Internes Schreiben: Viele Stellantis-Händler sind unzufrieden und wollen weg

Eigentlich wollte Stellantis das angeknackste Verhältnis zu seinen Händlern nach dem Abschied von Carlos Tavares wieder kitten. Doch bislang scheinen die Bemühungen wenig zu fruchten.

Denn dem Hersteller droht weiterhin ein Händler-Exodus: Mehr als 40 Prozent der deutschen Stellantis-Partner ziehen in Betracht, einzelne Standorte aufzugeben beziehungsweise den Vertriebsvertrag zu kündigen.

Das geht aus einem internen Rundschreiben des Stellantis-Händlerverbands JARFD hervor, das der Automobilwoche vorliegt. Darin informiert der Verband, der die Interessen der Jeep, Alfa Romeo, Fiat sowie Dodge und Ram-Partner vertritt, seine Mitglieder über die Ergebnisse einer Mitgliederbefragung.

An der Umfrage haben auch die Stellantis-Händlerverbände VCDP (Peugeot, DS, Citroen) und VDOH (Opel) teilgenommen.

"Die Stimmung im Netz ist nicht nur angespannt – sie ist resigniert", konstatiert ein Stellantis-Partner, der anonym bleiben will. Bereits 2024 hatten viele Partner die Reißleine gezogen und waren aus dem Netz ausgeschieden.

Dass sich dieser Trend 2025 fortzusetzen droht, dürfte auch daran liegen, dass die wirtschaftliche Lage schwierig ist. Im Rundschreiben spricht der JARFD eine "zum Teil sehr angespannte Liquiditätssituation im Handel" an.

Zudem fehlt den Händlern eine Planungsgrundlage für die Zukunft: Die Margen- und Bonusstruktur 2026 soll erst Ende September 2025 vorliegen. Und wie es 2027 weitergeht, ist noch völlig offen. Nach dem Aus für das Agenturmodell werden neue Händlerverträge erst noch verhandelt.

Zugleich sollen die Händler aber kräftig investieren: Bis Jahresende sollen alle Händler die neue externe CI umgesetzt haben, bis Ende 2026 auch die internen CI-Maßnahmen. "Die CI-Investitionen pro Marke – gerade im Multibrand-Betrieb – sind kaum noch wirtschaftlich tragbar", so der Händler.

Das spiegelt die Umfrage wider: Laut Rundschreiben haben 60 Prozent der Händler ihre Planung für die neue CI noch nicht abgeschlossen. Stellantis selbst beteuert indes, je nach Marke lägen 70 bis 80 Prozent der Partner im Zeitplan. "Die Unsicherheit im Stellantis-Netz wächst, wenn umfangreiche Investitionen auf unklare wirtschaftliche Perspektiven treffen", so der JARFD mit Blick auf die Umfrageergebnisse.

Um das Netz zu erhalten, fordert der JARFD unter anderem "Maßnahmen für nachhaltige Liquidität und Rentabilität", Kostensenkungen in allen Bereichen, verlässliche Vertriebskonditionen bis 2030 sowie Unterstützung bei den CI-Investitionen.

Ob Stellantis seinen Händlern finanziell spürbar entgegenkommt, ist indes fraglich. Denn der Konzern ist knapp bei Kasse, der Nettoverlust im ersten Halbjahr 2025 lag bei 2,3 Milliarden Euro.

Hinzu kommen teure Massen-Rückrufe für fehlerhafte Airbags und Nockenwellenketten in Dieselmotoren, die mehr schlecht als recht ablaufen: Aufgrund fehlender Teile, mussten Händler ihren Kunden zuletzt massenhaft bereits geplante Werkstatttermine wieder absagen. Für Unruhe bei Stellantis in Deutschland sorgte zuletzt außerdem der Abgang mehrerer Manager.