In China werden zu viele Autos gebaut. Trotzdem läuft der Export nur schleppend. Daten zeigen: Von einem Ansturm auf Europa kann keine Rede sein.
Autobauer BYD macht in Europa bislang langsame Fortschritte.
Viele chinesische Hersteller versuchen ihr Glück im Export, um dem desaströsen Preiskrieg auf dem heimischen Automarkt zu entkommen. Doch da kommen sie meist nur langsam voran, wie die Exportdaten aus den ersten Monaten des laufenden Jahres zeigen. Eine Flut chinesischer Fahrzeuge ist bislang nicht in Sicht.
Im ersten Quartal stiegen die Exporte chinesischer Hersteller gerade mal um sieben Prozent auf 1,42 Millionen Fahrzeuge. Von einer Exportflut kann keine Rede sein.
Im Fünfjahresvergleich sieht die Entwicklung jedoch anders aus: 2021 verkauften chinesische Autobauer lediglich 0,36 Millionen Fahrzeuge in andere Länder. Seither hat sich der Absatz außerhalb des Heimatmarktes vervielfacht.
Der Fokus richtet sich dabei zwar immer auf Elektroautos aus China, doch BEVs und Plug-in-Hybride haben nur einen relativ geringen Anteil am Export. In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 war nicht einmal jedes dritte Auto ein NEV (31,2 Prozent).
Mehr als zwei Drittel hatten einen traditionellen Verbrennungsmotor. Als New energy vehicle bezeichnet man in China neben Stromern und Plug-in-Hybriden auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge.
Die Überkapazitäten und der Preiskrieg in China zwingen die Hersteller zum Handeln. So hat der weltgrößte NEV-Hersteller BYD Medienberichten zufolge die Produktion im Heimatland gedrosselt. Im Ausland kommt der Autobauer nicht wie erhofft voran. Das hat viele Gründe.
Einer betrifft alle chinesischen Hersteller. Durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sind die USA als Absatzmarkt für chinesische Autobauer erst einmal kein Thema mehr.
An anderer Stelle schrumpft der Markt sogar: Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und dem damit verbundenen Rückzug der westlichen Autobauer hatten chinesische Hersteller deren Platz eingenommen. Jetzt geraten auch sie zunehmend unter Druck.
Im ersten Quartal sind die Exporte nach Russland massiv eingebrochen. Lieferten chinesische Hersteller in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 noch knapp 226.000 Autos nach Russland, waren es ein Jahr später lediglich noch gut 156.000.
Dies ist nicht nur auf die Entwicklung des Gesamtmarktes zurückzuführen, der im ersten Halbjahr um mehr als ein Viertel (27 Prozent) eingebrochen ist. Zudem wollen russische Hersteller die Geschäfte zunehmend selbst machen. Hinzu kommt, dass kaum ein chinesischer Autobauer in Russland produziert.
"Wir stellen fest, dass die Wiederaufnahme der Produktion in den zuvor stillgelegten Werken die Marktstruktur in der ersten Jahreshälfte verändert hat", so Alexey Kalitsev, Vorsitzender des Automobile Manufacturers Committee (Association of European Businesses). Dabei sei der Anteil der lokal produzierten Fahrzeuge an den Verkäufen von 45 Prozent im Vorjahr auf 56 Prozent gestiegen.
Zwar richten chinesische Hersteller ihre Blicke auch nach Südamerika und Afrika. Doch die Absatzzahlen sind bislang gering.
Bleibt der Ausweg Europa. Doch von einem Ansturm kann bislang keine Rede sein: "Wir verzeichnen keinen höheren oder außergewöhnlichen Anstieg an Anfragen, die über die derzeitigen und zu erwartenden Verkaufsprognosen hinausgehen", sagt Frank Schnelle, geschäftsführender Direktor beim europäischen Verband für Fertigfahrzeuglogistik.
Dies bestätigen die Zahlen für die ersten drei Monate des laufenden Jahres: Vor allem in Großbritannien (plus 60 Prozent auf 42.500 Einheiten), Italien (plus 80 Prozent auf 28.200 Einheiten) und Spanien (plus 125 Prozent auf 22.500 Einheiten) konnten chinesischen Hersteller ihren Absatz deutlich steigern.
Dabei geht die Entwicklung vor allem auf drei Hersteller zurück: SAIC, Chery und BYD. Diese sind in den drei Ländern immer die Top 3 chinesischer Hersteller – in verschiedener Reihenfolge. Tendenz steigend.
Ähnlich sieht es auf dem deutschen Markt aus: SAIC und BYD sind die absatzstärksten chinesischen Hersteller. Chery steht in den Startlöchern für seinen Markteintritt in den nächsten Monaten. Wolfgang Göbel, Präsident beim europäischen Fertigfahrzeuglogistikverband ECG und Vorstand des schwäbischen Logistiker Mosolf: "Das Interesse chinesischer Hersteller am europäischen Markt ist unverändert."
