Im März verließ bereits Wolfgang Kopplin das Unternehmen, jetzt werden Bernhard Linnenschmidt und Donat Pflug freigestellt. Wer kommissarisch die Führung übernimmt.
Gehen getrennte Wege: Bernhard Linnenschmidt und die Emil-Frey-Gruppe.
Europas größter Autohändler Emil Frey zieht weitere Konsequenzen aus der Krise bei seiner deutschen Tochter: Das Führungsteam Bernhard Linnenschmidt und Donat Pflug ist mit sofortiger Wirkung freigestellt. Beide waren jahrelang in der Geschäftsleitung von Emil Frey Deutschland und für den Einzelhandel zuständig.
Dies erfuhr Automobilwoche aus Insiderkreisen. Ein Sprecher der Emil-Frey-Gruppe lehnte eine Stellungnahme ab: "Wir kommentieren personelle Angelegenheiten nicht."
Linnenschmidt ist ein Urgestein der Emil-Frey-Gruppe. Mehr als zwei Jahrzehnte war er für Europas größten Autohändler aktiv. Seit Anfang 2019 war er Geschäftsführer Einzelhandel bei Emil Frey Deutschland. Linnenschmidt war von Kollegen hochgeschätzt.
Bereits Anfang März trennte sich die Emil-Frey-Gruppe von Wolfgang Kopplin, der seit 2018 Deutschlandchef bei der Autohausgruppe war.
Für Kopplin gibt es nun einen kommissarischen Nachfolger: Europas größter Autohändler hat Rudolf Wohlfahrt aus dem Ruhestand zurückgeholt. Er ist nun Teil des Aufsichtsrats der Emil-Frey-Gruppe. Doch mit der vorübergehenden Leitung des Deutschlandgeschäfts gehen seine Aufgaben weit darüber hinaus.
Wohlfahrt war während seiner beruflichen Karriere mehr als zwei Jahrzehnte für die Autohausgruppe aktiv, zuletzt als CEO für Emil Frey Deutschland. 2017 ging er mit 66 Jahren in den Ruhestand.
Schon zuvor hat das Autohaus Michael Ziegler aus dem Ruhestand zurückgeholt: Ziegler, der das Teilegeschäft der Emil-Frey-Gruppe in Deutschland aufgebaut hat, soll es wieder in Ordnung bringen. Denn dieses sei "in einem katastrophalen Zustand gewesen“, so der Insider.
Grund für die jüngsten Personalien ist die Schieflage im Einzelhandel: Bei der Fahrzeugbewertung hat sich die Autohausgruppe wohl verschätzt. Elektroautos standen mit viel zu hohen Zahlen in den Büchern.
Die habe man 2022/2023 völlig anders bewertet, als es sich jetzt darstellte. "Man hat die Rückkaufverpflichtungen komplett falsch bewertet“, sagt der Insider. Dies führte laut dem Insider zu einem hohen Minus im deutschen Retailgeschäft. Von einem Verlust in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe ist die Rede.
Mittlerweile hat Emil Frey im deutschen Einzelhandel Gegenmaßnahmen eingeleitet. Es wurden Rückstellungen gebildet, und die teuren Rückläufer gehen nun in die Vermarktung, um das Minus im Nachhinein noch mindern zu können.
Die Emil-Frey-Gruppe ist Europas größter Autohändler, die deutsche Tochter ist die Nummer 1 auf dem deutschen Markt. Im Jahr 2023 verkaufte sie knapp 110.000 Fahrzeuge allein in Deutschland, davon waren rund 70.000 Neuwagen und etwa 40.000 Gebrauchte.
Zudem ist Emil Frey in Deutschland als Importeur für die Marken Mitsubishi, Subaru und Great Wall Motor aktiv. Teilehandel und Services rund das Angebot ab.
Insgesamt erzielte die Gruppe im Jahr 2023 einen Umsatz von rund 4,3 Milliarden Euro. Der Gewinn lag mit 1,3 Prozent (EBIT-Marge).
