Nach dem Kauf der Mercedes-Niederlassung: Was die Sterne-Gruppe jetzt vorhat

Gerade erst hat die neu geformte Sterne-Gruppe den Zuschlag für die Mercedes-Niederlassung Ulm erhalten. In ihr haben sich die Autohausgruppen KreuterMedeleSchäfer und Abel+Ruf zusammengeschlossen, um gemeinsam am Bieterverfahren teilzunehmen. Doch Geschäftsführer Peter Schäfer denkt bereits einen Schritt weiter. 

Die Übernahme der Niederlassung Ulm soll nicht die letzte gewesen sein. "Wir sind grundsätzlich an weiteren Übernahmen interessiert", so Schäfer. Entscheidendes Kriterium: Ein geschlossenes Marktgebiet. Das haben die beiden Partner durch den Kauf der Ulmer Niederlassung erstmals geschaffen.

Zusammen kommen die beiden Mercedes-Partner nun auf ein durchgängiges Marktgebiet von rund 10.000 Quadratkilometern von Nordschwaben bis an die österreichische Grenze. "Dadurch können wir stabile Preise durchsetzen", sagt Schäfer.

Doch ein entscheidender Platz zwischen den beiden Partnern bleibt noch offen: die derzeitige Niederlassung Augsburg, die wie ein Stachel in das gemeinsame Geschäftsgebiet hineinragt. "Die Niederlassung Augsburg ist für uns sehr interessant", sagt Schäfer. Dass die Sterne-Gruppe hier unter den Bietern sein wird, dürfte also sicher sein. 

Kein Interesse besteht hingegen am Niederlassungsstandort Schwäbisch-Gmünd, der von Ulm abgetrennt wurde und etwas abseits gelegen ist. "Dieser ist bei anderen Händlern besser aufgehoben", so Schäfer.

Die neu gegründete Händler-Allianz dient jedoch nicht nur als Übernahme-Vehikel, sondern soll auch den Grundstein für ein Zusammenwachsen bis hin zu einer denkbaren aber derzeit nicht geplanten Fusion legen: Die Sterne Gruppe soll perspektivisch als zentraler Verwaltungs-Dienstleister sowohl für die bisherige Niederlassung als auch die beiden selbstständigen Autohausgruppen aufgebaut werden und so für mehr Effizienz sorgen.

"Unser langfristiges Ziel ist, das Backoffice vollständig zusammenwachsen zu lassen und alle Verwaltungsfunktionen, von der Lohnbuchhaltung über die IT bis hin zum Marketing in die Sterne-Gruppe zu verlagern", erklärt Schäfer. Dadurch habe man ein Maximum an Synergieeffekten während die einzelnen Einheiten vor Ort selbstständig und darum flexibel blieben. 

Die Erprobung dieses Plans beginnt mit der Übernahme. Da die Niederlassung Ulm kein eigenes Backoffice hat, werden dessen Aufgaben zunächst von Abel+Ruf und KreuterMedeleSchäfer als Dienstleister übernommen. Danach werden Funktionen schrittweise im Joint Venture zusammengelegt.

Schäfer ist überzeugt, dass das Konzept Schule machen wird. "Ich rechne fest damit, dass wir noch häufiger Kooperationen wie die unsere sehen werden."  Personalgemeinkosten seien mit Abstand der größte Kostentreiber der Branche. Das sei nur mit Skaleneffekten in den Griff zu bekommen.

"Bei uns betreut ein Serviceleiter zwölf Standorte. Das ist wesentlich effizienter als ein Serviceleiter für einen Betrieb. Und es macht keinen großen Unterschied, ob unser Serviceleiter künftig 13 Standorte betreut, solange sie geografisch nahe beieinander liegen."

Ein Selbstläufer sind Kooperationen wie diese nicht. Gelinge es nicht, eine gemeinsame Organisationsstruktur und vor allem eine klare Rollenverteilung zu schaffen, drohen Skalennachteile, sogenannte "Diseconomics of Sale", warnte unlängst Prof. Benedikt Maier vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA) in der Automobilwoche.

Grundsätzlich seien solche Fusionen und Kooperationen aber sehr sinnvoll und in Zukunft noch häufiger zu erwarten, so der Experte.

An ihren insgesamt 15 Standorten beschäftigen die Autohausgruppen KreuterMedeleSchäfer und Abel+Ruf über 1200 Mitarbeiter, davon knapp 300 Azubis. Addiert man die Erlöse der beiden Autohausgruppen, so kamen sie 2024 auf einen Umsatz von mehr als 575 Millionen Euro.

Mit der Niederlassung Ulm kommt Anfang Dezember ein weiterer Standort mit 200 Mitarbeitern hinzu. Die Anteile an der neu gegründeten Sterne-Gruppe orientieren sich an den Umsätzen der beiden Partner. KreuterMedeleSchäfer hält 73, Abel+Ruf 27 Prozent.