Gebrauchte E-Autos: Warum VW unbedingt mehr Leasing durchsetzen will

Gebrauchte Elektroautos sind am Markt noch nicht angekommen. Die Skepsis der Verbraucher ist groß. Das liegt nicht nur an der Technologie. Denn während sich Leasing bei E-Neuwagen zunehmend durchsetzt, wird die Finanzierungsform bei gebrauchten Stromern bisher kaum genutzt. 

Dabei wollen die Wolfsburger wollen ihr Geschäftsmodell umstellen: weg vom einmaligen Verkauf, hin zur Nutzung der Fahrzeuge. So kann das Unternehmen mehrmals verdienen. Doch das gelingt nur, wenn sich Leasing auch in der zweiten und dritten Phase des Fahrzeug-Lebenszyklus' durchsetzt.

"Wir wollen rund 80 Prozent der neuen E-Fahrzeuge der Marken des Volkswagen-Konzerns in unseren Büchern haben“, sagt Verena Roth. Sie ist bei VW Leasing als Geschäftsführerin Vertrieb für den deutschen Markt verantwortlich.

"Für den zweiten Leasingzyklus rechnen wir mit 60 Prozent - unabhängig von der Antriebsform. Aktuell sind wir auf einem guten Weg, das Ziel zu erreichen.“

Auf dem Markt ist davon bislang wenig angekommen. Über alle Antriebstechnologien hat sich der Anteil des Gebrauchtwagenleasings laut DAT im vergangenen Jahr auf zwei Prozent verdoppelt – es spielt also bislang quasi keine Rolle.

Fragt man Gebrauchtwagenkäufer, ob ein BEV-Leasing für sie infrage käme, lehnen mehr als zwei Drittel ab. Die meisten nicht wegen der Antriebstechnologie, sondern weil sie ein Fahrzeug besitzen wollen (35 Prozent) oder an Leasing generell kein Interesse haben (34 Prozent).

Für die Hersteller also noch ein weiter Weg. "Im Privatkundenbereich sind die neu abgeschlossenen Gebrauchtwagenleasingverträge letztes Jahr bei uns um fast 90 Prozent gestiegen", sagt Roth. Aber der Markt sei noch jung, nicht nur mit Blick auf die Fahrzeuge, sondern auch auf einen zweiten und dritten Lebenszyklus.

Neue Rahmenbedingungen helfen. Roth: "Mittlerweile können wir Fahrzeuge auch länger verleasen: Bislang war dies auf 64 Monate begrenzt, nun sind bis zu 102 Monate möglich."

Mehr Flexibilität könnte helfen, die gebrauchten Stromer in den Markt zu bringen. Denn nun kommen immer mehr Elektroautos aus dem ersten Leasing-Zyklus  zum Hersteller zurück. Das Kraftfahrtbundesamt zählte 2021 mehr als 350.000 BEV-Neuzulassungen, den vorläufigen Höchststand erreichten sie 2023 mit knapp 525.000 neuen E-Autos.

Einer der Vorreiter war VW: Der ID.3 kam Ende 2020 in Deutschland auf den Markt. "Wir legen den Fokus zunächst auf den zweiten Zyklus", sagt Roth. "Wie sich das Leasinggeschäft beim dritten Zyklus entwickelt, bleibt abzuwarten.“

Aus Sicht der VW-Leasing-Geschäftsführerin profitieren vom Trend zum Leasing nicht nur Hersteller und Bank, sondern auch die Vertriebspartner. "Die Händler rücken mit jedem weiteren Leasingzyklus und den damit verbundenen After-Sales-Produkten näher an ihre Kunden heran und haben plötzlich wieder mit Kunden Kontakt, die früher in freie Werkstätten abgewandert wären", so Roth. „Die Kunden werden loyaler, gegenüber den Vertriebspartnern und gegenüber dem Konzern.“