E-Transporter schwächeln: Diesel-Dominanz könnte Hersteller teuer zu stehen kommen

Bisher ist der Elektroantrieb in Transporter-Flotten wenig verbreitet. Drehen die Hersteller nicht auf, drohen in der EU zum Teil hohe CO2-Strafen.

"Wir rechnen bei Dataforce damit, dass die CO2-Ziele für Transporter verfehlt werden", sagt Analyst Benjamin Kibies. Mit Ausnahme von Volkswagen liegen die Transporter-Hersteller im ersten Halbjahr zum Teil deutlich über ihren individuellen Zielwerten. 

"Schon jetzt gibt es Anzeichen, dass die EU-Kommission in diesem Bereich noch mal nachjustieren wird", sagt Kibies. Geschieht das nicht, werden nach seiner Einschätzung am Ende die Strafzahlungen auf den Fahrzeugpreis umgelegt. Kibies: "Das ist heute schon in der Schweiz die gängige Praxis."

Beim Umstieg auf Elektromobilität hinken die Hersteller leichter Nutzfahrzeuge deutlich hinterher. In den ersten sechs Monaten hatten BEVs und Plug-ins in Deutschland einen Anteil von 28 Prozent, davon 18 Prozent reine E-Autos.

Im Transporter-Segment lag der BEV-Anteil dagegen bei lediglich sieben Prozent. Immerhin stiegen die E-Transporter-Neuzulassungen im Jahresvergleich um 34 Prozent auf knapp 18.500 Einheiten. 

Doch das dürfte sich nun ändern. Dataforce rechnet bereits im laufenden Jahr mit einem BEV-Anteil von neun Prozent. In den folgenden zwei Jahren soll es um jeweils drei Punkte auf zwölf und 15 Prozent nach oben gehen.

Anlass für die positive Einschätzung geben die großen Potenziale für E-Transporter: Fuhrparkleiter sehen bei fast jedem zweiten Transporter (46 Prozent) die Möglichkeit für einen Elektroantrieb. Das zeigt die neue Dataforce-Studie E-Mobilität 2025.

Mit der bislang schwachen Durchsetzung ist Deutschland nicht allein. Selbst im BEV-Musterland Norwegen (94 Prozent Marktanteil bei Pkw) werden nur 44 Prozent der neuen Nutzfahrzeuge vollelektrisch ausgeliefert, 55 Prozent setzen auch hier noch auf Diesel. 

"Solange es keine deutlichen Kostenvorteile gibt, werden die Kunden weiter primär Dieselmodelle bestellen“, sagt Kibies. "Für einen echten Durchbruch bei E-Transportern werden sich die Akkupreise nochmals deutlich in einer Größenordnung von 30 Prozent und mehr verringern müssen."

Der Preis ist für viele Fuhrparks eine entscheidende Komponente beim Transporter-Kauf. Für knapp drei Viertel (71 Prozent) ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ein zentrales Anschaffungskriterium. Rund jeder Fünfte (19 Prozent) achtet auf einen günstigen Preis.

Die Gesamtkostenrechnung ist mit sechs Prozent nur für wenige von Bedeutung, denn "viele Unternehmen kaufen Transporter, sie müssen das Geld also erst einmal auf den Tisch legen", sagt Svenja Geiß, Leiterin der Dataforce-Marktforschung.

Volkswagen Nutzfahrzeuge hat schon reagiert. Der Autobauer fährt eine Kampagne, bei der die Händler zusätzlich 25 Prozent Prämie erhalten und damit bis zu 40 Prozent Rabatt geben können.

Die Nachlässe unterscheiden sich je nach Modell und Antrieb. Im zur Verfügung stehenden Fahrzeugpool sind laut Händlern auch 2700 elektrifizierte Transporter. Geiß ist überzeugt: "Hersteller, die sich jetzt zu viel Zeit lassen, werden später Schwierigkeiten haben, sich zu positionieren."