Daniel Kirchert, Gründer der Marke Flynt, bringt als Ex-BMW-Manager viel Erfahrung mit. Von anderen chinesischen Herstellern will er sich vor allem in einem Punkt unterscheiden.
Mit seinem neuen Elektro-Transporter will Flynt im nächsten Jahr in Deutschland an den Start gehen.
Während im Pkw-Segment bereits zahlreiche chinesische Marken auf dem deutschen Markt vertreten sind, ist die Zahl im Transportergeschäft noch überschaubar. Nun steht Flynt in den Startlöchern.
"In der zweiten Jahreshälfte 2026 wollen wir in Deutschland und Norwegen starten und dann schrittweise unser Produkt in weiteren europäischen Ländern einführen", sagt Daniel Kirchert, Gründer und CEO von Flynt.
In Deutschland übernimmt Flynt den Vertrieb selbst, in anderen europäischen Ländern arbeitet das Unternehmen mit Importeuren zusammen. "Hier laufen bereits Gespräche, wir haben aber noch keine Verträge", so Kirchert. Eine Ausnahme bildet Norwegen, dort steht der Partner bereits fest.
Der ehemalige BMW-Manager war zwei Jahrzehnte in China tätig, sammelte Erfahrungen als Vice President Sales im Joint Venture mit Brilliance, war Managing Director der Nissan-Premiummarke Infiniti in China und sowie Mitgründer und CEO von Byton.
Kirchert nutzt jetzt sein Wissen, seine Erfahrungen, seine Kontakte und sein Netzwerk für den Aufbau von Flynt. Beim ersten Modell, einem vollelektrischen leichten Nutzfahrzeug, arbeitet die Marke mit Miraco-Motor zusammen, einem spezialisierten Anbieter für Elektro-Transporter-Plattformen und ist ein Tochterunternehmen der GAC-Gruppe (Guangzhou Automobile Group), einem der großen Hersteller von E-Fahrzeugen in China.
Entscheidende Faktoren des neuen E-Transporters:
Die Preise für den Transporter stehen noch nicht fest."Ich denke, wir werden uns an den Preisen für einen Diesel im Sprinter-Segment orientieren, also bei etwa 40.000 Euro", sagt Kirchert.
Den Start plant er eher vorsichtig: "Im ersten vollen Jahr, 2027, rechnen wir in Deutschland mit einer vierstelligen Absatzzahl." Bis die Marke fünfstellig wird, werden einige Jahre vergehen.
Zum Vergleich: Die SAIC-Tochter Maxus kam im Jahr 2020 nach Deutschland. Für das laufende Jahr hat die chinesische Marke einen Absatz von rund 4000 Einheiten geplant.
Für Kirchert ist nachhaltiges Wachstum entscheidend. Dabei hilft, dass die junge Marke nicht mit Überkapazitäten zu kämpfen hat: "Wir haben ja kein eigenes Werk", so der Flynt-Chef. Er fügt hinzu: "Bei unserem Partner GAC ist unser Volumen vielleicht ein Rundungsfehler in der Nachkommastelle."
Flynt will möglichst wenig Geld in eigenen Fahrzeuge binden. Das Unternehmen verfolgt stattdessen ein Asset-Light-Geschäftsmodell. "Unser Geschäftsmodell ist eine Mischung aus wenigen Lagerfahrzeugen und vor allem Bestellungen, die bereits auf Kundenaufträgen beruhen", sagt Kirchert.
Vor allem größere Flotten arbeiten oft mit längerfristigen Ausschreibungen. In der Regel liegen zwischen Bestellung und Auslieferung drei Monate. Das reicht im Normalfall aus, um die Produktion der Fahrzeuge in Auftrag zu geben und sie nach Deutschland zu bringen.
In Deutschland plant Flynt eine Kombination aus klassischem Händlergeschäft und Direktvertrieb. Wie andere Hersteller auch will das Unternehmen Großkunden wie Logistiker und Vermieter selbst akquirieren. Zu diesem Zweck hat Flynt ein eigenes Team, das sich auf Großkunden konzentriert und an Ausschreibungen teilnimmt.
Allerdings will Flynt seinen Händlern kein Geschäft wegnehmen. "Wenn unsere Retail-Partner einen großen Flottenkunden akquirieren, sollen sie den Deal selbst abschließen", so Kirchert.
Ein entscheidender Aspekt bei Flynt ist das Thema Service. Die Fehler anderer chinesischer Marken, die bereits in Deutschland aktiv sind, will Kirchert vermeiden. Er sagt: "Wir brauchen ein flächendeckendes Werkstattnetz und müssen von Beginn an eine gute Teileversorgung sicherstellen."
Bis Ende des Jahres will er mit seinen künftigen Vertriebs- und Servicepartnern einig sein. Geplant ist ein flächendeckendes Servicenetz.
Bestehen soll es aus einer Kombination von exklusiven Werkstätten, die an ein Autohaus angeschlossen sind, und einer Werkstattkette. "Mittelfristig wollen wir rund 100 Standorte erreichen, vier Fünftel davon über eine Werkstattkette", sagt Kirchert.
Die Händler müssen kaum in den Vertrieb investieren, da es keine Anforderungen an einen Showroom gibt. Im Service müssen die Partner hingegen Werkzeuge anschaffen und einige Teile vorhalten. Entscheidend ist, dass sie ihre Mitarbeiter schulen.
Hinzu sollen drei bis vier Kompetenzzentren kommen. An diesen speziellen Servicestandorten können auch Batterien repariert werden.
"Service ist keine Magie, man muss es nur richtig gut machen. Teileversorgung, Training, Garantie. Hier orientieren wir uns an deutschen Maßstäben", so Kirchert.
Ein entscheidender Faktor ist die Ersatzteilversorgung. Hier arbeitet Flynt mit einem Partner zusammen, der ein Teilelager auf europäischem Niveau gewährleisten soll. "Wir streben eine Abdeckung von nahezu 100 Prozent an, sodass nur in Ausnahmefällen Teile aus China geholt werden müssen", sagt Kirchert. Die geringe Anzahl an Transporter-Varianten und die kleine Farbauswahl helfen dabei.
