Mercedes: Jürgens-Gruppe kauft Niederlassung Dortmund

Der Verkauf der deutschen Mercedes-Niederlassungen schreitet voran. Nachdem kürzlich mit Ulm eine eher kleine Niederlassung den Auftakt machte, folgt nun mit Dortmund die erste größere. Den Zuschlag erhielt in diesem Fall die Autohausgruppe Jürgens mit Sitz in Hagen. 

Zur Niederlassung Dortmund gehören neben dem Hauptstandort in Dortmund auch Betriebe in Unna und Lünen sowie ein Lack- und Karosseriezentrum. Die 290 Mitarbeiter sollen alle übernommen werden.

"Unsere Unternehmenswerte gründen auf Vertrauen, Wertschätzung und gegenseitigem Respekt. Auf der Grundlage dieser Werte möchten wir den Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Führungskräften der Niederlassungsbetriebe eine neue berufliche Heimat geben", erklärten die Eigentümer Claudia Fuhlar-Jürgens und Jürgen Jürgens.

Mit dem Kauf umfasst die Gruppe künftig 19 Standorte mit 1400 Mitarbeitern. Für die Jürgens-Gruppe bedeutet der Kauf den größten Wachstumssprung seit 2018, als sie sich mit Übernahme der Autohausgruppe Bald nahezu verdoppelt hatte.

Nach Zahlen des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) erzielte das Familienunternehmen 2024 mit fast 14.000 verkauften Autos einen Umsatz von rund 812 Millionen Euro. Dieser dürfte durch die Übernahme jetzt auf deutlich über eine Milliarde Euro klettern und dem Unternehmen einen Platz unter den 20 größten Autohändlern Deutschlands bescheren. 

"Als Vertriebsorganisation vertreten wir die Marke Mercedes-Benz seit fast 100 Jahren und zählen zu den größten Vertretern in Deutschland", erklärte Frank Döhring, Vorsitzender der Geschäftsführung. Zentraler Bestandteil der Unternehmensausrichtung seien Mitarbeiterorientierung und exzellente Kundenbetreuung. Die Niederlassung Dortmund solle nun in diesem Sinne weiterentwickelt werden.

Die Niederlassung Dortmund war nach Informationen der Automobilwoche aus Insiderkreisen hart umkämpft, da sie an das Geschäftsgebiet gleich mehrerer der größten deutschen Mercedes-Partner anschließt: Neben der Jürgens Gruppe bewarben sich demnach auch die Autohausgruppen Rosier, Senger, Lueg und Beresa.

Das große Interesse ist auch damit zu erklären, dass mit den Niederlassungen nicht nur Standorte, sondern auch Vertriebsgebiete verkauft werden. Gerade im Agenturmodell, in dem die Mercedes-Partner die Fahrzeuge im Namen des Herstellers vermitteln, ist dies entscheidend. Schließlich sind die Preise überall gleich.

Hinzu kommt, dass das Mercedes-Netz bereits sehr stark konsolidiert ist und es nur noch wenige Übernahmeoptionen gibt. Für viele Autohausgruppen sind die Niederlassungen daher eine der wenigen Chancen, mit Mercedes zu wachsen.

"Die Mercedes-Agenten sind allesamt wirtschaftlich sehr gefestigt und das Netz bereits sehr stark konsolidiert. Es gibt kaum noch Übernahmeoptionen", erklärte Frank Döhring im Mai im Gespräch mit der Automobilwoche. 

Wer eine Niederlassung kaufen will, muss diverse Kriterien erfüllen. Früheren Angaben zufolge hat sich Mercedes verpflichtet, Niederlassungen nur an Investoren zu verkaufen, die den Tarifvertrag des Kfz-Handels anwenden.

Zudem müssen sie Handelsexpertise und unternehmerische Kompetenz mitbringen, wirtschaftliche Stärke und Investitionsbereitschaft aufweisen sowie gegenüber Arbeitnehmervertretungen aufgeschlossen sein.

"Als Betriebsrat haben wir mit dem Unternehmen Standards und Rahmenbedingungen für mögliche Erwerber vereinbart und sind in den Prüfprozess involviert", sagte jüngst eine Sprecherin des Mercedes-Betriebsrats.

Kernpunkt ist eine Einmalzahlung, die je nach Voraussetzungen durchschnittlich 85.000 Euro pro Mitarbeiter betragen soll. Der Verkauf betrifft insgesamt rund 8000 Beschäftigte.

Weil bis Ende 2029 eine Beschäftigungssicherung gilt, muss der Betriebsrat den Verkauf mittragen, allerdings hält er die Entscheidung für grundsätzlich falsch. Insgesamt will sich Mercedes von 20 Niederlassungen und 80 Standorten trennen.