Autonomes Fahren: System von Huawei gewinnt an Bedeutung

Knapp 14 Monate nach dem Marktstart im April 2024 sind bereits mehr als eine Million Fahrzeuge mit Qiankun ausgestattet. Bei Qiankun handelt es sich um ein von Hauwei entwickeltes System für das autonome Fahren ähnlich dem Full-Self Driving (FSD) von Tesla. 

Jin Yuzhi, Chef des Huawei-Geschäftsbereichs Intelligente Automotive Solutions (IAS), sagte, dass das System inzwischen in 20 Fahrzeugmodellen eingesetzt wird. Das sei der nächste große Schritt des Tech-Riesen Huawei zum führenden Anbieter im Bereich Autonomes Fahren.

Die Chinesen bieten das System in verschiedenen Varianten an, darunter ADS SE, ADS Pro, ADS Max und ADS Ultra:

• ADS SE unterstützt grundlegende intelligente Fahrfunktionen, wie etwa adaptive Geschwindigkeitsregelung, Spurhalteassistent, Notbremsassistent, Totwinkelwarnung und Verkehrszeichenerkennung.
• Bei ADS Pro kommen weitere Assistenzfunktionen für die Autobahnnavigation und hinzu.
• ADS Max bietet verfeinerte Assistenzfunktionen für das autonome Fahren in der Stadt.
• In der höchsten Ausbaustufe ADS Ultra soll autonomes Fahren auf Level 3 auf Autobahnen möglich sein. Ein Level, das weltweit bislang nur der Siebener-BMW mit dem Personal Pilot L3 und Mercedes mit dem Drive Pilot in der S-Klasse und dem EQS anbieten. 

Mit der jetzt erreichten Ausstattungszahl von einer Millionen Fahrzeugen hat IAS seine Wachstumsziele übertroffen. Zum Marktstart im April 2024 hatte Jin Yuzhi angekündigt, dass bis Ende 2024 mehr als 500.000 Autos von zehn Marken mit dem System ausgestattet sein sollen. Nun sind es Mitte 2025 mehr als eine Million.

Das Modellspektrum, das man abdeckt, reicht vom Kompaktwagen für umgerechnet gut 17.000 Euro bis zur kürzlich vorgestellten Luxuslimousine Maextro für mehr als 100.000 Euro.

Audi hat beim Marktstart seiner wichtigen China-Stromer Q6L e-tron und Q6L Sportback e-tron bekannt gegeben, dass die höherpreisigen Varianten mit Huawei Qiankun ausgestattet sein werden.

Augustin Friedel weist jedoch darauf hin, dass man die jetzt genannte Zahl von einer Million ausgestatteten Fahrzeugen im Branchenkontext sehen muss. Er ist Associated Partner der Management- und IT-Beratung MHP und einer der führenden Branchen-Experten in Bezug auf Software Defined Vehicles und autonomes Fahren.

Da sei Qiankun in China inzwischen ein relevanter Player, aber: "Im ADAS-Markt ist die Position noch nicht dominierend: Laut Q1/2025-Daten liegt der Marktanteil bei einfachen Systemen unter fünf Prozent, bei fortschrittlichen Systemen bei rund zwölf Prozent. Hier haben Wettbewerber wie Bosch, Desay, Tesla oder BYD teilweise deutlich höhere Marktanteile."

Die große Stärke sieht Friedel nicht in dem ADAS-System selbst, sondern in der Einbettung in das Automotive-Ökosystem des Tech-Riesen: "Huawei kann mit einem breiten Spektrum an Lösungen unterschiedlichste OEM-Bedürfnisse abdecken – von Basissystemen bis zu hochentwickelten Fahrerassistenzfunktionen", sagt er.

"Die starke Wertschöpfungstiefe mit eigenen Chips, Sensoren, Software und KI-Trainingsinfrastruktur in der Cloud sorgt für hohe Effizienz, schnelle Anpassungsfähigkeit und Kontrolle über alle wesentlichen Systemkomponenten."

Eine wichtige Rolle für den Aufstieg von Qiankun spielen die Marken der Hima-Gruppe, die wiederum zum Huawei-Kosmos gehören. Die 2023 gegründete Harmony Intelligent Mobility Alliance, kurz HIMA, entwickelt neue BEV-Marken entwickelt. Huawei steuert Technologie, Software und Marketing bei, für die Produktion der Fahrzeuge geht man Kooperationen mit unterschiedlichen chinesischen Automobilherstellern ein.

Nach diesem Prinzip wurden innerhalb von knapp drei Jahren sechs Marken an den Markt gebracht:

• Stelato mit der BAIC-Group
• Aito mit Seres
• Luxeed mit Chery
• Die Luxusmarke Maextro mit JAC
• Shangjie mit SAIC

Natürlich sind die Hima-Marken vollgestopft mit allem, was das Produktportfolio des chinesischen Tech-Riesen zu bieten hat. Dazu gehören auch die ADAS-Lösungen von Qiankun: "Mit rund 50.000 verkauften Fahrzeugen pro Monat, also etwa 600.000 pro Jahr, tragen sie den Großteil zum Gesamtvolumen bei", stellt Friedel fest.

Allerdings ist Hima seiner Ansicht nach nicht nur wichtig für die Absatzzahlen. Die Marken sind als Testfeld und Datenquelle entscheidend für die Weiterentwicklung der Systeme: "Die gesammelten Fahr- und Nutzungsdaten fließen direkt in die Optimierung und Entwicklung neuer ADAS-Generationen ein, was Huawei einen deutlichen Innovationsvorsprung verschafft", betont Friedel.