
Aus Gründen der Wertschöpfung im eigenen Land aber auch, um die wirtschaftliche Abhängigkeit von Asien zu reduzieren, braucht es diese Technologie in Europa.
3. Europäische Initiative zur Batteriefertigung und zum Batterierecycling: Batterie und Steuerungssoftware machen etwa 40 Pozent der Wertschöpfung aus und bilden den neuen Kern im Autobau. Beides derzeit Zukaufprodukte aus Asien.
4. Einheitliches Vorgehen beim Auf- und Ausbau der europäischen Ladeinfrastruktur: Jedes Land macht es anders, jedes fördert anders, völlig unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Transformation.
5. Sicherstellung der Versorgung mit kritischen Rohstoffen:
China sichert sich Transportwege und Rohstoffquellen auf der ganzen Welt. Das kann nicht jedes Unternehmen für sich, es ist Aufgabe der EU, die Rohstoffversorgung sicherzustellen.
6. Beschleunigte Förderung von autonomen und vernetzten Autos: Autonomes und vernetztes Fahren ist die nächste Revolution, die aber derzeit nur in den USA und China forciert wird.
7. Modellregionen zur raschen Umsetzung: Weniger Regeln, niedrigere Steuern. Einbindung von Städten und Regionen im Sinne von Modellarealen für smarte Mobilität. Die neue Mobilität muss erlebbar werden, und Firmen müssen testen können.
8. Bezahlbare Energie aus nachhaltigen Quellen: Für die Transformation der Mobilität braucht es Strom aus nachhaltiger Produktion, der aber bezahlbar bleibt. Mobilität ist entscheidend für den Wohlstand eines Landes.
9. Verlässliche, aber zeitlich begrenzte Förderung der E-Mobilität: Es braucht eines Autohersteller und Nachfrager einen verlässlichen Plan bezüglich einer zeitlich begrenzten Förderung von E-Fahrzeugen, zum Beispiel für die nächsten acht Jahre.
10. Neues Verständnis von Wirtschaftspolitik: Andere Länder subventionieren ihre Autoindustrie oder planen, erhebliche Zölle auf Importe zu erheben. Hier braucht es einen klaren Reaktionsplan der EU.