Gestreckte EU-CO2-Vorgaben: Warum Hersteller trotzdem keine Zeit verlieren dürfen

Seit Anfang des Jahres gelten deutlich schärfere CO2-Vorgaben. Wer als Hersteller Strafen vermeiden will, muss den Ausstoß weiter drosseln. Auch wenn die EU-Kommission die Fristen über drei Jahre gestreckt hat – die Hersteller müssen von 2025 bis 2027 ihre durchschnittlichen individuellen CO2-Ziele erreichen –, kann von Entwarnung keine Rede sein.

"Hersteller, die jetzt über ihren Zielwerten liegen, müssen das durch Übererfüllung in den kommenden Monaten ausgleichen", sagt Dataforce-Analyst Benjamin Kibies.

Je länger die Emissionen hoch bleiben, desto stärker müssen sie in den folgenden Monaten sinken. Während Renault, BMW, Kia und Toyota zum Jahresstart auf Kurs lagen, überschritten andere die Vorgaben massiv.

"Audi, Ford, Nissan, Mazda und Subaru liegen aktuell mehr als 20 Gramm über ihren Zielwerten", so Kibies. "Wenn sie das nicht innerhalb der Konzerne oder CO2-Pools ausgleichen, müssen sie bis Ende 2027 nicht nur auf 94, sondern auf 70 Gramm pro Kilometer runter."

Viele Hersteller haben frühzeitig die Weichen gestellt. "Sie haben ab September 2024 die Preise für BEVs gesenkt, um mehr Bestellungen einzusammeln, die dann ab Januar 2025 ausgeliefert werden konnten", sagt Kibies.

Zudem kamen einige E-Modelle in der zweiten Jahreshälfte 2024 neu auf den Markt: Skoda Elroq, Renault 5 und der Kia EV3 starteten mit Blick auf die CO2-Zielvorgaben zur rechten Zeit.

"Wichtig waren auch die Zielvorgaben für den Handel, die Anreize dafür bieten, das Thema Elektromobilität im direkten Kundenkontakt voranzubringen", so Kibies.

Die Folgen lassen sich an den Zulassungszahlen ablesen. Im vergangenen Jahr verbuchten reine E-Autos in Europa noch das größte Minus (minus 87.000 Pkw), Verbrenner blieben dagegen relativ stabil (minus 35.000 Pkw).

Die Elektrifizierung verzeichnete in den meisten Ländern ein moderates Wachstum. Aber die Gesamtentwicklung war negativ, da in Deutschland die Nachfrage nach BEVs nach dem Ende der staatlichen Anreize stark zurückging.

Ganz anders zum Jahresstart 2025: Bis April sackten Verbrenner in Europa um 242.000 Einheiten ab, dagegen legten BEVs um 125.000 Stück zu.

"Der Januar 2025 war der von Dataforce vorhergesagte Wendepunkt in Richtung Elektrifizierung", sagt Kibies. Dabei sieht der Analyst den deutschen Markt weiterhin als Herausforderung. Die Emissionen liegen mit 107,5 Gramm pro Kilometer fast 14 Gramm über der Zielmarke von 93,6.

Das ist in etwa vergleichbar mit Spanien (109,2) oder Griechenland (108,5), aber durch das große Marktvolumen treibt Deutschland den europäischen Durchschnitt hoch. Verglichen mit Frankreich, Belgien, den Niederlanden und vor allem Skandinavien hinkt Deutschland deutlich hinterher.