Automatisiertes Fahren: Wie Cariad und Bosch mit KI zum Sprung ansetzen

Volkswagens Cariad und Zuliefer Bosch arbeiten schon länger im Rahmen der "Automated Driving Alliance" an einem Software-Stack für automatisiertes Fahren. Mit dem verstärkten Einsatz modernster KI-Methoden soll diese Kooperation nun vertieft werden. 

Ziel ist es, Fahrerassistenzsysteme auf Level 2 und 3 zu entwickeln, die wie ein menschlicher Autofahrer reagieren und das System vom Volumen- bis zum Premiumsegment in Millionen von Fahrzeugen auszurollen. Beide Partner legen dabei großen Wert auf die Entwicklung in Europa.

Peter Bosch, CEO von Cariad, erklärt: "Wir zeigen, dass die deutsche Automobilindustrie die Schlüsseltechnologien Künstliche Intelligenz und Automatisiertes Fahren selbst beherrscht. Mit der Expertise unserer Entwickler und Ingenieure sichern wir einen integralen Bestandteil der digitalen Souveränität Europas."

"Daten und KI sind der Schlüssel, wenn es darum geht, automatisierte Fahrsysteme in großem Maßstab und zuverlässig auf die Straße zu bringen. Wir können diese Herausforderung nur gemeinsam meistern, indem wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten und alte Denkmuster aufbrechen. In der Automated Driving Alliance zeigen wir mit Cariad, wie das erfolgreich funktioniert,“ ergänzt Mathias Pillin, CTO bei Bosch Mobility.

Mit dem Sprung von der regelbasierten zur KI-basierten Entwicklung will die "Automated Driving Alliance" die Entwicklunsgeschwindigkeit und die Leistungsfähigkeit der Systeme deutlich steigern. 

Cariad und Bosch setzen dabei auf vollständige Eigenentwicklung mit eigenem Quellcode und geistigem Eigentum, um Datenschutz, IT-Sicherheit, Fahrsicherheit und Transparenz zu gewährleisten. Alle Entscheidungen der KI sollen nachvollziehbar und erklärbar bleiben. 

Statt wie bisher nur einzelne Module wie die Objekterkennung zu optimieren, reicht der KI-Einsatz nun entlang der gesamten Software-Kette: von der Sensorfusion über die Entscheidungslogik bis hin zur sicheren Steuerung von Antrieb, Lenkung und Bremse.

Grundlage ist eine durchgängige End-to-End-KI-Architektur, die mithilfe moderner generativer KI-Technologien komplexe urbane Verkehrsszenarien versteht und das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer präzise vorhersieht.

Perspektivisch schafft der Software-Stack auch die Basis für multimodale KI-Ansätze wie Vision Language Action (VLA), die visuelle und sprachliche Informationen kombinieren, um menschliches Denken und Handeln  nachzuahmen. Damit könnte das System Risiken im Verkehr noch früher erkennen und situationsgerecht reagieren.

Eine erste Testflotte mit VW ID.Buzz und Audi Q8 ist bereits in Europa, Japan und den USA auf der Straße; in China wiederum arbeitet Volkswagen beziehungsweise Cariad an einer eigenen Lösung. Mehr als hundert weitere Fahrzeuge sollen noch dieses Jahr dazu kommen.

Mitte 2026 soll der Software-Stack serienreif sein. Das heißt allerdings noch nicht, dass dann bereits die ersten Fahrzeuge damit auf den Markt kommen.

Der Software-Stack muss dann in Serienprojekte appliziert werden. Cariad spricht davon, dass die automatisierten Fahrfunktionen "für die neue "Software-defined Vehicle“-Architektur im Volkswagen Konzern vorgesehen" sind. Konkret könnte die Technologie also im Serienmodell des ID.1 starten. 

Der elektrische Kleinstwagen soll das erste Konzernfahrzeug mit der gemeinsam mit Rivian entwickelten SDV-Architektur sein und noch 2027 Premiere feiern. Zusätzlich wird Bosch die Lösung allerdings auch anderen Herstellern zur Verfügung stellen.