EU hält am Verbrenner-Aus fest – vorerst

Die mit Spannung erwartete Neuauflage des "Strategischen Dialogs" der EU-Kommission mit der europäischen Automobilindustrie endete am Freitag mit einer aufschiebenden Entscheidung. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte kein Abrücken vom Null-Emission-Ziel im Jahr 2035 an.

 Allerdings will sie nun schon im Dezember den Dialog fortsetzen und dann die bisherige CO2-Regulierung auf den Prüfstand stellen. Dies verlautete aus dem Umfeld der Beteiligten.

Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) reagierte nach dem Treffen enttäuscht. "Im nächsten strategischen Dialog im Dezember muss Klarheit geschaffen werden. Wir brauchen einen Abgleich der Ziele mit den Realitäten", forderte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Eine offizielle Mitteilung der EU-Kommission gab es unmittelbar nach dem Treffen nicht. Aus dem Umfeld der Teilnehmer hieß es, die Kommission und von der Leyen hielten den  Ausstieg aus der fossilen Verbrennertechnik ab 2035 weiterhin für "erreichbar."

Allerdings räumte die Kommission erhebliche Herausforderungen ein. Um dorthin zu gelangen, ist die Kommission zu einigen Kompromissen bereit. Welche sie dafür konkret erwägt, wurde am Freitag nicht offengelegt. 

Somit ist weiterhin offen, ob Europas Autoindustrie über 2035 hinaus auf Plug-in-Hybride, Range Extender oder auch Antriebe auf E-Fuels-Basis setzen kann. 

VDA-Präsidentin Müller begrüßte bei allem Verdruss aber das Vorziehen der Neubewertung am Ende diesen Jahres. Ursprünglich sollte dies erst im Herbst 2026. Dieser Schritt könne zu den erhofften Reformen führen, so der VDA.

"In entsprechenden Arbeitsgruppen sind die Fakten zu Energiepreisen, Rohstoffversorgung, Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur und viele weitere Indikatoren zu analysieren und zu bewerten."

Konkret fordert der VDA einen Verzicht auf die vollständige Absenkung des CO2-Ziels ab 2035 auf null Gramm CO2 pro Kilometer. Statt dessen sollten die Hersteller ihre Emissionen gegenüber dem Stichdatum nur noch um 90 Prozent statt 100 Prozent senken müssen.  

Vehementer Befürworter einer Abkehr vom Null-Emission-Ziel 2025 ist die konservative EVP-Fraktion im EU-Parlament. EVP-Fraktionschef Manfred Weber sieht diese Abkehr aber nicht als Attacke auf das Elektroauto.

Er verweist auf eine Reihe möglicher Lösungen, die von der Autoherstellern eingebracht wurden. So etwa der Vorstoß von Stellantis-Chef Antonio Filosa, Elektro-Kleinstwagen auf für den CO2-Flottenverbrauch anrechnen zu können. Dies würde es für Hersteller deutlich attraktiver machen würde, in dieses Fahrzeugsegment zu investieren. 

Auch sollen nach den Vorstellungen der EVP Hybride, Range Extender und E-Fuels-Antriebe aus dem Verbrennerlager herausdefiniert werden. Diese alternativen Antriebe sollen letztlich so behandelt werden, wie es in China mit den New Energy Vehicles (NEV) geschieht.

 

Industrievertreter wie BMW-Chef Oliver Zipse plädieren dafür, den CO2-Ausstoß nicht nur an den Abgasen sondern an den Emissionen entlang der kompletten Wertschöpfungskette zu bemessen. Argument: Damit würden die Bemühungen um Klimaneutralität in Produktion und Lieferkette gewürdigt.

Einen Verbündeten sieht die EVP dabei mittlerweile in der IG Metall. Die Gewerkschaft plädiert in einem gemeinsamen Statement mit dem VDA dafür, das harte Verbrenner-Aus aufzuweichen.