Bosch verschärft seinen Sparkurs  – und streicht noch einmal 13.000 Jobs

Der Technologie-Konzern Bosch plant in der Mobility-Sparte einen weiteren massiven Stellenabbau. Das Unternehmen rechnet mit etwa 13.000 Jobs, insbesondere an seinen deutschen Mobility-Standorten, die wegfallen sollen. Das kündigte Bosch-Personalchef Stefan Grosch am Hauptsitz von Bosch in Gerlingen bei Stuttgart an.

Die Zeiträume für die Anpassungen seien unterschiedlich und reichten zum Teil bis Ende 2030. Der Schritt war bereits erwartet worden. Mobility-Chef Markus Heyn hatte im Automobilwoche-Interview vor einigen Tagen einen entsprechenden Bedarf angekündigt.

"Wir müssen dringen an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken“, so Grosch. Das Wachstum von rund zwei Prozent reiche nicht aus, um die steigenden Kosten zu kompensieren.

Bereits seit einiger Zeit gebe es sowohl in Verwaltung und Vertrieb als auch in der Entwicklung und Produktion deutliche Überkapazitäten durch die stark rückläufige Nachfrage. Fehlende regulatorische Rahmenbedingungen erschwerten die Etablierung neuer Technologien, wie etwa beim Wasserstoff. Auch verzögerten sich Zukunftstechnologien wie die Elektromobilität oder das automatisierte Fahren erheblich

Bei Bosch überlagern sich derzeit mehrere ungünstige Entwicklungen. Zum einen schlägt bei Bosch der Umstieg auf die Elektromobilität durch. Beispielsweise war Bosch einer der weltweiten Hauptlieferanten für Einspritzdüsen.

Dieses Geschäft bricht nun zunehmend weg. In Europa stagniert der Automobilmarkt seit Jahren. "Da entsteht zusätzlicher Druck“, so Thomas Pauer, Leiter des Geschäftsbereichs Power Solutions. Viele OEMs hätten zudem keine Verbrenner-Projekte mehr in Auftrag gegeben, da die Entwicklung mit der neuen EU7-Norm praktisch beendet sei
 

In Feuerbach sollen bis Ende 2030 rund 3500 Stellen gestrichen werden, davon 1500 im Werk. Hier habe auch der weltweit zurückgehende Dieselanteil signifikante Auswirkungen. In Feuerbach werden beispielsweise Einspritzdüsen für Verbrennungsmotoren hergestellt. Die Beschäftigung sollte durch das Engagement bei der Brennstoffzellentechnik zum Teil kompensiert werden. Der Durchbruch lässt aber weltweit auf sich warten.

In Schwieberdingen sollen in den Geschäftsbereichen Antrieb, Elektrokomponenten und Elektronik rund 1750 Stellen bis Ende 2030 wegfallen. Insbesondere die negative Entwicklung der Auftragslage sowie der langsamere Hochlauf von Zukunftstechnologien hätten hier den Druck zum Handeln erhöht.

Am Standort Waiblingen soll die Produktion für Verbindungstechnik bis Ende 2028 auslaufen. Hier sind 560 Stellen betroffen. Stückzahlen und Beschäftigung seien seit Jahren rückläufig, das Werk nicht mehr konkurrenzfähig. Weitere dort ansässige Tochtergesellschaften sollen jedoch erhalten bleiben.

Ebenfalls bluten muss der Standort Bühl in Baden, an dem Bosch Kleingetriebe für europäische Automobilhersteller entwickelt, industrialisiert und fertigt. Hier sollen bis Ende 2030 rund 1550 Stellen wegfallen. Betroffen sind alle Bereiche von der Verwaltung bis zur Entwicklung und Fertigung.

 Auch Homburg in Saarland droht ein massiver Aderlass. Hier fallen bis Ende 1250 Jobs weg. Die Aktivitäten des Geschäftsbereichs Power Solutions sollen im Werksteil Ost gebündelt werden. Damit sollen Synergien gehoben werden. Auch hier habe der schwindende Dieselanteil und der stagnierende Automobilmarkt einen wesentlichen Anteil.

Daneben sind auch die Verwaltung sowie die Zentrale in Gerlingen und darüber hinaus weitere Standorte betroffen.

In den vergangenen Monaten hatte der Konzern bereits häppchenweise und Standort für Standort seine Pläne publik gemacht. Zählt man die einzelnen Ankündigungen zusammen, ergibt sich ein Abbau von mehr als 9000 Stellen, der Hauptteil davon entfällt auf die Mobility-Sparte in Deutschland.

Dort sind aktuell noch rund 70.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Hälfte dieser Welle sei realisiert, sagte Grosch. Mit den 13.000 nun zur Disposition stehenden Stellen sind es nun 22.000 Stellen.

Zum Stichtag 31. Dezember 2024 beschäftigte die Bosch-Gruppe in Deutschland 129.800 Mitarbeiter. Diese Zahl stellt einen Rückgang um 4.400 Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr dar. Ende des Jahres dürfte der erneute Rückgang in der Bilanz sichtbar werden.

Zuletzt traf es beispielsweise Reutlingen, wo im Bereich für Steuergeräte rund 1100 Stellen wegfallen sollen. In der Lenkungssparte in Schwäbisch Gmünd sollen 1700 Stellen wegfallen.

Besonders betroffen ist auch der Bereich Cross Domain Computing Solutions, im dem eigentlich die Zukunft des Software-definierten Fahrzeugs entwickelt werden soll. Aber verschobene Projekte und der Einsatz von KI in der Entwicklung haben auch hier zu einem größeren Anpassungsbedarf geführt. Weltweit sollen hier rund 3.500 Stellen gestrichen werden, wovon etwa die Hälfte auf Standorte im Südwesten wie Leonberg oder Abstatt entfällt.

Grosch betonte, dass die Stellen möglichst sozialverträglich abgebaut werden sollen. Bei Bosch herrscht eine Beschäftigungssicherung bis 2027. Der Stellenabbau kann also zunächst nur auf freiwilliger Basis stattfinden, also etwa über Ruhestandsregelungen oder Abfindungen.

Wie viel Geld Bosch dafür in die Hand nehmen wollte, konnte Grosch nicht beziffern.  Das Unternehmen will nun in die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen über die Details gehen.

Eine gewisse Chance sieht Grosch in einer möglichen Änderung des Geschäftsumfelds. Dazu zählt beispielsweise eine veränderte CO2-Regulatorik, die andere Antriebsformen wie Plug-In-Hybride oder Range Extender für eine längere Zeit ermöglichen.

Dadurch könne wieder mehr Stabilität entstehen, um den Standort Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. Grundsätzlich stehe Bosch zu seinem Heimatstandort, dieser bleibe zentral, auch was die Zahl der Beschäftigten angehe. "Allerdings müssen wir uns effizienter aufstellen, um uns im hart umkämpften weltweiten Wettbewerb behaupten zu können.“