Rabattschlacht: China dreht der Autoindustrie den Förderhahn zu

Dem chinesischen Elektroauto-Markt könnte vielerorts bald die Luft ausgehen. Denn in einigen Regionen werden hohe Kaufanreize – etwa in Form von Prämien beim Eintausch älterer Fahrzeuge – bis auf Weiteres ausgesetzt, wie unter anderem Bloomberg mit Bezug auf chinesische Medien berichtet.

In mindestens sechs Provinzen wird die Förderung demnach gestrichen, da die Mittel knapp werden und chinesische Behörden den Verkauf sogenannter Null-Kilometer-Gebrauchtwagen überprüfen.

So sollen Händler massenhaft Neuwagen angekauft und registriert haben, um Prämien zu kassieren und die Fahrzeuge anschließend als de facto neuwertige Gebrauchtwagen in den Markt zu drücken. Die Überwachung von Gebrauchtwagenverkäufen im Land soll nun verschärft werden.

Verbraucher in China erhalten unter dem Förderprogramm bis zu 20.000 Yuan (ca. 2400 Euro) beim Kauf qualifizierter New Energy Vehicles (NEV). Es sollte eigentlich noch bis zum Ende des laufenden Jahres gültig sein, wird nun aber in Provinzen wie Guangdong, Henan und Zhejiang angehalten.

Denn wie aus den Berichten hervorgeht, hat Chinas Zentralregierung den Druck auf die Provinzen erhöht, eine ordnungsgemäße Verwendung der Fördermittel sicherzustellen.

Bei den Autoherstellern dürfte das zu Dellen beim Absatz führen: Laut der China Passenger Car Association (CPCA) nutzten allein im Mai rund 70 Prozent der privaten Autokäufer die Umtauschprämie.

Der chinesische Automarkt hat in dem Monat einen starken Schub bei den Neuzulassungen erlebt. Insgesamt wurden laut CPCA-Zahlen rund 1,9 Millionen Pkw neu zugelassen, das waren 13,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat und 10,1 Prozent mehr als im April.

Dieses Wachstum hat jedoch auch mit dem aggressiven Preiskampf zu tun, der dazu führt, dass viele Hersteller mit ihren Fahrzeugen kaum oder keinen Gewinn erzielen. Zuletzt hatte BYD seine Modelle abermals stark rabattiert, was GWM-Chef Wei Jianjun dazu veranlasste, der Branche in einem viel beachteten Interview schlechte Gesundheit zu attestieren.

Zudem sollen einige Hersteller ihre ambitionierten Absatzziele nur durch die Null-Kilometer-Gebrauchtwagen erreichen – kreative Buchführung zum Wohl des Aktienkurses. Das chinesische Handelsministerium will hier in Zukunft genauer hinsehen.

Überhaupt will Chinas Regierung dem Preiskrieg in der heimischen Autoindustrie ein Ende setzen. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) will seine Bemühungen verstärken, der sogenannten "Involution" des Marktes – einer Spirale der Selbstzerstörung – entgegenzuwirken.

Das MIIT wird laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua seine Aufsicht hochfahren, um ein geordnetes Marktumfeld zu gewährleisten.

Die Ankündigung folgt auf eine Initiative des chinesischen Verbands der Automobilhersteller (CAAM), der dazu aufgerufen hatte, den teilweise ruinösen Preiskampf zu unterlassen. Wenn nun auch noch die Förderung wegfällt, wird das den Druck auf die Unternehmen allerdings nicht gerade verringern.