Mercedes verkauft erste Niederlassung: Sterne-Gruppe übernimmt Ulm/Neu-Ulm

Mercedes-Benz hat einen ersten Käufer für eine Niederlassung gefunden: Die Sterne Gruppe übernimmt den Standort Ulm/Neu-Ulm. Damit geht die erste Niederlassung an die beiden Autohausgruppen KreuterMedeleSchäfer und Abel+Ruf, die sich zur Sterne Gruppe zusammengeschlossen haben. Die Sterne Gruppe übernimmt den Betrieb Anfang Dezember 2025.

Die nun verkaufte Niederlassung Ulm / Neu-Ulm gehört zu den kleineren Standorten im Konzernnetz. Neben dem klassischen Autohausgeschäft mit Vertrieb und Service betreibt der Standort auch ein Lackierzentrum. Insgesamt sind in Ulm knapp 200 Mitarbeiter beschäftigt.

"Was wir bislang am Standort Ulm/Neu-Ulm kennengelernt haben, hat uns überzeugt: Es gibt ein hochmotiviertes und qualifiziertes Team", sagt Joachim Fellner, Geschäftsführer Abel+Ruf der Automobilwoche. "Durch die Übernahme haben sie nun eine klare Zukunftsperspektive“

Ursprünglich bestand die Niederlassung aus zwei Betrieben. "Die Niederlassungsstandorte Ulm/Neu-Ulm und Schwäbisch-Gmünd werden getrennt verkauft", so Fellner. Der Standort Schwäbisch-Gmünd sei noch nicht im Bieterverfahren gewesen.

Mit der Gründung der Sterne Gruppe legen die beiden Autohausgruppen den Grundstein für eine mögliche Fusion. Die Übernahme der Niederlassung könnte der Probelauf sein. Ihr bisherigen Standorte laufen zunächst weiter in Eigenregie. 

Die beiden Autohausgruppen kommen zusammen auf 15 Standorte und bedienen ein Marktgebiet von rund 10.000 Quadratkilometern. Sie beschäftigen über 1200 Mitarbeiter, davon knapp 300 Azubis.

"Die Niederlassung Ulm/Neu-Ulm war für uns das fehlende Puzzlestück, das nun die Marktgebiete der beiden Firmengruppen KreuterMedeleSchäfer und Abel+Ruf zwischen Nord- und Südschwaben verbindet“, sagt Fellner.

Die KreuterMedeleSchäfer Firmengruppe betriebt unter dem Namen "Autohaus Allgäu“ und "MedeleSchäfer“ zwölf Mercedes-Standorte mit rund 900 Mitarbeiter in Schwaben und Oberbayern. Abel + Ruf mit Sitz in Donauwörth, Nördlingen und Dillingen ist in Nordschwaben mit 320 Mitarbeitern vertreten.

Der Fokus der Sterne Gruppe liegt auf der Vermarktung der Marken Mercedes-Benz (Pkw, Van, Truck, Bus) sowie Smart, Ford, Fuso und Tremonia. Im Jahr 2024 erzielten die beiden Unternehmen einen Umsatz von mehr als 575 Millionen Euro.

"Unser Ziel ist es, ein finanzstarkes und zukunftsorientiertes Unternehmen zu sein, das die Marke Mercedes-Benz mit höchster Qualität und regionaler Verwurzelungen repräsentiert", so die Geschäftsführer Peter Schäfer und Lukas Ruf. 

Wer eine Niederlassung kaufen will, muss diverse Kriterien erfüllen. Früheren Angaben zufolge hat sich Mercedes verpflichtet, Niederlassungen nur an Investoren zu verkaufen, die den Tarifvertrag des Kfz-Handels anwenden.

Zudem müssen sie Handelsexpertise und unternehmerische Kompetenz mitbringen, wirtschaftliche Stärke und Investitionsbereitschaft aufweisen, sowie gegenüber Arbeitnehmervertretungen aufgeschlossen sein.

"Als Betriebsrat haben wir mit dem Unternehmen Standards und Rahmenbedingungen für mögliche Erwerber vereinbart und sind in den Prüfprozess involviert", sagte jüngst eine Sprecherin des Mercedes-Betriebsrats.

Kernpunkt ist eine Einmalzahlung, die je nach Voraussetzungen durchschnittlich 85.000 Euro pro Mitarbeiter betragen soll. Der Verkauf betrifft insgesamt rund 8000 Beschäftigte.

Weil bis Ende 2029 eine Beschäftigungssicherung gilt, muss der Betriebsrat den Verkauf mittragen, allerdings hält er die Entscheidung für grundsätzlich falsch. Insgesamt will sich Mercedes von 20 Niederlassungen und 80 Standorten trennen.

Das Interesse an der neuen Verkaufsrunde ist groß. Hier werden nicht nur Standorte verkauft, sondern auch Vertriebsgebiete. Gerade im Agenturmodell, in dem die Mercedes-Partner die Fahrzeuge im Namen des Herstellers vermitteln, ist dies entscheidend. Schließlich sind die Preise überall gleich.

Wer kann, bietet mit. Das dürfte etwa jeder zweite Partner aus dem Mercedes-Netz sein, schätzen Insider. Von den Mercedes-Riesen fehlt wohl keiner: Senger-Gruppe aus Rheine, Fahrzeug-Werke Lueg aus Bochum, Beresa-Gruppe aus Münster und die Jürgens-Gruppe aus Hagen sind Mercedes-Top-Player in Deutschland.

Auch ausländische Gruppen und Autohäuser, die bislang Mercedes In Deutschland nicht vertreiben, nutzen die Chance. Dazu gehört beispielsweise die Augsburger AVAG Holding, die derzeit in Österreich Mercedes verkauft. 

In der Branche kursieren auch Namen ausländischer Big Player wie Van Mossel (Niederlande), Pendragon (Großbritannien), Pappas (Österreich), Kestenholz und Merbag (beide Schweiz) sowie Hedin (Schweden).