Audi will Agenturmodell schon im Juli beenden

Audi kann es beim Abschied vom Agenturmodell im Geschäft mit Privatkunden gar nicht schnell genug gehen. Anstatt zum 1. Januar 2026 wollen die Ingolstädter ihre Elektroautos bereits ab 1.Juli wieder im klassischen Händler-Vertriebsmodell verkaufen.

Das bestätigte eine Audi-Sprecherin auf Nachfrage der Automobilwoche. Man wolle "gemeinsam mit unseren Audi-Partnern möglichst schnell stabile Rahmenbedingungen für unsere gemeinsame Zusammenarbeit schaffen." Zuerst hatte das Manager Magazin über den Agentur-Exit im Eilverfahren berichtet.

Ob der Plan aufgeht, ist allerdings noch offen. Voraussetzung für die vorzeitige Rückkehr zum selektiven Vertriebsmodell, in dem wie bisher die Verbrenner verkauft werden, ist die Zustimmung sämtlicher Audi-Partner, wie der VW und Audi Partnerverband (VAPV) erklärt.

Genau daran könnte es scheitern. "Ich habe meine Zweifel, dass das gelingt, da bestimmt jemand nicht zustimmen wird", sagt der Chef einer großen, auf den VW-Konzern spezialisierten Autohausgruppe. Er selbst habe jedoch seine Zustimmung bereits gegeben.

Dazu rät auch der Händlerverband. "Das Gesamtpaket der Rahmenbedingungen für diese Überführung bewerten wir als tragfähige Grundlage für eine zukunftssichere Gestaltung des Vertriebs batterieelektrischer Fahrzeuge innerhalb des bewährten Händlersystems", erklärt Alexander Sauer-Wagner, Präsident des VAPV.

Details nannte Sauer-Wagner nicht, Händlern zufolge gibt es jedoch im zweiten Halbjahr 2025 einen garantierten Bonus von 6,5 Prozent für jedes an Privatkunden verkaufte E-Autos. Das sei durchaus interessant, wie ein anderer Händler betont. Gleichwohl gebe es wohl einige Händler, die aktuell nicht zustimmen wollten.

Audi hatte das Agenturmodell für seine Elektroautos unter Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann nach dem Vorbild der Schwestermarke VW Pkw erst im März 2024 eingeführt, obwohl dieses schon damals in der Kritik stand. Händler etwa störten sich an der aus ihrer Sicht viel zu geringen Vergütung während gleichzeitig versprochene Entlastungen nicht eingetreten seien.

Der neue Audi-Vertriebsvorstand Marco Schubert leitete dann kurz nach Amtsantritt die Kehrtwende ein. "Es gibt durch die beiden Systeme einfach eine hohe Komplexität und zu wenig Klarheit für den Handel", begründete Schubert die Entscheidung Ende März im Interview mit der Automobilwoche.

Und durch geänderte Marktbedingungen, insbesondere den langsameren Hochlauf der E-Mobilität, hätten Audi und seine Partner die zwei parallelen Vertriebssysteme deutlich länger fahren müssen als geplant, so Schubert.

Neben der Komplexität dürften aber auch finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt haben, betonen Händler. "Volkswagen hat gemerkt, dass ihnen in der Agentur die Kosten auf die Füße fallen. Im Vertriebssystem mit den Verbrennern haben die Händler alle Lagerfahrzeuge in den Büchern. Bei BEV hat sie Volkswagen. Das belastet natürlich die Bilanz des VW-Konzerns enorm", sagte ein Händler Ende 2024 zur Automobilwoche.

Im selektiven Vertrieb wandern Lagerwagen und Vorführer wieder in die Bücher der Händler. Wie der Übergang ablaufen soll, werde derzeit noch entschieden, heißt es vom VAPV. Händler berichten jedoch, dass Audi den Partnern entgegenkommen wolle und nicht so viele Fahrzeuge in die Bücher der Händler wandern sollen wie ursprünglich geplant.

Neben Audi wechselt auch VW Pkw wieder in den selektiven Vertrieb. Die entsprechenden Verträge waren kurz vor dem Jahreswechsel gekündigt worden, damit zum 1. Januar 2026 die Rückkehr in den selektiven Vertrieb erfolgen kann. Angesichts der Entwicklung ist aber auch hier nicht ausgeschlossen, dass die Elektro-Agentur schon vorher beerdigt wird – auch wenn Deutschland-Vertriebschef Achim Schaible unlängst im Interview noch einmal Anfang 2026 bestätigte.

Der Agenturvertrieb sowohl für Verbrenner als auch E-Autos im Geschäft mit Großkunden bleibt indes weiter erhalten. "Wir sind im Volkswagen-Konzern im Großkundengeschäft schon seit Jahren erfolgreich im Agenturmodell. Daran halten wir auch fest", so Schubert.