Gebrauchtwagenhandel: Warum zu viel Sonderausstattung den Restwert belastet

Der Wertverlust neuer Autos ist seit jeher hoch: 50 Prozent in drei Jahren sind keine Seltenheit. Doch es gibt große Unterschiede, und das gilt nicht nur beim Vergleich einzelner Modelle und Antriebsarten. Auch innerhalb einzelner Modellreihen ist die Bandbreite beträchtlich.

Ein entscheidender Faktor hierbei ist die Sonderausstattung. Je mehr ein Fahrzeug davon hat, desto höher ist der Wertverfall. "Sonderausstattung wertet immer stärker als das Grundfahrzeug ab", erklärt Martin Weiss, Leiter der Fahrzeugbewertung bei der Deutschen Automobil Treuhand (DAT). Gerade bei Fahrzeugen, die gemessen am Basispreis überproportional viele Sonderoptionen haben, könne es problematisch werden.

"Es gibt Fahrzeuge, bei denen ein Drittel oder mehr des Fahrzeugpreises auf Sonderausstattung entfällt. Diese Fahrzeuge verlieren prozentual stärker an Restwert, da die Gebrauchtfahrzeugkunden nur bereit sind, einen begrenzten Teil der Sonderausstattung zu vergüten", sagt Weiss.

Eine Berechnung der DAT zeigt den Effekt: Ein Mercedes C 220 Diesel-Kombi ohne Sonderausstattung für 61.900 Euro erzielt nach drei Jahren 31.800 Euro beziehungsweise 51,4 Prozent des Listenpreises.

Wird das gleiche Auto mit Sonderausstattung für 19.600 Euro vollgestopft – etwa ein Viertel des Gesamtpreises –, ist es nach drei Jahren trotzdem nur 36.500 Euro wert. Restwert: 44,8 Prozent.

Betrachtet man allein die Sonderausstattung, liegt deren Restwert bei mageren 23,9 Prozent. Ein VW Polo hingegen mit einem Basispreis von 19.800 Euro und Sonderausstattung für 2300 Euro – rund ein Zehntel des Gesamtpreises – erzielt nach drei Jahren noch 51,3 Prozent Restwert. Ohne Sonderausstattung sind es 54,8 Prozent.

"Je näher ein Auto an der Basis-Ausstattung ist, desto höher sind tendenziell die prozentualen Restwerte", sagt Weiss. Das liegt auch daran, dass viele Fahrzeuge mittlerweile schon in ihrer Basis-Variante gut ausgestattet sind und die wesentlichen "Must-Haves" bereits an Bord sind.

Fehlen aber Elemente, die Kunden als zwingend ansehen, schadet das dem Restwert des gesamten Fahrzeugs. "Fehlt beispielsweise bei einem Oberklassefahrzeug die Lederausstattung, gibt das einen stärkeren Abschlag", erklärt Weiss.

Wie stark der Wertverlust von Sonderausstattung letztlich ausfällt, hängt immer vom individuellen Fahrzeug ab, betont Weiss: "Das lässt sich pauschal nicht seriös beziffern."

Ein paar Richtwerte gibt es dennoch. Die höchste Wertstabilität weist laut DAT Sonderausstattung auf, die die Sicherheit verbessert. Beliebt sind auch Anhängerkupplung und Glasschiebedach.

Ausstattung ohne direkten praktischen Nutzen dagegen ruft die geringste Zahlungsbereitschaft hervor. Beleuchtete Einstiegsleisten etwa können nach drei Jahren bei zehn bis elf Prozent Restwert liegen.

Perspektivisch kündigt sich beim Thema Sonderausstattung außerdem ein Umbruch an: Immer mehr Hersteller führen Fahrzeuge mit optional zubuchbaren Funktionen ein, sogenannte Functions on Demand.

Damit entnehme man dem Auto Wertschöpfung, sagt Weiss: "Das senkt den Restwert erheblich". Zugleich gebe es nur geringe Aufpreis-Bereitschaft der Verbraucher, wenn sie die Wahl haben zwischen zwei identischen Fahrzeugen, von denen eines die Möglichkeit bietet, kostenpflichtig weitere Funktionen freizuschalten.

Zudem gibt es noch eine Reihe praktischer Probleme: Zur Bestimmung des Restwerts eines Fahrzeugs wird in der Regel die FIN abgefragt. Dabei lässt sich jedoch nur feststellen, ob Hardware verbaut ist, nicht aber, ob und wie lange sie noch aktiviert ist. "Das ist für den Restwert aber entscheidend", so Weiss.

Zudem könne es sein, dass Funktionen an den Nutzer gebunden sind. Wird das Auto verkauft, steht die Funktion nicht mehr zur Verfügung – mit entsprechenden Folgen für den Wert des Autos.