Emil Frey räumt auf und setzt dabei auf altbewährte Manager

Emil Frey Deutschland macht den nächsten Schritt bei der Neuaufstellung. Um die hausgemachten Probleme zu beheben, setzt Europas und Deutschlands größte Handelsgruppe auf das Know-how bereits in den Ruhestand gegangener Manager.

Nach Michael Ziegler kommt auch Rudolf Wohlfahrt zurück. Der 2017 verabschiedete Ex-Deutschland-Chef zieht nicht nur in den Aufsichtsrat des Handelsriesen ein, sondern soll auch die Verantwortung für den deutschen Markt kommissarisch übernehmen.

Damit tritt er vorübergehend die Nachfolge von Wolfgang Kopplin an, von dem sich Emil Frey bereits im Frühjahr getrennt hatte. Als Deutschland-Chef musste er die Verantwortung für die Schieflage der Emil-Frey-Tochter übernehmen.

Bereits zuvor war Ziegler aus dem Ruhestand zurückgekehrt. Er hatte knapp zwei Jahrzehnte lang die Geschäftsbereiche EFA Autoteilewelt und EF Logistik aufgebaut. Er machte den Teilehandel für die Frey-Gruppe zu einer wichtigen Sparte. Im Frühjahr feierte er seinen 70. Geburtstag.

Sowohl Wohlfahrt als auch Ziegler sind erfahrene Manager. Beide waren lange in Führungspositionen bei der Emil-Frey-Gruppe tätig. Beide wissen also nicht nur, wie die Branche tickt, sondern auch das Unternehmen.

In der schwierigen Lage sorgt dies für eine gewisse Kontinuität beim Neuanfang. Sowohl Wohlfahrt als auch Ziegler gelten bei ihren operativen Aufgaben jedoch nur als Übergangslösung. Beide wissen aber, an welchen Stellschrauben zu drehen ist.

Dies sorgt für die notwendige Ruhe bei den Aufräumarbeiten. Anfang Juni hatte sich die Gruppe auch von Bernhard Linnenschmidt und Donat Pflug getrennt. Die beiden für den Einzelhandel zuständigen Geschäftsführer wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Für die Frey-Gruppe ist diese Art der Trennung ungewöhnlich. Trotz ihrer Größe ist die Schweizer Handelsgruppe eher von familiären Strukturen geprägt. "Bislang ist noch kein Manager ohne Handschlag gegangen", sagte ein Insider. Die nun ergriffenen Maßnahmen passten eigentlich nicht zur allgemeinen Unternehmenskultur der Autohausgruppe. Ein klares Zeichen für den in Zürich vorhandenen Ärger.

Linnenschmidt ist ein Urgestein der Emil-Frey-Gruppe. Mehr als zwei Jahrzehnte war er für den Autohändler aktiv. Seit Anfang 2019 war er Geschäftsführer Einzelhandel bei Emil Frey Deutschland. Bei Kollegen ist er hochgeschätzt.

Angekreidet wird ihm die Schieflage im Einzelhandel. Bei der Fahrzeugbewertung hat sich die Autohausgruppe wohl verschätzt. Elektroautos standen mit viel zu hohen Zahlen in den Büchern. Die habe man 2022/ 2023 völlig anders beurteilt, als es sich jetzt darstellt. "Man hat die Rückkaufverpflichtungen komplett falsch bewertet", sagt der Insider.

Laut den Veröffentlichungen im Unternehmensregister erzielte die Emil-Frey-Gruppe im Jahr 2023 in Deutschland einen Umsatz von rund 4,3 Milliarden Euro. Die EBIT-Marge betrug 1,3 Prozent bei einer laut Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe durchschnittlichen Umsatzrendite von 2,1 Prozent. Die falsche Fahrzeugbewertung dürfte die Rendite weiter unter Druck gebracht haben.

Die Emil-Frey-Gruppe ist Europas größte Autohandelsgruppe. Die deutsche Tochter ist die Nummer eins auf dem deutschen Markt. Im Jahr 2023 verkaufte sie hierzulande knapp 110.000 Fahrzeuge, davon waren rund 70.000 Neuwagen und etwa 40.000 Gebrauchte.