Computer überwachen den Autofahrer – und künftig auch den Innenraum und das, was der Fahrer sieht. Ein neues System kombiniert diese Funktionen. Das hat gleich mehrere Vorteile.
Sensoren und KI überwachen den Fahrer eines Autos.
Millionen Verkehrsunfälle entstehen jedes Jahr durch menschliches Versagen: Müdigkeit, Ablenkung, zu lange Reaktionszeit. Fahrerüberwachungssysteme, sogenannte Driver Monitoring Systems (DMS), sollen diese Risiken minimieren.
Die israelische Tech-Firma Mobileye zeigt wenige Wochen vor der IAA eine neue Technologie, bei der sie die Fahrerüberwachung mit der Außensicht der Fahrzeugsensoren auf einem einzigen Chip zusammenführt.
Eine Infrarotkamera im Fahrzeuginneren erfasst dabei 60 Mal pro Sekunde die Augenbewegungen des Fahrers. Mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert das System Anzeichen von Müdigkeit oder Ablenkung.
Gleichzeitig gleicht es die Blickrichtung des Fahrers mit der aktuellen Verkehrslage ab: Übersehen Fahrer gefährliche Objekte, gibt das System gezielt Warnungen aus, bevor es zu spät ist.
"Unser neues DMS verbessert nicht nur die Integration von DMS und ADAS, sondern sorgt auch für eine natürlichere Zusammenarbeit zwischen Fahrer und Fahrzeug", sagt Nimrod Nehushtan, Executive Vice President bei Mobileye.
Für Fahrzeughersteller bietet die Lösung klare Vorteile: geringere Systemkosten, einfache Skalierbarkeit und die Erfüllung schärferer Sicherheitsvorgaben. Außerdem kann das Fahrzeug bei nachlassender Fahreraufmerksamkeit automatisch den Sicherheitsabstand vergrößern oder Tempolimits anpassen.
Während Mobileye technologisch weiter nach vorne schaut, macht der Mutterkonzern Intel einen überraschenden Schritt: Der Chipriese verkauft einen Teil seiner Mobileye-Aktien im Wert von rund 1,2 Milliarden US-Dollar.
Denn Intel steht zunehmend unter Druck: Margenschwache Geschäfte, starke Konkurrenz und hohe Investitionen bereiten dem Unternehmen finanzielle Probleme. Der Verkauf ist Teil einer größeren Strategie, um das eigene Kerngeschäft zu stabilisieren.
Vor acht Jahren noch sorgte Intel für Furore mit dem Kauf von Mobileye: 2017 zahlte der Halbleiterriese rund 15,3 Milliarden US-Dollar für das israelische Unternehmen, das auf Fahrerassistenz-Systeme und autonome Fahrtechnologien spezialisiert ist – eine der größten Tech-Übernahmen Israels überhaupt.
Damals versprach sich Intel einen strategischen Zugang zum boomenden Markt für automatisiertes Fahren. Die ehrgeizigen Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht.
Mobileye soll trotz des Anteilsverkaufs weiter eigenständig wachsen und bleibt für Intel strategisch wichtig. Doch der Schritt zeigt, wie sehr selbst große Tech-Konzerne aktuell zwischen Innovation und wirtschaftlichem Überlebensdruck balancieren müssen.
